Alme. Vor 10 Jahren hat sich der Förderverein zur Rettung des Almer Freibades gegründet. Und es gibt immer wieder neue Projekte und Ideen.
Drei Grad, trüber Himmel, Abdeckplanen, Baustelle – Freibadfeeling geht anders, ist im Dezember aber natürlich auch gar nicht angesagt. Doch nach der diesjährigen Corona-Zwangspause soll es Badespaß im nächsten Sommer im Almer Badcelona wieder geben. Mit Corona-Hygienekonzept und einem komplett umgestalteten Eingangs-, Aufenthalts- und Sanitärbereich soll in der nächsten Saison das Freibad wieder zum Besuchermagneten werden.
Inventar aus dem Lagunenbad
Die Sommersaison 2020 ist wegen der Pandemie buchstäblich komplett ins Wasser gefallen. Doch Rüdiger Sürig und Friedhelm Ebers sind sicher, dass sich hier im nächsten Sommer wieder viele Familien tummeln werden. Die beiden Almer gehören dem Vorstand des Fördervereins „Almer Freischwimmer“ an, der in diesem Jahr sein 10-jähriges Bestehen feiert. Außerdem sind sie Geschäftsführer im Betreiberverein des Bades.
Im Gespräch mit der WP verraten die beiden, womit das Badcelona im Sommer 2021 punkten will. Mit südländischem Flair zum Beispiel. Das soll im neuen Café- und Bar-Bereich aufkommen.
Palmen und Cocktailbar aus dem Lagunenbad
Für die Ausstattung haben sich die Almer in Willingen eingedeckt. Da das Tropenbad zurzeit komplett umgebaut wird, gab es dort interessante Dinge zu kaufen: Cocktailbar, Palmen, Kücheninventar, Tische und Stühle werden künftig in Alme für eine sommerliche Auszeit in coolem Ambiente sorgen. Der Eingangsbereich wird dafür neu gepflastert und mit einer Pergola überdacht.
Komplett saniert und erweitert wird auch der angrenzende Dusch- und Sanitärbereich. Besondere Akzente sollen Fliesen in Anlehnung an die Kunst des bekannten spanischen Künstlers und Architekten Antoni Gaudi finden, erzählt Rüdiger Sürig und zeigt ein paar Muster. Die Gesamtkosten für diese Arbeiten belaufen sich auf rund 60.000 Euro, die aus städtischen und eigenen Mitteln finanziert werden sollen.
Behindertengerechter Umbau
Und es gibt noch weitere Zukunftspläne: Mit Hilfe von Fördermitteln möchten die Almer Sanierungsarbeiten an den Becken durchführen und das Badcelona zu einem barrierefreien und seniorengerechten Familienbad weiter entwickeln.
Das Nichtschwimmerbecken ist seit der Eröffnung 1978 nur punktuell saniert worden, heißt es dazu in dem Förderantrag. Problem ist demnach, dass sich immer wieder – auch während der Badesaison - Fliesen in der Treppe lösen und Verletzungsgefahr besteht. Deshalb soll die Treppenanlage saniert und in diesem Zuge mit einer behindertengerechten Rampe ausgestattet werden. Außerdem sollen der Beckenkopf und der Überlauf saniert werden.
Sollte der Förderantrag genehmigt werden, ist außerdem der Neubau barrierefreier Sanitärlangen mit Umkleidebereich geplant. Darüber hinaus könnte dann das Kinderplanschbecken saniert und mit einer mobilen Rampe versehen werden. Auch in diesem Becken, das Besuchermagnet für Familien mit kleinen Kindern ist, gibt es immer wieder Probleme mit Fliesenbruch. Als Gesamtkosten für alle Maßnahmen sind rund 145.000 veranschlagt. Den Eigenanteil in Höhe von zehn Prozent will der Betreiberverein aus Rücklagen oder diversen Spenden finanzieren.
Hoffen auf Förderprogramm
„Das alles können wir natürlich nur umsetzen, wenn die Förderung des Landes NRW bekommen“, erklärt Rüdiger Sürig. Dabei handelt es sich um einen „Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten“ in den Jahren 2020 und 2021. Um davon profitieren zu können, hat der Betreiberverein des Freibads Alme die Aufnahme in die Prioritätenliste der Stadt Brilon für dieses Unterstützungsprogramm des Landes beantragt.
In der Begründung verweisen die Antragsteller darauf, dass die geplanten Maßnahmen auch aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht des Betreibers in den nächsten Jahren notwendig seien und dass die barrierefreien Zugänge auch Menschen mit Behinderung und Senioren die Nutzung der Schwimmanlage ermöglichen. Sollten die Fördermittel gewährt werden, könnten die Arbeiten im Anschluss an die Saison 2021 in Angriff genommen werden, so dass 2022 dann alles fertig wäre, erklärt Friedhelm Ebers.
10 Jahre Freibad-Förderverein
Mit viel Engagement, Eigeninitiative und Ideen betreiben die Almer nun schon seit einigen Jahren ihr Freibad in Eigenregie. Bestes Beispiel dafür ist sicherlich, dass das „Badcelona“ heute Deutschlands einziges Dampfmaschinen beheiztes Freibad ist. Das war ein entscheidender Schritt, der es ermöglicht hat, das Freibad zu erhalten. Denn im Frühjahr 2010 stand die Freizeiteinrichtung vor dem Aus. Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung gab es von Seiten der Stadt die Überlegung, das Freibad zu schließen. Das wollten die Almer so nicht hinnehmen und so kam es am 9. Dezember zur Gründung des Fördervereins und es wurde nach Zukunftskonzepten gesucht.
Ein Jahr später Betreiberverein gegründet
Im März 2012 gründete sich schließlich zusätzlich zum Förderverein der Betreiberverein, um das renovierungsbedürftige Freibad in Eigenregie zu übernehmen. Die Stadt Brilon unterstützt das Almer Freibad jährlich mit einem Zuschuss von 40.000 Euro. „Uns war damals klar, wenn wir das Bad nicht in Eigenregie übernehmen, dann wird der Schlüssel rumgedreht“, erklärt Rüdiger Sürig rückblickend. 1976 war das städtische Freibad als beheiztes Freibad eröffnet worden. Doch um die steigenden Betriebskosten zu senken, wurde das Bad ab 1996 nicht mehr beheizt. Folge: Die Besucherzahlen sanken. „Uns war es ganz wichtig, das Wasser wieder beheizen zu können, denn sonst kommen viele Familien mit ihren kleinen Kindern nicht zum Schwimmen. Und wir haben Recht behalten. Seitdem das Wasser erwärmt wird, kommen die Leute wieder“, so Friedhelm Ebers.
Dampfmaschine heizt Bad und Gemeindehalle
Um die Beheizung möglich zu machen, wurde intensiv nach einer Lösung gesucht und schließlich im Rahmen einer Projektarbeit der Fachhochschule Münster eine geniale Lösung gefunden. Als Heizquelle dient heute eine Dampfmaschine aus dem Jahr 1953, mit der ein Sägewerk in der Nähe Strom erzeugt. Die Abwärme wird genutzt, um im Sommer das Freibad und in den kühleren Monaten den angrenzenden städtischen Gebäudekomplex mit Gemeindehalle und Feuerwehrgerätehaus auf eine angenehme Temperatur zu bringen.
Zehn Jahre voller Aktivitäten
Zum Bau der Fernwärmeleitung gab es 2012 einen besonderen Spatenstich: Die Gräfin von Spee, eine leidenschaftliche Metallkünstlerin, schweißte im Beisein von vielen Schaulustigen die ersten Naht. Folgende Maßnahmen hat der Förderverein in Zusammenarbeit mit dem Betreiberverein in den vergangenen Jahren neben dem Beheizungskonzept durchgeführt: Drei Rutschen im Nichtschwimmerbereich, Aufbau der „Badceburg“, Beschattung des Kinderplanschbeckens, Optimierung des Kioskbereich und der sanitären Anlagen und die Sanierung des Beckenkopfes und der Schwallrinne im Schwimmerbecken. Der Förderverein hat eine Reihe von Events angeboten: Kasperltheater, Kinderbelustigung, Nachtschwimmen, Hot-Friday-Schwimmen, Sponsorenschwimmen, Waffeln backen, Sommerpartys.
In den ersten Jahren war Andrea Adams Motor des Fördervereins. Sie war bis 2017 erste Vorsitzende und anschließend noch im Beirat aktiv. Inzwischen ist sie nach Aurich verzogen. In den ersten Jahren war sie, so Rüdiger Sürig „der Motor des Fördervereins“. Heute hat der Förderverein rund 250 Mitglieder.