Berlin. Cannabidiol (kurz: CBD) ist ein Cannabinoid und kommt in der Cannabispflanze vor. Was ist bisher zu Wirkung und Anwendung bekannt?
Aktuell wird in Deutschland kontrovers über das Thema Cannabis debattiert. Vom Bundestag wurde die Cannabis-Legalisierung im März mehrheitlich beschlossen. Ab 1. April 2024 soll das Gesetz gelten. Auch der Bundesrat hat zugestimmt. Allerdings ist der Begriff „Cannabis-Legalisierung“ nicht ganz richtig. Verboten ist Cannabis in Deutschland nämlich nicht komplett.
Cannabidiol im Check: Was ist dran am Hype um CBD?
Zu medizinischen Zwecken kann ein Mediziner Cannabis als Blüten, Lösung oder Kapseln verordnen. Auch das Cannabinoid CBD ist als Teil der Cannabispflanze auf dem Markt und kommt in Arzneimitteln, Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) und Kosmetika vor. Um Cannabidiol gab es in den vergangenen Jahren einen Hype. Vielfach wird es als Wundermittel angepriesen, das gegen etliche Beschwerden helfen soll, die von Schmerzen über Depressionen bis Akne reichen.
Was kann das Cannabinoid jenseits der medizinischen Anwendung? Was ist erlaubt und wie wirkt CBD überhaupt? Fakt ist: Vieles ist noch unklar. Auch in der Medizin kommt Cannabis aktuell meist erst zur Anwendung, wenn andere Therapien nicht wirken oder mit starken Nebenwirkungen verbunden sind. Wir haben uns verschiedene Aspekte rund um das Thema Cannabidiol angeschaut – dazu folgende Übersicht:
- Was ist CBD und wie wirkt das Cannabinoid?
- Ist der Konsum von CBD legal?
- Welche Produkte gibt es und wie wird CBD angewendet?
- Gibt es bei CBD Wechsel- und Nebenwirkungen zu beachten?
- Forschungen und Studien zu CBD
Was ist CBD und wie wirkt das Cannabinoid?
Cannabidiol ist nur eines von über 100 bekannten Cannabinoiden, die in der Cannabispflanze vorkommen. Gewonnen wird CBD aus den Blüten der weiblichen Cannabis-Pflanze. Im Unterschied zu seinem berüchtigten Verwandten Tetrahydrocannabinol (kurz: THC) ist CBD nicht psychoaktiv. Es ruft also keinen berauschenden Zustand hervor. Stattdessen werden CBD eine Reihe gesundheitlicher Vorteile zugeschrieben, die von Schmerzlinderung bis zu einer antipsychotischen Wirkung reichen.
Cannabis entfaltet seine Wirkung nach bisherigem Kenntnisstand über das sogenannte Endocannabinoid-System (ECS). Das ist ein komplexes Netzwerk von Rezeptoren, welches verschiedene Körperfunktionen wie Schmerzempfinden, Stimmung oder Appetit reguliert. CBD interagiert mit dem ECS, indem es die Aktivität der körpereigenen Cannabinoide moduliert und auf diese Weise seine potenziell positiven Effekte entfaltet. Neben CBD wirken auch andere Cannabinoide über das ECS.
Das Endocannabinoid-System (ECS)
Das Endocannabinoid-System (kurz: ECS) ist ein wichtiger Bestandteil jeden Körpers und spielt eine wichtige Rolle in der Regulierung verschiedener Funktionen. Dazu gehören unter anderem die Stimmung, der Schlaf, der Appetit und das Schmerzempfinden. Das ECS besteht aus drei Hauptkomponenten: den Cannabinoid-Rezeptoren, die auf Zelloberflächen sitzen, den Endocannabinoiden, welche diese Rezeptoren aktivieren, und den Enzymen, die Endocannabinoide nach ihrer Aufgabe wieder abbauen.
Das ECS funktioniert im Grunde wie ein Schaltzentrale, welche für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts im Körper sorgt. Wenn dieses System aktiviert wird – sei es durch körpereigene Cannabinoide oder durch Cannabinoide wie THC oder CBD – kann es helfen, das Gleichgewicht wiederherzustellen, wenn der Körper aus der Balance geraten ist. Dies erklärt das breite Spektrum an potenziellen therapeutischen Effekten von CBD, obwohl die genauen Wirkmechanismen noch intensiv erforscht sind
Die Forschungen dazu stehen noch am Anfang, aber die bisherigen Studien sind vielversprechend. Es gibt Anhaltspunkte, dass CBD bei einer Reihe von Gesundheitsproblemen unterstützend wirken könnte. Zu betonen ist aber, dass CBD kein Allheilmittel ist. Wie bei jedem anderen Wirkstoff auch, sind weitere Forschungen notwendig, um dessen Effekte vollständig zu verstehen und ihn sicher anwenden zu können.
Ist der Konsum von CBD legal?
Grundsätzlich fällt CBD als Einzelsubstanz nicht unter das Betäubungsmittelgesetz und kann somit legal erworben und konsumiert werden. Es gibt aber Beschränkungen und Vorgaben zu beachten. Medizinisches Cannabis ist rezeptpflichtig. NEM und andere CBD-Produkte müssen einen THC-Gehalt von unter 0,2 Prozent aufweisen und dürfen nur in verarbeiteter Form angeboten werden. Der Besitzt von unverarbeiteten Produkten wie Blüten oder Tees ist ohne Rezept nicht erlaubt.
Auch dürfen CBD-Produkte wie Öle oder Cremes nicht mit einem Heilversprechen beworben werden – es sei denn, es handelt sich um CBD-haltige Arzneimittel, die in Deutschland zugelassen sind. Hierzu zählen etwa die Fertigarzneimittel Sativex und Epidiolex. Generell ist das Thema Cannabidiol mit Blick auf die Legalität komplex. „Cannabidiol ist in der EU nicht als Lebensmittel zugelassen“, erklärt Sandra Panzer-Ludvik von der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Welche Produkte gibt es und wie wird CBD angewendet?
Offiziell dürfen CBD-Präparate also gar nicht verkauft werden. Anders sehe es bei Lebensmitteln auf Hanfsamenbasis aus, fasst die Expertin zusammen. Hierzu zählen Speiseöle oder auch Hautpflegeprodukte. Anders als die Cannabinoide CBD und THC werden sie aus Samen oder Blättern der Cannabispflanze gewonnen. Viele Hersteller versuchen die fehlende Zulassung für CBD-Präparate zu umgehen, indem sie Öle oder Kapseln als Kosmetikprodukte deklarieren.
Panzer-Ludvik dazu: „Verbraucherinnen und Verbraucher machen sich aber nicht strafbar, wenn sie ein CBD-Präparat erwerben.“ In der Verantwortung seien die Händler. Derzeit sind es vor allem CBD-Öle und Kapseln, welche im Online-Handel oder in Cannabis-Shops angeboten werden. Aber auch verarbeitet in Lebensmitteln wie in Gummibärchen oder als Cremes und Salben werden CBD-Produkte angeboten. Oft in verschiedenen Wirkstärken.
Gibt es bei CBD Wechsel- und Nebenwirkungen zu beachten?
Hier offenbart sich ein weiteres Problem: Als Verbraucher weiß man nicht, wie viel CBD tatsächlich in einem Produkt enthalten ist und welche Begleitstoffe ein Präparat sonst noch enthält. Es gibt keine gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollen. Daher erfolgt eine Anwendung auf eigenes Risiko. „Neben- und Wechselwirkungen sind zudem nicht auszuschließen“, sagt Panzer-Ludvik. Dazu zählen Müdigkeit oder auch Benommenheit. Beobachtet wurden auch:
- Veränderungen des Appetits
- Magen-Darm-Beschwerden
- Mundtrockenheit
- Leicht sinkender Blutdruck
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind ebenfalls nicht auszuschließen. CBD kann die Art und Weise beeinflussen, wie der Körper Medikamente verarbeitet – besonders solche, die über das Cytochrom P450-Enzymsystem metabolisiert werden. Das Enzymsystem spielt eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung und dem Abbau von Arzneimitteln im Körper. Eine große Anzahl von Medikamenten wird über dieses System metabolisiert, darunter:
- Statine (zur Senkung des Cholesterinspiegels),
- Kalziumkanalblocker (zur Behandlung von Bluthochdruck),
- Antidepressiva (z.B. Serotonin-Wiederaufnahmehemmer),
- Benzodiazepine (zur Behandlung von Angststörungen und als Schlafmittel),
- Betablocker (zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzproblemen),
- NSAIDs (nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente, z.B. Ibuprofen),
- Antiepileptika (zur Kontrolle von epileptischen Anfällen),
- Orale Antikoagulanzien (Blutverdünner),
- Protonenpumpenhemmer (zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen wie GERD),
- HIV-Proteaseinhibitoren (zur Behandlung von HIV/AIDS),
- Bestimmte Antibiotika und Antimykotika.
Cannabidiol kann zu unerwarteten Wechselwirkungen führen und die Wirksamkeit von anderen Medikamenten beeinflussen und im schlimmsten Fall beeinträchtigen oder deren Nebenwirkungen verstärken. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte vor dem Einsatz von CBD mit einem Arzt darüber sprechen. Auch hier gilt: Die Forschungen stehen noch am Anfang. Die Datenlage ist dünn und somit lassen sich noch keine handfesten Aussagen treffen.
Forschungen und Studien zu CBD
Als gesichert gilt der Nutzen von CBD in der Behandlung von bestimmten Formen der Epilepsie. Das Arzneimittel „Epidiolex“ ist seit 2019 als Antiepileptikum in der EU zugelassen. Der therapeutische Nutzen über die Epilepsiebehandlung hinaus ist stattdessen noch unsicheres Terrain. Einige Ergebnisse aus Tierversuchen liefern jedoch Hinweise, dass Cannabidiol bei bestimmten Krebsformen der Vermehrung von Tumorzellen entgegenwirken könnte, heißt es in einem Online-Beitrag des Norddeutschen Rundfunks (NDR).
Der NDR beruft sich auf eine Studie von 2020, in der die Überlebenszeit von Versuchsmäusen von 20 auf 22 Tage erhöht wurde, als in Kombination mit einer Chemotherapie CBD gegeben wurde. Ähnliche Hinweise liefern Untersuchungen, die sich mit Cannabidiol in der Schmerztherapie und der Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen beschäftigt haben. Hier könnte primär der Einfluss von Cannabidiol auf das Serotoninsystem entscheidend sein.
Fazit zu CBD – erste Ergebnisse stimmen positiv
Psychische, Schmerz- und generell chronische Erkrankungen sind in Deutschland verbreitet. Mehr als jeder Zweite leidet unter einer chronischen Erkrankung, heißt es im Report ‚Chronisch krank sein in Deutschland: Zahlen, Fakten und Versorgungserfahrungen‘ vom Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt, über den zunächst das „Ärzteblatt“ berichtet hatte. Neue Therapie-Optionen wie der Einsatz von CBD wecken daher Hoffnung.
Noch stehen die Forschungen jedoch am Anfang. Selbst in der Medizin kommt Cannabis bislang erst zum Einsatz, wenn etablierte Therapien nicht anschlagen oder nicht vertragen werden. Bewahrheiten sich erste Studienergebnisse, könnte der Einsatz von CBD in Zukunft aber größer werden. Bis dahin gilt: Der Einsatz von CBD-Ölen und anderen Produkten ist unter eigenem Risiko möglich, strafbar macht man sich mit dem Erwerb von CBD-Präparaten nicht.
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CBD-Produkte kaufen: Worauf Verbraucher achten sollten
In der Vergangenheit waren CBD-haltige Produkte jedoch negativ aufgefallen, da zu hohe THC-Werte über der 0,2-Prozent-Grenze nachgewiesen wurden. Das Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe bemängelte 2020 in mehr als 100 CBD-Produkten zu hohe THC-Gehalte. Bei 84 Prozent der insgesamt 120 Proben wurden Beanstandungen festgestellt. Fast 50 Prozent der CBD-Produkte wurden aufgrund der enthaltenen Menge an THC als nicht sicher beurteilt.
Wer ein CBD-Präparat ausprobieren möchte, sollte es von einer seriösen Quelle beziehen. Manche Apotheken bieten CBD-Öle an. Hier können sich Verbraucherinnen und Verbraucher auch über die genaue Zusammensetzung informieren und sich über mögliche Wechsel- und Nebenwirkungen aufklären lassen. Bei Produkten aus Online-Shops ist das schwieriger. Festzuhalten ist: CBD ist kein harmloses Lebensmittel, kann aber bei manchen Beschwerden helfen – es fehlt jedoch an einer festen Datenlage.