Berlin. An der Küste der Toskana findet ein faszinierendes Naturschauspiel statt. Dessen Urheber ist allerdings giftig und potenziell tödlich.
Giftige Quallen haben sich auf großen Abschnitten der italienischen Küste breitgemacht. Tausende transparenter Wirbelloser bevölkern derzeit die Strände der Toskana und Sardiniens. Um die Hafenstadt Livorno, den Badeort Calafuria und die Urlaubsinsel Giglio hat sich die Zahl der Quallenart Pelagia noctiluca in der letzten Woche sprunghaft erhöht. Die traditionell im Herbst stattfindende Blüte der Leuchtquallen bringt trotz Gesundheitsrisiken einen Vorteil mit sich: Die Biolumineszenz wirft auf die betroffenen Küstenabschnitte in der Nacht ein gruselig-schönes Glimmen.
Bei der Plage handelt es sich nicht um ein unerwartetes Phänomen. Forscher der regionalen Umweltschutzbehörde der Toskana (ARPAT) unternahmen vergangene Woche mehrere Tauchgänge im Mittelmeer vor Calafuria, um die derzeit stark ausgeprägte Population zu untersuchen. In einer Stellungnahme erklärte die Behörde, das Naturschauspiel sei „gewöhnlich, da die Herbstsaison mit der Leuchtquallenblüte zusammenfällt“.
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Glibber im Mittelmeer: Tausende Feuerquallen an Stränden von Toskana und Sardinien
Wie die nationale Nachrichtenagentur ANSA berichtet, trieben bereits am 24. November großflächig Schwärme der giftigen Qualle an der italienischen Westküste entlang. Sie profitieren vom derzeit reichhaltigen Planktonspiegel in Küstennähe. Wo die glibberige Plage auftritt, entzieht sich allerdings den Fähigkeiten der Wirbellosen. Sie sind darauf angewiesen, von Meeresströmungen in planktonreiche Meeresabschnitte gespült zu werden. „Badegäste, die sich mit dem Phänomen auskennen“, warnte ARPAT, „wissen, dass sie den stechenden Tentakeln fernbleiben sollten“. Die Behörde wies darauf hin, dass die zunehmende Bevölkerung und menschliche Nutzung der Küsten zu immer größeren Quallenplagen führen könnten.
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Die Leuchtquallen charakterisieren sich durch zwei Besonderheiten. Neben der auffälligen Biolumineszenz, mit der Schwärme ganze Küstenabschnitte erleuchten können, verfügt die Art über giftige Nesselzellen, mit denen sie ihre Beute, kleinere Quallenarten, Fische und Seescheiden, fängt. Diese Giftzellen sind durchschlagskräftig genug, um auch menschliche Haut zu perforieren. Der Kontakt mit den Feuerquallen endet für die meisten Menschen mit Hautreizungen bis zu schmerzhafter Blasenbildung. Personen mit Herz-Rhythmus-Störungen oder Immunschwächen riskieren allerdings schwerwiegendere Beeinträchtigungen, die von Kreislaufstörungen bis hin zum Herzinfarkt reichen können.
Die drei Leben der Qualle: Vom Meeresgewächs zur giftigen Qualle
Wie viele Schirmquallen durchläuft die bis zu zwölf Zentimeter durchmessende Pelagia noctiluca drei Stadien in ihrem Lebenszyklus. Nach der Zeit als im Boden festgewachsener Polyp und der Knospung zum Medusenstadium wachsen die Quallen meist im Herbst zum Quallenstadium heran. Maßgeblich für die Entwicklung sind die Wassertemperaturen und das Nahrungsangebot. Zwar überrascht der Zeitpunkt der Quallenblüte nicht, allerdings gilt das Auftreten als unberechenbar, weil sie als Kosmopoliten fast überall auf der Welt gedeihen können.
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In den Gewässern rund um Italien verzeichnen Quallenschwemmen in den vergangenen Jahren aufgrund der erhöhten Wassertemperaturen einen beunruhigenden Anstieg. Zu den häufigsten Arten gehören die Leuchtquallen, die im Volksmund auch Feuerquallen genannt werden. Bei günstiger Nahrungslage und den richtigen Temperaturen können Tausende Exemplare zugleich vom Medusenstadium zur Qualle heranreifen.
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Wenn die Meeresströmung zur Zeit der Knospung zudem eine entsprechende Dynamik aufweist, können die hirnlosen Wasserlebewesen kilometerweite Küstenabschnitte wochenlang verseuchen, wie es etwa 2022 in Salento, Triest und auf den Balearen zu beobachten war. Begünstigt wird das Massenauftreten nicht nur durch erhöhte Wassertemperaturen, sondern zunehmend auch vom Rückgang ihrer Fressfeinde im Larvenstadium. Die zunehmenden Quallenplagen sehen Wissenschaftler als Indiz für den fortschreitenden Klimawandel und ein immer größeres Ungleichgewicht im Ökosystem Mittelmeer.
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