Hochsauerlandkreis/Lüdenscheid. Die Sperrung der Talbrücke Rahmede rüttelt die Arbeit von Speditionen im HSK kräftig durch. Nicht nur Umwege und Zeitverlust sind problematisch.
Seit dem 2. Dezember ist die Talbrücke Rahmede der A 45 bei Lüdenscheid gesperrt und wird nie wieder für den Verkehr freigegeben, da massive Schäden entdeckt worden sind. Mittlerweile steht fest, dass die Brücke neu gebaut werden muss. Das hat gravierende Folgen für den Verkehr. Wir haben bei heimischen Transport-Unternehmen aus Brilon, Olsberg und Medebach nachgefragt, welche Auswirkungen die Brückensperrung für sie hat.
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„Wir müssen wegen der Brückensperrung große Umwege machen, teilweise fahren wir - je nachdem, wohin es geht, bis zu 100 Kilometer mehr. Deshalb planen wir im Schnitt jetzt 1,5 Stunden mehr Fahrtzeit ein. Natürlich haben wir in unserer Planung Spielraum drin, aber die ganze Situation ist sehr unbefriedigend. Problem ist auch, dass die Ausweichstrecken überlastet sind“, erklärt Tanja Kerber. Sie ist Geschäftsführerin der Kerber Transporte GmbH Brilon. Zum Fuhrpark des Unternehmens, das 1952 gegründet wurde, gehören heute 52 Lkw, die in Deutschland und im EU-Ausland für namhafte Paketdienste und Neumöbelhersteller unterwegs sind.
Tanja Kerber: „Das wird einen Verkehrs-Kollaps geben.“
Tanja Kerber befürchtet, dass die Situation in Zukunft noch schlimmer werden könnte, da ja offenbar noch weitere A-45-Brücken marode sind. Ihre Einschätzung: „Das wird einen Verkehrs-Kollaps geben.“ Und das werde Konsequenzen haben. Denn eins stehe für sie fest: Die Ware muss rollen, sonst werden wir irgendwann leere Läden haben.“ Ihr Wunsch an die Politik: „Dass alle Brücken in Eilverfahren saniert werden.“ Lesen Sie auch: Tempolimit im HSK: Diese Städte wollen 30er-Zonen ausweiten
Das wünscht sich auch Arno Kesting. Er ist Geschäftsführer der Spedition ETS-Transporte Olsberg. Die Sperrung der Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid stellt auch sein Unternehmen jeden Tag vor besondere Herausforderungen. „Für uns hat die Sperrung sehr große Auswirkungen. Je nachdem, wo wir hinmüssen, müssen wir 50 bis 100 Kilometer Umwege fahren. Wenn wir über Kassel fahren müssen, können es auch schnell mal 160 zusätzliche Kilometer sein“. Das verursache natürlich zusätzliche Kosten. Sein Fazit: „Für Transportunternehmen ist das eine Katastrophe. Da leidet die ganze Branche drunter.“
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Sehr schwierig sei es, verbindlich zu kalkulieren, Zeitpläne aufzustellen und einzuhalten. Ein großes Problem sieht der heimische Unternehmer auch darin, dass man gar nicht wisse, wie lange dieser Zustand am Ende dauern wird: „Wir haben überhaupt keine Planungssicherheit. Auf Jahre hin ist da ja kein Ende in Sicht.“ Die Spedition ETS transportiert vor allem Gefahrgut und Flüssiggas. Insgesamt sind 16 Lkw für den Betrieb im Einsatz. Leid tun Arno Kesting die Anwohner in Lüdenscheid, die Tag und Nacht nun einer enormen Verkehrsbelastung ausgesetzt sind. Dort durchzufahren ist für ihn keine Option. Er berichtet, dass ein Fahrer einmal eine Ausnahme gemacht hat. Das sei allerdings keine gute Idee gewesen: „Die Fahrt durch die Stadt hat dreieinhalb Stunden gedauert. Das war garantiert das erste und letzte Mal.“ Mit Blick auf die Zukunft findet Arno Kesting, dass das Brückenproblem viel schneller gelöst werden müsste: „Es muss einen festen Zeitplan geben und der muss dann auch verbindlich eingehalten werden.“
Gerät der Zeitplan in Verzug, wird es schwierig wegen der Ruhezeiten
Nadja Eckert ist Disponentin für den Güterkraftverkehr bei der Spedition Klaholz in Brilon. Sie beschreibt sehr anschaulich, wie sich die Brückensperrung für das Transportunternehmen durch alle Unternehmens-Bereiche auswirkt: „Es fängt bei der Disposition an. Wir müssen alternative Strecken suchen. Das kostet Zeit. Die Fahrer müssen teilweise weite Umwege machen, vor allem wenn sie in Richtung Ruhrgebiet, Köln und Saarbrücken unterwegs sind. Auch das kostet Zeit und verursacht höhere Kosten. Gerät dann der Zeitplan in Verzug, haben die Kunden teilweise wenig Verständnis dafür, wir müssen uns rechtfertigen, nach Lösungen suchen. Und auch für die Fahrer ist die Situation nervig. Sie müssen Umwege fahren. Da ist dann oft auch Stau oder nur Stop-and-Go-Fahren möglich, weil natürlich alle nach Ausweichstrecken suchen. Gerät dann der Zeitplan in Verzug, wird es schwierig wegen der Ruhezeiten, die eingehalten werden müssen.“ Insgesamt sind für die L.Klaholz Speditionslogistik deutschlandweit ca. 35 Lkw unterwegs. Transportiert wird vor allem Handelsware und Holz/Spanplatten.
Keine Probleme bei der Alfons Brass Spedition und Lagerei GmbH
Kaum Auswirkungen durch die Autobahnsperrung spürt dagegen die Alfons Brass Spedition und Lagerei GmbH, die einen Standort in Medebach-Oberschledorn hat. Von dort heißt es: „Im Tagesgeschäft ergaben sich bisher keine nennenswerten Auswirkungen für unseren Fuhrpark.“ Weitere Standorte sind in Korbach, Bad Arolsen und Stadtallendorf. In der Brass-Gruppe sind 600 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt.