Berlin. Weiterhin mit Öl heizen? Das geht – zumindest noch. Ein Tüftler zeigt, wie er seinen Heizölverbrauch dennoch drastisch senken konnte.
- Ein Tüftler hat einen Weg gefunden, seine Ölheizung zu behalten und gleichzeitig den Heizölverbrauch drastisch zu reduzieren
- Mit der Verabschiedung des neuen Heizungsgesetzes stehen viele Verbraucher vor der Herausforderung, ihre Heizsysteme zu modernisieren
- Der YouTuber und Maschinenbauingenieur Dennis hat seinen Altbau mit einer intelligenten Kombination aus Ölheizung, Wärmepumpe und Photovoltaik in ein energieeffizientes Gebäude verwandelt
Deutschland steckt mitten in der Energie- und Wärmewende. Das Heizungsgesetz wurde vom Bundestag gebilligt und könnte schon ab 2024 in Kraft treten. Damit einher gehen für Verbraucherinnen und Verbraucher viele Fragen. Wie lange kann die eigene Heizung noch genutzt werden? Und was für Alternativen kommen neben einer Wärmepumpe infrage? Fest steht jetzt: Nach Abschluss der kommunalen Wärmeplanung bis 2028 soll jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen.
Heizung im Altbau: Tüftler nutzt Hybridsystem – und senkt Heizölverbrauch drastisch
Es muss also nicht zwingend die Wärmepumpe sein. Alternativen wie eine Pelletheizung oder der Anschluss an ein Fernwärmenetz sind ebenso möglich wie ein Hybridsystem. Die Hybridheizung ist ein aus mehreren Komponenten bestehendes System. Die meist schon bestehende Gas- oder Ölheizung wird durch einen erneuerbaren Energieträger wie Photovoltaik oder eine Wärmepumpe ergänzt. Gerade in Alt- oder generell Bestandsbauten kann sich diese Option für manche Hausbesitzer anbieten. Der YouTuber Dennis ist einer von ihnen.
Dennis ist Maschinenbau- und Mechatronik-Ingenieur und veröffentlicht über seinen YouTube-Kanal "alles ist möglich" regelmäßig Videos zur Energie- und Wärmewende. Der YouTuber ist ein Tüftler und hat seinen Altbau von 1976 zu einem smarten Gebäude umgebaut. Zunächst hatte "efahrer.com" über seine Videos berichtet. Dennis' Altbau war zunächst wie viele Bestandsgebäude mit einer Ölheizung ausgestattet. Diese verbrauchte rund 3500 Liter Heizöl im Jahr. Der Tüftler entschied sich zusätzlich für eine Wärmepumpe inklusive Photovoltaik.
Ölheizung und Wärmepumpe im Vergleich – die Unterschiede:
Ölheizung | Wärmepumpe |
Energiequelle: Heizöl | Umweltwärme (Luft, Wasser, Erde) |
Umweltaspekt: CO2-Emissionen durch Verbrennung | Nutzt erneuerbare Energie – geringe bis keine Emissionen |
Investitionskosten: Mittel | Höher – es gibt aber staatliche Förderungen |
Variable Betriebskosten – abhängig vom Öl- und CO2-Preis | Oft geringer dank Effizienz und niedrigeren Stromkosten |
Effizienz: Geringer Wirkungsgrad | Hoher Wirkungsgrad – insbesondere bei Erdwärme |
Lebensdauer: Rund 20 bis 25 Jahre | Rund 20 bis 25 Jahre – manche Modelle auch länger |
Der Öltank benötigt Platz | Kompakter – jedoch muss Platz für Außeneinheit bei Luft-Wasser-Wärmepumpen einkalkuliert werden |
Regelmäßige Wartung und Reinigung notwendig | Generell wartungsärmer – regelmäßige Überprüfung wird jedoch empfohlen |
Unsichere Zukunft wegen schwindenden Ölreserven und Klimaschutzzielen | Wird als zukunftssicher betrachtet – zu 100 Prozent erneuerbare Energiequelle |
Einsatz in Altbauten ist möglich – aber nicht immer effizient und wegen gesetzlicher Auflagen empfehlenswert | Oft besser geeignet – insbesondere bei guter Dämmung sehr effizient |
Wärmepumpe im Altbau: Energieberater gibt Einschätzung – Wo sie nicht sinnvoll ist
In einem seiner ersten Videos teilte er seine Erfahrungen. Für die wirtschaftliche Nutzung einer Wärmepumpe im Altbau ist aus seiner Sicht Photovoltaik für die Energieerzeugung oder eine gute Dämmung nötig – im Idealfall sogar beides. Ohne Solarenergie oder in einem ungedämmten Altbau rechnet sich eine Wärmepumpe laut Dennis nicht. Hier sei der Bedarf an Strom zu hoch. Ähnlich äußerte sich auch schon Benjamin Weismann vom Energieberaterverband GIH im Gespräch mit unserer Redaktion.
In ungedämmten Altbauten mit kleinen Heizkörpern rät der Energieberater von einer monovalenten Wärmepumpe ab. "Hier wird die Wärmepumpe sonst im Winter oft zur reinen Stromheizung und heizt wie ein Tauchsieder." Die bessere Lösung sei hier eine Hybridheizung aus einer Wärmepumpe und bestehender Gas- oder Ölheizung. Genau für eine solche Lösung hat sich Dennis entschieden. Zunächst investierte er in eine Luft-Wärmepumpe – anschließend in eine Photovoltaikanlage und einen Pufferspeicher.
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Vom Altbau zum Energiesparhaus: Tüftler muss die nächsten Jahre kein Öl bestellen
Ein Pufferspeicher ist ein mit Wasser befüllter Wärmespeicher. Er gleicht die Differenzen zwischen der erzeugten und der verbrauchten Wärmeleistung aus. Die überschüssig erzeugte Wärme wird im Pufferspeicher bevorratet. Dadurch muss die Heizung nicht bei jedem Wärmebedarf anspringen. Bei vielen Gas- und Ölheizungen ist der Pufferspeicher mittlerweile Standard. Auch in Hybridsystemen wie bei Dennis kann er zum Einsatz kommen und so den Energiebedarf senken. Seine Wärmepumpe hat der YouTuber an den Pufferspeicher angeschlossen.
Zum Schluss installierte Dennis eine smarte Steuerung der Anlagentechnik und erhöhte damit den Eigenstromverbrauch. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Seit der Umstellung auf das Hybridsystem spart er laut eigenen Angaben rund 1000 Liter Heizöl pro Jahr ein. Seine Ölheizung arbeitet jetzt nur noch in Reserve – wenn die Wärmepumpe an ihre Grenzen kommt und keine Wärme mehr im Speicher ist. Dennis hat laut eigener Aussage noch 8000 Liter Heizöl im Tank. Er rechnet damit, dass der Vorrat für die nächsten fünf bis sechs Jahre ausreicht.
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Wärmepumpe im Altbau: Auswertung macht Hoffnung – Sanierung nicht immer nötig
Denni's Heizungslösung macht deutlich: Auch in Altbauten kann effizient mit erneuerbaren Energien geheizt werden. Neben monovalenten Systemen wie einer Wärmepumpe oder Pelletheizung kann auch ein hybrides System aus mehreren Komponenten eine Lösung sein. Doch jedes Gebäude ist anders – eine pauschale Lösung gibt es nicht. Umso wichtiger ist das Informieren. Der Installateur-Konzern "thermondo" hat etwa kürzlich eine Auswertung zum Einsatz von Wärmepumpen in Altbauten veröffentlicht.
In dieser kommt der Konzern zu einer anderen Erkenntnis: In den wenigsten Altbauten – wo "thermondo" Wärmepumpen installiert hat – mussten im Vorfeld größere Sanierungen wie eine Dämmung oder der Tausch der Heizkörper durchgeführt werden. Über einen einfachen Test können Verbraucher die Effizienz einer Wärmepumpe im Altbau überprüfen – eine Anleitung dazu finden Sie hier. Doch am Ende gilt: Eine fachliche Beratung ist bei der Entscheidung für eine neue Heizung unerlässlich.
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Fazit zu neuer Heizung im Altbau: Diese wichtigen Fragen sollten vorab geklärt sein
Neben Installateuren sind Energieberater und Verbraucherschützer gute Ansprechpartner. Analysen und Einzelfallberichte wie von Dennis können immer eine Inspiration sein. Nicht immer lassen sich solche Lösungen aber auf jedes andere Gebäude eins zu eins übertragen. Neben der Dämmung oder auch der Größe der Heizkörper spielen noch viele andere Faktoren eine Rolle. Ist genug Platz für das Außengerät einer Wärmepumpe? Eignet sich das Dach für eine Solaranlage? All diese Fragen sollten im Vorfeld geklärt werden.