Brilon. Die Stadt Brilon hat Post von der Bezirksregierung Arnsberg erhalten. Es geht um Brandschutz in der Kommune und die Zukunft der Feuerwehr.
Die Stadt Brilon hat es in der vergangenen Woche Schwarz auf Weiß aus Arnsberg erhalten: Sie kann auch die kommenden fünf Jahre auf eine hauptamtliche Feuerwehr verzichten. Dazu sind Mittlere kreisangehörige Städte dem Grunde nach zwar gesetzlich verpflichtet. Für eine sieben Tage rund um die Uhr einsatzbereite Sechser-Staffel würden rund 30 Feuerwehr-Profis plus das Führungspersonal benötigt. Wenn aber „der Brandschutz und die Hilfeleistung in der Kommune gewährleistet“ wird, kann die Bezirksregierung eine Ausnahmegenehmigung erteilen.
Die allerdings ist nicht umsonst zu bekommen, wie Bürgermeister Dr. Bartsch am Samstag vor rund 200 Vertretern von Feuerwehr und Politik am Gerätehaus in der Grimmestraße betonte: „Es gibt Bereiche, in denen die Wirtschaftlichkeit hinter dem Anspruch auf Daseinsvorsorge zurücktritt.“
Negativ-Beispiel: Rettungsdienstbedarfsplan
Die Zusammenlegung der beiden Notarztstandorte Brilon und Olsberg zeige, „zu welchen Ergebnissen Technokraten in ihrer Reißbrettgenauigkeit kommen“. Der gesetzliche Anspruch auf Erreichbarkeitszeiten „könne nicht allein das Maß struktureller Entscheidungen“ sein, zumal dann nicht, wenn diese Versorgungssicherheit von breitem ehrenamtlichen Engagement getragen werde.
Wie sehr dies in Brilon der Fall ist, zeigte sich Samstagnachmittag beim Wechsel in der Wehrführung und einer doppelten Fahrzeugweihe.
Komplett neue Führungsriege
Nach 12 Jahren an der Spitze der Briloner Feuerwehr - das sind zwei Amtsperioden - hat Stadtbrandinspektor Wolfgang Hillebrand (59) den Stab an seinen bisherigen Stellvertreter, Stadtbrandinspektor Thomas Bauerfeind (49) aus Alme übergeben. Und da mit Hillebrand auch sein bisheriger zweiter Stellvertreter, Wilfried Göbel (59, Messinghausen), aus dem Amt schied, besitzt die Feuerwehr mit Andreas Becker (Brilon) und Manuel Henke (Wülfte) nun eine komplett neue Führungsriege. Das entsprechende Anhörungs- und Wahlverfahren haben der Rat der Stadt und der Kreisfeuerwehrverband in diesem Spätsommer durchgeführt.
Als er 1976, gerade einmal 14 Jahre alt, bei der Briloner Feuerwehr eintrat, habe „jeder einen blauen Kombi und einen schwarzen Helm im Feuerwehrhaus hängen“ gehabt und manches Mal „mussten wir Fahrzeuge erst anschieben“, warf Wolfgang Hillebrand einen Blick zurück. Heute verfüge die Briloner Feuerwehr über einen „hervorragenden Fuhrpark“ und eine „sehr motivierte Truppe“. Selbst wenn auch „mal weniger Geld in der Kasse“ gewesen sei, habe die Stadt „ihre Feuerwehr immer mit dem Notwendigen versorgt“.
Zum Ende seiner Amtszeit als Wehrführer konnte Wolfgang Hillebrand noch einmal den symbolischen Fahrzeugschlüssel für zwei neue Einsatzwagen entgegennehmen: Für 406.867,19 Euro hat die Stadt Brilon ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20) angeschafft und für 68.878,71 Euro ein Mannschaftstransportfahrzeug (MTF) angeschafft
Erster Einsatz: Fingerring abflexen
Das HLF 20 ersetzt ein 26 Jahre altes LF 16/12. Das Fahrzeug dient der Sicherstellung des Brandschutzes im gesamten Stadtgebiet und ist das zuerst ausrückende Fahrzeug bei Bränden, Verkehrsunfällen, Menschenrettungen und auch bei automatisch ausgelösten Brandmeldeanlagen. Der 340 PS starke 18-Tonner verfügt u.a. über einen 2000 Liter fassenden Löschwasser- sowie einen 150 Liter großen Schaummitteltank, es hat drei tragbare Leitern an Bord, einen Stromerzeuger, eine hydraulischen Rettungssatz, Motor- und Rettungssäge, sechs Pressluftatmer, ein Mehrgasmessgerät und eine Wärmebildkamera.
Das hochgerüstete Fahrzeug ist bereits seit Juni im Einsatz, und gleich am Tage der inoffiziellen Inbetriebnahme war das neue technische Equipment benötigt worden - um mit einem Multifunktionswerkzeug im Briloner Krankenhaus einem Patienten einen für Trennschleifer zu widerstandsfähigen Titanring vom Finger zu flexen. Das neue MTF kann bis zu neun Personen befördern und dient stadtweit zur Einsatzunterstützung und für dienstliche Fahrten, wie etwa zu Schulungen im Zentrum für Feuerschutz in Meschede-Enste; außerdem steht es der Jugendfeuerwehr zur Verfügung.
Den kirchlichen Segen spendeten Pfarrer Rainer Müller für die evangelische und Pastor Ansgar Drees für die katholische Kirchengemeinde.
Bis 2025 fast sieben Millionen Euro im Investitionsplan
Dass sich die Stadt den Feuerschutz etwas kosten lässt und das Engagement der Feuerwehrmänner und -frauen nach Kräften unterstützt, führte Bürgermeister Dr. Bartsch anhand der von 2022 bis 2025 bereits in die Haushaltsplanung aufgenommenen Ausgaben aus: 4,71 Millionen Euro für Neu- und Umbauten bei den Gerätehausen, 1,75 Millionen Euro für neue Fahrzeuge und rund 252.000 Euro für Geräte und Ausrüstung.
Bürgermeister Dr. Bartsch bezeichnete es Zeichen von Größe, die Wehrführung in den aktuellen Umbruchzeiten in jüngere Hände zu legen. Hillebrand und Göbel hätten die Briloner Feuerwehr gut durch ihre Zeit geführt und auf die Zukunft hin ausgerichtet. Dass smit seinem Amtseid manchmal wohl „ein Widerspruch zu Wünschen und Forderungen der Kameradinnen und Kameraden“ verbunden gewesen sein, räumte Wilfried Hillebrand in seiner Abschiedsrede ein. Und auch hier zeigte er coram publico Größe: „Falls ich jemanden als Leiter der Feuerwehr verletzt oder brüskiert habe, so bitte ich um Verzeihung.“
Feuerwehr-Ehrenzeichen in Gold
Für seine Verdienste um das Feuerwehrwesen überreichten Bezirksbrandmeister Uwe Wiedenbeck (Winterberg) und stv. Kreisbrandmeister Uwe Schwarz (Olsberg) Wolfgang Hillebrand das Feuerwehrehrenzeichen in Gold.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Tambourkorps der Frw. Feuerwehr unter Leitung von Freddy Rennerich.