Berlin. Sex nach Termin erhöht die Chancen, ein Baby zu bekommen. Laut einer neuen Studie ist eine Methode dabei besonders erfolgreich.
Es klingt extrem unromantisch, kann Paaren mit Kinderwunsch aber offenbar helfen: Sex nach Terminkalender erhöht die Wahrscheinlichkeit von Frauen, schwanger zu werden. Das ist das Ergebnis einer Auswertung von Studien durch das unabhängige Netzwerk Cochrane, ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Ärzten, Patienten sowie Angehörigen der Gesundheitsfachberufe.
„Viele Paare haben Schwierigkeiten, schwanger zu werden, und machen sich Sorgen über ihre Fruchtbarkeit“, sagt Tatjana Gibbons, Doktorandin am Nuffield Department of Women’s & Reproductive Health in Oxford (Großbritannien). Für diese Menschen wollte die Wissenschaftlerin mit Kollegen die aktuelle Studienlage auswerten, um den Nutzen von Geschlechtsverkehr nach Termin in Bezug auf die Schwangerschaftsrate zu bewerten.
Für die Auswertung sichteten die Forschenden sieben randomisierte kontrollierte Studien mit etwa 2500 Frauen oder Paaren, die schwanger werden wollten. Untersucht wurden diese auf mehrere Hilfsmittel, mit denen der beste Zeitpunkt für eine Befruchtung der weiblichen Eizelle ermittelt werden kann. Alle Methoden zielen darauf ab, den Zeitpunkt des Eisprungs der Frau zu ermitteln.
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Kinderwunsch: Test misst Hormongehalt im Urin
Die Auswertung ergab: Terminsex unter Verwendung eines Urin-Ovulationstests erhöht die Chancen auf eine Schwangerschaft und die Geburt eines Kindes. Die beschriebenen Tests messen die Konzentration des luteinisierenden Hormons (LH) im Urin. Der Wert steigt 24 bis 36 Stunden vor dem Eisprung an.
Verglichen mit 18 Prozent bei Paaren, die es „einfach so“ versuchten, waren bei Terminsex nach Ovulationstest bis zu 28 Prozent der Versuche erfolgreich. Allerdings gab es Einschränkungen: „Das Ergebnis basiert allein auf Daten von Frauen unter 40 Jahren, die seit weniger als 12 Monaten versuchten, schwanger zu werden“, heißt es in der Studie, die in der wissenschaftlichen Datenbank „Cochrane Library“ veröffentlicht ist.
Die Ergebnisse lassen sich also nicht ohne weiteres auf Paare übertragen, die schon länger als ein Jahr versuchten, Nachwuchs zu zeugen und damit unter die gängige Definition einer eingeschränkten Fruchtbarkeit fallen. Darüber hinaus seien einige der ausgewerteten Studien von Herstellern der Urin‐Ovulationstests mitfinanziert worden, „weshalb die Ergebnisse mit einiger Vorsicht interpretiert werden sollten“.
Ovulationstests: „Sie können mehr Paaren mehr Kontrolle geben“
Trotzdem äußerte sich Tatjana Gibbons zufrieden: „Die Erkenntnis, dass ein simpler, leicht zugänglicher Urintest vermutlich die Chancen auf eine erfolgreiche Empfängnis erhöhen kann, ist sehr erfreulich“, teilte sie mit. Solche Tests könnten Paaren mehr Kontrolle über ihre Fruchtbarkeit geben und ihnen womöglich Untersuchungen und Behandlungen wegen des Verdachts der Unfruchtbarkeit ersparen.
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Ob auch andere Methoden der Eisprung-Vorhersage, etwa die tägliche Messung der Temperatur der Frauen oder Ovulations-Apps, die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöhen können, ließ sich auf Basis der ausgewerteten Studien nicht beantworten. Die dazu vorliegenden Daten seien zu spärlich, heißt es in der Studie.
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Aufgrund der begrenzten Lebensdauer von Spermien und Eizellen gibt es in jedem Monatszyklus der Frau ein enges Zeitfenster für eine erfolgreiche Empfängnis. Entscheidend ist dabei der Zeitpunkt des Eisprungs, bei dem die Eizelle aus dem Eierstock in den Eileiter freigesetzt wird, wo sie innerhalb eines Tages von einem Spermium befruchtet werden kann. Weil Spermien auch einige Tage im Schleim des Gebärmutterhalses ausharren können, muss Sex, der zu einer Schwangerschaft führen soll, wenige Tage vor bis wenige Stunden nach dem Eisprung stattfinden.
Sex nach Termin: Negative Seiten nicht untersucht
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin rät, einige Tage vor dem erwarteten Eisprung mit dem Test des Urins zu beginnen und dann unbedingt regelmäßig jeden Tag anzuwenden. Mit der Bestimmung des LH-Anstiegs ließen sich zuverlässig mindestens zwei der sechs fruchtbaren Tage bestimmen.
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Ob der Sex nach Termin zur Erfüllung eines Kinderwunsches auch negative Seiten haben kann, etwa durch Stress ausgelöste Probleme, haben die Wissenschaftler aus Oxford nicht untersucht. Sie empfehlen weitere Studien: „Nur mit einem umfassenden Verständnis der Risiken und Vorteile des zeitlich getakteten Geschlechtsverkehrs können Empfehlungen für alle Paare ausgesprochen werden, die versuchen, schwanger zu werden.“