Berlin. Säugetiere tragen meist gedeckte Farben. Wandern Bär, Wombat und Co. aber unter eine Schwarzlicht-Lampe, tritt Erstaunliches zu Tage.
Wer in der Säugetierabteilung des Naturkundemuseums eine Schwarzlicht-Party feiert, wird überrascht sein: Unter den leuchtenden Gästen wären nicht nur Raver in neonfarbenen Kostümen, sondern auch eine ganze Menge Pelzträger. Denn Fluoreszenz ist unter Säugetieren weit verbreitet. Bestrahlt man sie mit ultraviolettem Licht, fangen Fell, Klauen oder Zähne an, in schaurig-schön zu leuchten.
Das ist das Ergebnis einer ungewöhnlichen Studie aus Australien. Ein Forschungsteam um den Kurator des Western Australian Museums, Kenny Travouillon, hat mit der Sammlung des Museums eine – wissenschaftliche – Schwarzlicht-Party veranstaltet und herausgefunden, dass 125 Arten "glühen", wenn sie mit ultraviolettem Licht bestrahlt werden.
"Von glühenden Katzen bis zu Wombats sind fluoreszierende Säugetiere wesentlich gewöhnlicher als man glauben mag", staunt Travouillon in einem Tweet bei X (vormals Twitter).
Schwarzlicht-Party mit Methode
Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher in der Zeitschrift "Royal Society Open Science". Für die Studie ging das Team wesentlich methodischer zu Werk, als es das Wort "Schwarzlicht-Party" vermuten lässt. Für ihre Arbeit nutzten sie etwa Lichtquellen, wie sie auch für kriminaltechnische Untersuchungen verwendet werden.
Mit diesen Lampen beleuchteten sie die Tier-Präparate und untersuchten etwa das Fell der Tiere, Klauen, das Ohr-Innere und die Unterseite von Pfoten und Tatzen. Ihre Beobachtungen bestätigen die Forscher mittels Spektralanalyse. So konnten sie sichergehen, dass das beobachtete Glühen tatsächlich auf Fluoreszenz zurückzuführen ist.
Tiere leuchten in Neon-Farben
Am meisten leuchteten Säugetiere mit weißem oder fahl-gelbem Fell, wie etwa der Eisbär, der Große Beutelmull oder – weniger überraschend – ein Albino-Wallaby. Auch Schnabeltiere und Wombats brachte das Schwarzlicht zum Glühen, wie aus vorangegangenen Studien bereits bekannt war.
Dabei leuchteten die Tiere nicht nur in weißem Licht; oftmals beobachteten die Forscher etwa pinke, blaue oder grüne Neon-Farben. Die Flügel der Goldenen Rumpfblattnase, einer Fledermausart, erschienen unter dem Schwarzlicht als fahlweißes Skelett während das Fell des Tieres pink leuchtete.
Fluoreszenz entsteht wenn ein bestimmtes Protein ultraviolettes Licht aufnimmt und dann ein Licht in längerer Wellenlänge ausstrahlt. Das Phänomen ist in der Natur vielfach beobachtet worden, etwa bei Korallen, Schildkröten, Fröschen, Skorpionen und selbst beim Menschen.
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Entscheidende Frage bleibt ungeklärt
Ob das unheimliche Leuchten einen evolutionären Vorteil bringt, ist unter Biologen umstritten. "Es bleibt unklar, ob die Fluoreszenz irgendeine bestimmte Rolle bei Säugetieren spielt", schreiben die Wissenschaftler in ihrer Studie. Manche der glühenden Tiere etwa leben in der Erde, wo es praktisch kein Licht gibt, andere verlassen sich beim Fliegen in der Dunkelheit auf ein biologisches Echolot.
Möglich ist, dass zumindest einige der untersuchten Tiere mit ihren glühenden Körperteilen darauf abzielen, in der Dämmerung auf sich aufmerksam machen wollen, etwa zu Paarungszwecken oder um ihr Revier zu verteidigen.
Zudem schränken die Forscher ihre Ergebnisse etwas ein: Es sei möglich, dass die Haltbarmachung der Tier-Präparate einen Einfluss haben könnte, wie stark oder schwach das beobachtete Leuchten ist. "Wir schlagen vor, dass sich weitere Untersuchungen auf lebende oder frisch verstorbene Tiere konzentrieren."
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