Berlin. Enite H. bekam plötzlich überall blaue Flecken. Jede Woche musste sie ins Krankenhaus gehen. Erst eine Kur half ihr langfristig.

Es begann damit, dass die Gummibündchen der Socken Druckstellen und rote Pünktchen verursachten. Etwas später entstand schon ein Bluterguss, wenn nur die Spitze einer Zeitungsseite meinen Oberschenkel berührte. Nach einem Bluttest wurde ich im Krankenhaus sofort stationär aufgenommen.

Diagnose: Morbus Werlhof, eine Immunkrankheit, bei der Antikörper gegen die eigenen Blutplättchen gebildet werden, die für die Gerinnung zuständig sind. Deshalb blutet man verstärkt, und die Zahl der Blutplättchen sinkt rasant. Das Labor lieferte einen schockierenden Wert: Nur noch ein Prozent der normalen Anzahl war vorhanden. Ich wurde sofort mit hohen Dosen Kortison behandelt. Als Folge nahm ich alles übertrieben wahr, sogar den Straßenlärm. Trotz dieser belastenden Nebenwirkung blieb ich zuversichtlich. Erst durch Immunglobuline, aufbereitete Antikörper von Blutspendern, die sehr teuer sind und nicht dauerhaft gegeben werden, besserten sich die Werte kurzfristig.

Nach vielen Tests entfernten die Ärzte mir Wochen später erfolgreich eine eingeblutete Zyste am Eierstock, die sie für die Ursache der Krankheit hielten. Aber die Werte blieben schlecht. Es hieß, es gebe jetzt noch zwei Möglichkeiten: die Milz zu entfernen (da der Abbau der Blutplättchen überwiegend dort stattfindet) oder eine Art Chemotherapie mit sogenannten Immun-Resets, bei der das Immunsystem komplett runtergefahren wird, in der Hoffnung, es werde sich so wieder normalisieren.

Eine Reise lässt die Belastung abfallen

Man riet mir, vorher alternative Heilmittel auszuprobieren. Warum nicht, dachte ich, schließlich hatte ich keine Schmerzen und war lediglich müde. Mein Homöopath probierte es mit Akupunktur und verschiedenen Globuli – erfolglos. Ich musste weiterhin jede Woche zum Check ins Krankenhaus. Ein Dreivierteljahr später wollte ich einfach nur noch raus aus diesem Kreislauf und buchte auf Empfehlung einer Kollegin eine Ayurveda-Kur auf Sri Lanka.

Landschaft, Klima, Essen, Ambiente, die Menschen – es war einfach alles ein Traum, und ich spürte, wie die Belastung von mir abfiel. Ich merkte, wie gut mir das alles tat, dazu die sanften Streicheleinheiten gegen die blauen Flecken und Medikamente auf Kräuterbasis. Ich fühlte, dass es mir besser ging, und entspannte von Tag zu Tag mehr. Nach zwei Wochen flog ich zurück, und auf einmal waren meine Werte okay. Unfassbar!

War es die Kombination der Kur mit den Phosphor-Globuli, die ich zum Schluss bekommen hatte, oder eine Spontanheilung? Die Ärzte sagten, es sei ein Wunder. Seit 20 Jahren bin ich nun gesund.

Die Ursachen und Therapiemöglichkeiten von Morbus Werlhof

Bei der seltenen Autoimmunkrankheit zerstört der Körper seine Blutplättchen (Thrombozyten). Die Ursache ist unklar. Je weniger Thrombozyten er hat, desto schlechter kann er Blutungen stillen. Chronische Verläufe können durch Medikamente (zum Beispiel Diclofenac) ausgelöst werden. Während der Pandemie stiegen die Fälle an.

„Behandelt wird mit hochdosierten Kortisonen, wie Prednisolon, Stresshormone, die immunsuppressiv wirken“, erklärt Dr. Oliver Meyer, Geschäftsführer vom Deutschen Roten Kreuz. 80 Prozent der Patienten sprechen darauf an. Vielversprechend sind Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten, körpereigene Botenstoffe, die das Immunsystem nicht unterdrücken. Sie haben die früher üblichen Immun-Resets verdrängt. Zuletzt kann die Milz als Hauptabbauort der Thrombozyten entfernt werden, dabei steigt jedoch das Infektrisiko.

Zur Wirkung homöopathischer Behandlungen gibt es keine Studien, Schaffe man es, ein paar Wochen zu entspannen, könne sich das tatsächlich positiv auswirken, so der Experte.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift „Donna“, die wie diese Redaktion zur Funke Mediengruppe gehört.