Winterberg. Das Hin und Her um die Corona-Regeln in NRW sorgt bei ausländischen Gästen in Winterberg für Chaos. Wer blickt da durch? Vielen platzt der Kragen.
Das Corona-Chaos hört nicht auf. So empfinden es viele Menschen in Winterberg. Besonders die Tourismusbranche ist verärgert und fordert klarere und nachvollziehbarere Vorgaben
Die Coronaschutzverordnungen ändern sich ständig und sind von Region zu Region teilweise komplett unterschiedlich. Besonders die Betreiber von Ferienwohnungen kritisieren das scharf. Verständnis und Unterstützung kommt von der Stadt selbst. So versucht der Tourismuschef von Winterberg, Winfried Borgmann, regelmäßig in einem Newsletter die Regelungen zu erklären. Und das ist gar nicht so einfach.
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Kritik an der Landesregierung in Düsseldorf
Dabei kann er sich Kritik an der Landesregierung in Düsseldorf nicht verkneifen. So weist er in dem aktuellen Newsletter darauf hin, dass „trotz einer EU-weiten Absprache zur Vereinheitlichung der Reiseregeln“ die bisherigen Einreiseregeln in Deutschland unverändert seien. Besonders für Hochrisikogebiete gelten hierzulande besondere Einreiseregeln. Das betreffe besonders Länder, aus denen viele Touristen nach Winterberg kämen: Dänemark, Niederlande und Belgien. Borgmann macht außerdem deutlich: „Wer aus diesen Ländern nach Deutschland einreist und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, darf bestimmte Angebote nicht wahrnehmen.“
Kinder sollen getestet werden
Vor allem Kinder seien betroffen, weil sie in den meisten Fällen noch nicht vollständig geimpft oder genesen seien. Und auch wenn Kinder allgemein vollständig Geimpften gleichgestellt würden, so müssten sie, wenn sie aus einem Hochrisikogebiet nach Winterberg kommen, die fünftägige Quarantäne einhalten. Hinzu kommt, dass Kinder bis 15 Jahre von einer Testpflicht befreit sind und somit bei 2G-Plus Angeboten (zum Beispiel Schwimmbad, Restaurant) keinen Testnachweis vorlegen müssen. Schülerinnen und Schüler würden nämlich gemäß den NRW-Regeln aufgrund ihrer Teilnahme an den verbindlichen Schultestungen als getestete Personen gelten. Und auch wenn einige Kinder derzeit ihre Ferien in Winterberg verbringen und demnach gerade nicht regelmäßig getestet würden, fielen diese unter die Ausnahmeregelung.
„Wir hätten uns in dieser Hinsicht verständlichere, eindeutigere und auch verlässlichere Regelungen gewünscht, hören aber aus dem zuständigen Ministerium, dass an den bestehenden Regeln in diesem Bezug keine Änderung vorgenommen wird. Dennoch bleibt es in unser aller Interesse, dass wir mit der notwendigen Vorsicht und Rücksicht handeln“, mahnt Borgmann. So sei auch seine Bitte zu verstehen, die Kinder um eine regelmäßige Testung zu bitten, sofern sie aktuell nicht an den Schultestungen teilnehmen würden. „Angesichts der momentan allgemein sehr dynamischen Infektionslage sehen wir in dieser Teststrategie einen wichtigen und hilfreichen Beitrag“, so der Tourismuschef.
Eine moralische Verantwortung
Das sieht Frank Güttler genau so. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Nicole Gerwarth firmiert er unter dem Namen „stay cozy apartments“ und betreibt zwei Ferienwohnungen in Winterberg. Er werde von den Kindern auch Testnachweise verlangen. Obwohl der Aufwand schon jetzt enorm hoch sei, lasse er sich sämtliche Nachweise bereits im Vorfeld zusenden. Da er und Gerwarth nicht immer selbst vor Ort seien, würden dann die weiteren Kontrollen der Tests und Papiere von einer Reinigungskraft bei der Schlüsselübergabe durchgeführt. Auch wenn die Umsetzung nicht immer einfach sei, habe man alleine schon eine „moralische Verantwortung“, sagt er.
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Er sei froh, dass Winfried Borgmann regelmäßig und gut informiere. Allerdings: „Ich möchte nicht in seiner Haut stecken in diesem Chaos durchblicken zu müssen“, sagt Güttler. Denn die Vorgaben aus Düsseldorf seien teilweise nicht immer nachzuvollziehen. Katharina Jäger sieht das genau so. Mit ihrem Unternehmen K&S Homeservice betreibt sie insgesamt 50 Ferienwohnung im Fichtenweg und am Waltenberg in Winterberg. Sie ärgert sich sehr über die neuen Coronaschutzverordnungen. „Da ändert sich ständig etwas und keiner blickt dann so richtig durch“, schimpft sie. Mit einigen Gästen sei sie diesbezüglich schon aneinandergeraten. Teilweise werde es sehr unschön. Einen besonders krassen Fall habe sie mit einer dänischen Familie erlebt.
Die habe sie nach Ankunft aufgrund der damals gültigen Regelungen wegschicken müssen. „Der Mann ist aggressiv geworden und die Frau war kurz vorm Heulen“, sagt sie. Wenige Stunden später sei diese Vorgabe aber wieder gekippt worden. Die Dänen hätten also bleiben können, wenn sie frühzeitig davon erfahren hätte. „Das ist doch absurd“, sagt Jäger. Am Ende müsste sie die Entscheidungen aus Düsseldorf umsetzen. Das habe beispielsweise einen Gast so in Rage versetzt, dass er ihr, laut Jäger, fast die Tür eingetretene und auf übelste beschimpft habe. Neben Gästen, die mutwillig falsche Impfzertifikate versuchten vorzulegen, habe sie auch mit ausländischen Besuchern zu tun, die sich falsch informiert hätten. Dabei würden alle, die gebucht hätten, zwei Tage vor Ankunft über die lokalen Corona-Vorgaben aufgeklärt. Doch die geltenden Regelungen könnten dann schon wieder andere sein. „Ich bin echt tierisch sauer“, sagt sie. In jedem Fall werde sie aber weiterhin den Empfehlungen Borgmanns folgen und sich auch von den Kindern einen Corona-Test vorzeigen lassen.
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Ganz so krasse Erfahrungen hat der Winterberger Stefan Schneider, Besitzer vom Skiverleih Schneider im Fichtenweg, noch nicht gemacht. Über seinem Geschäft betreibt er eine moderne Ferienwohnung. Natürlich habe er schon dubiose Buchungsversuche erlebt. „Wir kontrollieren aber jeden genau und persönlich vor Ort“, sagt Schneider. Bereits im Vorfeld würden die meisten Ungeimpften von einer Buchung Abstand nehmen, wenn sie merken würden, dass er die 2G-Regel genau kontrollieren würde. Er sei froh, dass Winfried Borgmann immer wieder versuche, die schwer verständlichen Vorgaben für die Ferienwohnungsbesitzer zu übersetzen. Denn die gingen schon „kreuz und quer“.