Winterberg. Rona und Thomas Stöcker eröffnen in Winterberg bald ein neues Hotel in der Innenstadt. Die beiden Holländer wollen an alte Traditionen anknüpfen

Rona Stöcker ist gut gelaunt. Und auch ihre vier Monate alte Tochter Linn in den Armen der 37-Jährigen ist quietschvergnügt. Dabei ist noch viel zu tun in der Hauptstraße 19 in Winterberg. Denn hier will die Holländerin gemeinsam mit ihrem 39-jährigen Mann Thomas Stöcker bald ein neues Hotel eröffnen. Und der neue alte Name des Hauses wird einigen Winterbergern noch geläufig sein - „Kiepenkerl“.

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Stöcker lacht. Der Stress ist der gelernten Hotelfachfrau nicht anzumerken. Dabei führt sie gemeinsam mit Thomas schon das Hotel Herrloh in Winterberg und der Eröffnungstermin für das „Kiepenkerl“ am Freitag, 10. Dezember, rückt näher. Noch sind die Handwerker im Haus. Es wird gewerkelt, Kabel verlegt und neue Türen eingesetzt; gebohrt und gehämmert. Werkzeug und Materialien liegen noch herum. Aktuell kümmern sich einige Handwerker darum, dass jeder Gast perfektes W-Lan-Zugriff aufs Internet hat. „Die Gäste fragen beim Einchecken meistens immer nach dem Passwort für das W-Lan“, sagt Stöcker.

An der Fassade des Gebäudes hängen noch die alten Schilder. Die beiden Hoteliers erarbeiten gerade schon ein eigenes Logo für das Hotel.
An der Fassade des Gebäudes hängen noch die alten Schilder. Die beiden Hoteliers erarbeiten gerade schon ein eigenes Logo für das Hotel. © WP | Benedikt Schülter

Es ist noch viel zu tun. Die 19 Zimmer bekommen neue Teppiche, die Bäder werden sukzessive modernisiert. Außerdem musste das Dach repariert werden, die Beleuchtung wurde erneuert und die Zimmer werden mit neuen Fernsehern ausgestattet. Doch schon jetzt sieht man, wie liebevoll gemütlich es nächste Woche sein wird. Viel Holz und rustikal soll es sein, sagt Stöcker und klopft auf einem der vielen Holztische, die im Restaurantbereich stehen. Sie kümmert sich bereits um die Weihnachtsdekoration. Ein Tannenbaum steht schon und das Geweih des Plüschelchkopfes an der Wand, ist auch schon weihnachtlich geschmückt.

Auf einem Fenster im Hotel ist bereits jetzt schon der Namensgeber des Hotels zu sehen: Der Kiepenkerl
Auf einem Fenster im Hotel ist bereits jetzt schon der Namensgeber des Hotels zu sehen: Der Kiepenkerl © WP | Benedikt Schülter

Nebenan ist eine Bar im Stile eines Stadls eingerichtet worden. „Unsere Gaststube ist sehr schön geworden und wir hoffen, dass nach Corona auch viele Winterberger hier ein Bier trinken gehen - so wie früher“, sagt Stöcker. Rona Stöcker streichelt Linn über den Kopf und deutet mit der linken Hand auf eine Sitzecke. Dort, eingelassen, oberhalb einer Bank, ist ein kleines Fenster. Darauf sieht man einen Mann mit Wanderstock und einem Korb auf dem Rücken. „Das ist der Kiepenkerl, nach dem wir unser Hotel benennen werden“, sagt Stöcker.

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Von den Handwerkern, die gerade das Hotel modernisieren und renovieren, habe sie erfahren, dass vor längerer Zeit das Hotel hier schon einmal Kiepenkerl hieß und sehr beliebt bei den Einheimischen gewesen sein soll, erklärt Stöcker. Danach habe es viele Namensänderungen gegeben - zuletzt hieß es „Hotel Centrum Winterberg“. Noch weisen diverse andere Schilder an der Fassade des Gebäudes auf die vorherigen Besitzer des Betriebes hin. Die Titel „Winterberger Hof“ und „Hofstadl“ werden bald abmontiert. „Wir arbeiten gerade an einem eigenen Logo, dass bestimmt etwas mit einem Kiepenkerl zu tun haben wird“, verrät die Hotelbesitzerin.

2015 übernahmen sie das Hotel Herrloh in Winterberg

Mittlerweile hat sich Thomas Stöcker zu seiner Frau und Tochter gesellt. Die beiden arbeiten Hand in Hand. Kennen und Lieben gelernt haben sie sich, wie könnte es auch anders sein, in einem Hotel in Holland. Dort arbeiteten beide an der Rezeption. Rona Stöcker arbeitete zu diesem Zeitpunkt auch hin und wieder hier im Hotel Herrloh in Winterberg.

2014 meldeten sich dann plötzlich deren Besitzer bei den Stöckers. Das Angebot: Wollt ihr es nicht kaufen? „Wir haben uns dann doch recht schnell entschieden, diesen Schritt zu wagen, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt mit meiner ältesten Tochter Xavy schwanger war“, sagt Rona und ihr Mann nickt. 2015 übernahmen sie das Hotel Herrenloh. „Diese Entscheidung war die richtige und wir haben es wirklich nicht bereut“, ergänzt Ehemann Thomas. Mittlerweile ist aus der kleinen Familie eine Große geworden. Neben der mittlerweile sechsjährigen Tochter Xavy sind da jetzt noch der fünfjährige Sohn Xem, die dreijährige Tochter Liv und eben die jüngste im Bunde: Baby Liv.

Thomas Stöcker gibt einen ersten Einblick in eines der 19 Zimmer des Hotels.
Thomas Stöcker gibt einen ersten Einblick in eines der 19 Zimmer des Hotels. © WP | Benedikt Schülter

Der Betrieb des Herrenloh laufe gut - bisher habe man die Coronakrise, unter anderem wegen der Finanzhilfen, gut überstanden. Jetzt müsse man abwarten, wie sich die Situation weiter entwickle. Zunächst wolle man nur den Hotelbetrieb vom Kiepenkerl starten, später dann die gemütliche Bar für andere Gäste öffnen. Rona und Thomas schauen sich lächelnd an. Es wird deutlich: Die Stöckers blicken positiv nach vorne. „Winterberg ist unsere Heimat. Hier liegt unsere Zukunft“, sagt Rona Stöcker zum Abschied.