Niedersfeld/Medebach. Nicht alle über 80-Jährigen haben schon einen Impftermin. Manche schildern wochenlange Fehlversuche und teils komplizierte Abläufe.
Bis Ende März alle über 80-Jährigen gegen SARS-CoV2 impfen. Das ist das Ziel der Bundesregierung. Möglicherweise ein zu ambitioniertes. Denn mehrere Betroffene aus dem Südkreis haben sich bei der WP gemeldet. Sie möchten geimpft werden, gehören auch zur ersten Priorisierungsgruppe, haben oder hatten aber große Probleme, einen Termin zu bekommen. „Man fühlt sich irgendwie veräppelt“, meint Vera Altenbeck aus Niedersfeld.
Zwar hat sie – ganz frisch an diesem Wochenende – doch noch einen Impftermin für ihren Ehemann Claus ergattert. „Ich bin dem Tipp einer Bekannten gefolgt und habe es nachts versucht. Da hat es geklappt: erster Termin Ende April, zweiter im Mai.“
Viele Fehlversuche an der Hotline und online
Bis zu diesem Erfolg hatte das Ehepaar allerdings eine lange Kette von Fehlversuchen hinter sich. Die Wut kam bei Vera Altenbeck in dem Moment hinzu, als sie dieser Tage einen Bericht lesen musste über Impf-Vordrängler in verschiedenen deutschen Städten. Menschen, die nicht priorisiert sind, aber für die es anscheinend trotzdem Impfstoff gibt.
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Ganz anders bei den Altenbecks: Das Ehepaar versuchte seit Anfang Februar, einen Impftermin für den 80-jährigen Ehemann zu bekommen. Unzählige Male hätten sie es probiert, zu unterschiedlichen Tageszeiten, sowohl telefonisch als auch online. „Manchmal denke ich, mein Computer hat den Hinweis ,Es wurden keine freien Termine in Ihrer Region gefunden‘ schon gespeichert“, sagte Vera Altenbeck noch am Freitag und musste lachen.
Online komplizierte Abläufe
Dieser Hinweis erschien – ebenfalls am Freitag – auch bei einem Versuch der WP automatisch, wenn man auf der Webseite www.116117.de das Impfzentrum Olsberg ausgewählt hatte und bis zum Punkt „Anspruch prüfen“ gelangt war. Kurz erschienen eine Lupe und der Hinweis, es werde nach Terminen gesucht – dann ploppte die Absage auf, die auch Vera Altenbeck schon allzu oft gesehen hatte. Auch alle Anrufe bei der Hotline 116117 hätten nur dasselbe Ergebnis gebracht.
Ein einziges Mal hatten die Altenbecks sich zuvor Hoffnungen machen dürfen: Statt des „Keine Termine verfügbar“-Hinweises wurden ihnen drei Termine vorgeschlagen, am 2. und am 8. April. Auch schon jenseits der vom Bund angepeilten Grenze, aber immerhin. Doch wie sich herausstellte, hatten sie sich zu früh gefreut.
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Vera Altenbeck schildert, was passierte: „Ich musste alle Daten in ein Fenster eintragen. E-Mail, Mobiltelefonnummer und so weiter. Im nächsten Schritt kam eine SMS aufs Handy mit dem Hinweis, man solle seine E-Mails prüfen. Es war eine Mail gekommen mit einem Vermittlungscode. Dann musste ich auf der Webseite noch einmal die ganze Litanei mit den Kontaktdaten eingeben und den Code aus der E-Mail. Und dann kam der Hinweis, dass die Termine nicht mehr verfügbar seien.“
Noch etwas ist ihr negativ aufgefallen: „Wenn man die Hotline anruft, sagen die Mitarbeiter zu Beginn des Gesprächs nicht, es gebe keine Termine mehr. Erst wenn sie in Olsberg nachschauen, sagen sie: ,Es gibt bei Ihnen keine Termine mehr‘.“ Das bringt Altenbeck zu der Vermutung, dass es anderswo besser funktionieren könnte. Diese Vermutung stützen Bekannte, die sie in Essen, Düsseldorf und Münster hat. Die hätten es zwar auch mehrfach versuchen müssen, hatten aber deutlich schneller ihre Impftermine fix. Bekannte aus Niedersfeld hingegen schauten Ende der Woche ebenfalls noch in die Röhre.
Probleme bei der Hotline
Ähnlich ergeht es auch Reinhold Klump aus Medebach. Der 82-Jährige möchte über die Hotline 116117 einen Termin bekommen. „Seit dem ersten Tag versuche ich es“, sagt er – freigeschaltet ist die Hotline seit dem 25. Januar. Bekannte aus Medebach erzählten ihm, dass sie überwiegend bereits ihre Termine erhalten hätten – allerdings hätten die es alle online versucht.
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Nichts für Klump: Er verfügt zwar über ein internetfähiges Gerät, „aber ich kenne mich mit der Materie nicht aus und komme damit nicht klar.“ Jüngere Verwandte, die ihm helfen könnten, hat der Witwer nicht. So bleibe ihm nur, weiterhin täglich die Hotline anzurufen, nach eigenen Angaben bis zu achtmal. „Immer zu unterschiedlichen Zeiten.“
Dabei erreiche er auch jeweils Mitarbeiter. Die schauen dann für ihn nach, wie es mit Terminen im Impfzentrum Olsberg aussieht. Aber die Auskunft sei immer gleich: Derzeit nichts zu machen. „Die haben zu mir gesagt, ich könne jeden Tag anrufen, wenn ich wolle“, meint Klump. Und das tut er nun – auch wenn es derzeit nichts, zumindest keinen Termin, bringt. Es gehe ihm auch darum, zu zeigen, dass er unzufrieden mit der Situation ist, sagt der Rentner.