Brilon/Marsberg. Brilon und Marsberg sind Rotlicht-Spitzenreiter, Willingen dagegen ist seit 40 Jahren Sperrbezirk. Gibt es deshalb viel kleinen Grenzverkehr?

Der Hochsauerlandkreis ist eine der Rotlicht-Hochburgen im Regierungsbezirk Arnsberg. Zum Jahreswechsel 2020/21 boten hier 99 Prostituierte legal ihre Dienste an. Das ist die höchste Zahl aller Landkreise, lediglich für Bochum (119) und Dortmund (589) meldet IT.NRW mehr. Bemerkenswert: Brilon ist neben Bochum die einzige kommunale Gebietskörperschaft, in der die Zahl der Prostituierten im ersten Corona-Jahr gegenüber 2019 sogar zugenommen hat, wenngleich auch nur um drei Anmeldungen. Zum 30. Juni lagen dem HSK insgesamt 89 gültige Gewerbeanmeldungen vor, davon entfielen 27 auf Brilon und 25 auf Marsberg.

Was nicht unbedingt ein Zufall ist. Denn die in Brilon angemeldeten Etablissements befinden sich alle im Süden der Stadt des Waldes, in nächster Nähe zur Tourismus- und Partyhochburg Willingen. Und deren Gemeindegebiet ist Sperrbezirk. Eine entsprechende Verordnung, so eine Sprecherin der Gemeindeverwaltung, sei bereits im Frühjahr 1982 bei der Bezirksregierung in Kassel beantragt und erlassen worden - und die sei bis heute gültig. Statistisch belegen lässt sich ein spezieller kleiner Grenzverkehr allerdings nicht.

Wie groß ist die Dunkelziffer?

Anders auf der westfälischen Seite. Hier, so die Stadtverwaltung Brilon auf Anfrage der WP, ist der Hochsauerlandkreis auf Basis des 2017 in Kraft getretenen Prostituiertenschutzgesetz als Sonderordnungsbehörde für das Rotlicht-Milieu zuständig. Die Sperrgebietsverordnungen hatten den Sinn, generell „gewisse Bereiche zum Beispiel vor Jugendgefährdung zu schützen“.

Heute regelt der § 14 des Prostitutionsgesetzes den Betrieb als Einzelfall-Entscheidung anhand der konkreten örtlichen Gegebenheiten. So ist die Genehmigung zu versagen, wenn sich außer der „Gefährdung der Jugend“ auch mögliche „schädliche Umwelteinwirkungen im Sinne des Bundesimmissionsschutzgesetzes oder Gefahren oder sonstige erhebliche Nachteile oder Belästigungen für die Allgemeinheit“ zu befürchten sind.

kfd-Themenabend über Prostitution

„Biblisch-theologische und sexualethische Perspektiven zu Prostitution“ lautet das Thema eines Online-Themenabends, zu dem der Diözesanverband Paderborn der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) einlädt. Die Veranstaltung der Serie kfd aktuell findet am Freitag, 23. Juli, von 19 bis 20.30 Uhr, auf der Plattform Zoom statt. Natalie Eleyth, die an der Uni Bochum an der Evangelisch-Theologischen Fakultät zu diesem Thema promoviert, wird aus verschiedenen Perspektiven eine Einführung in das gesellschaftlich umstrittene Feld Prostitution geben. Die Teilnehmerinnen bekommen einen Einblick in die aktuelle Diskussion und können eigene Ansichten und Fragestellungen einbringen und diskutieren.Die kfd möchte sich dazu positionieren und dazu unterschiedliche Sichtweisen sammeln. Die Teilnahme an dem Seminar ist kostenfrei. Anmeldungen bitte schriftlich unter Angabe der Veranstaltungsnummer B6, des Namens, der Anschrift sowie der Telefonnummer. Die Mail-Adresse für die Anmeldungen: sekretariat@kfd-paderborn.de

Wie das Statistische Landesamt in seiner Pressemitteilung ausdrücklich betont, kann zur Zahl der nicht gemeldeten Prostituierten nichts gesagt werden, da für diese Grauzone keine Daten vorliegen.

Ähnliches gilt für den Arbeitsort von 27 der zum Monatswechsel im Hochsauerlandkreis gemeldeten 89 Prostituierten. Eine genaue örtliche Zuordnung, so HSK-Sprecher Martin Reuther, sei nicht möglich, da die Frauen mit erfolgter Anmeldung bundesweit arbeiten dürfen.

Zudem dürften vermutliche etliche in diesem Gewerbe tätigen Frauen wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt sein, ohne sich hier abgemeldet zu haben.

Eine genaue Angabe, so der HSK-Sprecher weiter, sei auch deshalb nicht möglich, weil die Bordelle corona-bedingt geschlossen haben mussten. Das Parkschloss in Bredelar ging deshalb im Herbst - wie berichtet - zunächst in die Insolvenz, öffnete im Mai allerdings mit einem Safer-Sex-Konzept wieder.

Winterberg vier Anmeldungen

Der Sauna-Club, der seit den frühen 90er Jahren als Parkschloss Dali betrieben wurde, machte im vergangenen Jahr bekanntlich auch Schlagzeilen wegen des Namensstreits mit der Dali-Stiftung, die den Nachlass des spanischen Künstlers verwaltet. Der Name verletzte das „postmortale Persönlichkeitsrecht“ des exzentrischen Künstlers.

Die Anmeldung hat für Prostituierte über 21 Jahren eine Gültigkeit von zwei Jahren, wer ab 18 legal anschaffen will, muss sich jährlich neu registrieren lassen.

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Für Winterberg lagen zur Jahresmitte sechs Anmeldungen vor, für Arnsberg waren es vier.

Landesweit waren zum Jahreswechsel 6303 Prostituierte gemeldet, davon hatten 1369 die deutsche Staatsangehörigkeit. Auch landesweit bilden die Sex-Arbeiterinnen zwischen 21 und 45 Jahre mit 5096 Anmeldungen das Gros, älter sind 976 Frauen, jünger 231.

Nur 20 Frauen mit deutscher Staatsbürgerschaft

38,1 Prozent der gemeldeten Prostituierten besaßen laut Angaben von IT.NRW die rumänische Staatsangehörigkeit, 21,7 Prozent waren Deutsche. Am dritthäufigsten hatten die Prostituierten eine bulgarische Staatsangehörigkeit (13,8 Prozent), danach folgten polnische (4,6 Prozent) und spanische (3,4 Prozent) Staatsangehörige. Von den bei IT.NRW angegebenen 99 angemeldeten Prostituierten besaßen lediglich 20 die deutsche Staatsbürgerschaft. Die meisten Frauen, insgesamt 75, waren zwischen 21 und 45 Jahren alt. 21 waren älter, drei jünger.

Von den 99 angemeldeten Prostituierten hatten nur 20 die deutsche Staatsbürgerschaft. Die meisten Frauen, insgesamt 75, waren zwischen 21 und 45 Jahren alt. 21 waren alter, drei jünger. Die meisten Frauen - 778 - bieten ihre Dienste in Köln an, im Kreis Olpe offiziell keine.