Berlin. Wärmepumpe im Altbau – muss dafür groß saniert werden? Viele Menschen glauben ja, doch eine Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen.
- Wärmepumpen gelten als Energiequellen der Zukunft – doch noch sind viele Menschen skeptisch
- Eine Studie zeigt, was viele vom Einbau einer Wärmepumpe abhält
- Dabei sind die Sorgen vor großen Sanierungsmaßnahmen oft unbegründet
Es war ein zähes Hin und Her – doch am Ende hat der Bundestag das Heizungsgesetz gebilligt. Nun muss es noch vom Bundesrat bestätigt werden. Schon Anfang 2024 könnte die Novelle für das Gebäudeenergiegesetz (GEG) in Kraft treten. Das Heizungsgesetz sieht eine "kommunale Wärmeplanung" vor – auf deren Grundlage sollen Maßnahmen wie der Anschluss an ein Fernwärme- oder Biogasnetz in Städten und Gemeinden geprüft werden. Das Ziel: Nicht nötige Investitionen in eine neue Heizung sollen vermieden werden.
Heizung im Altbau: Skepsis vor Wärmepumpe
Erst danach sollen Eigentümerinnen und Eigentümer reagieren und sich – sollte kein Anschluss an ein Fernwärme- oder Biogas-/Wasserstoffnetz möglich sein – um eine Alternative bemühen. Für Altbauten greifen schon jetzt verschiedene Sanierungspflichten im Hinblick auf Heizkessel und Dämmung. Dazu zählt etwa die Austauschpflicht für alte Gas- und Ölheizungen nach 30 Jahren Nutzung. Eine Alternative ist die Wärmepumpe – doch trotz hoher Fördersummen ab 2024 vom Staat stehen viele Hausbesitzer der Öko-Heizung skeptisch gegenüber.
Der Heizungsinstallateur thermondo ist in einer Umfrage der Skepsis auf den Grund gegangen. Dabei zeigt sich: Die Mehrheit der befragten Eigentümer ist offen für die Wärmepumpe. Rund zwei Drittel der 1000 Befragten (67,7 Prozent) halten die Investition in die Wärmepumpe für wahrscheinlich oder haben sich schon für eine Anlage entschieden. Dem gegenüber stehen 32,4 Prozent. Sie schätzen die Anschaffung einer Wärmepumpe als unwahrscheinlich ein. Doch was schreckt diese Hausbesitzer ab?
Dämmung und Heizkörper im Altbau: Warum es keine Ausschlusskriterien sind
Wenig überraschend: Für viele Eigentümer sind erschwingliche Preise ein entscheidendes Kriterium. In der Umfrage nannten 46,5 Prozent der Befragten – die die Anschaffung einer Wärmepumpe als unwahrscheinlich ablehnen – die hohen Anschaffungskosten als Hauptgrund gegen die Anlage. Die Ergebnisse der Umfrage wurden zusammen mit Daten von über 2500 Wärmepumpen-Installationen von thermondo veröffentlicht. Dabei zeigt sich auch: Der Mythos, dass eine Wärmepumpe nur mit Fußbodenheizung läuft, hält sich hartnäckig.
Rund jeder Dritte Wärmepumpen-Skeptiker nennt in der Umfrage eine fehlende Fußbodenheizung als Grund gegen die Wärmepumpe. Weitere Argumente sind fehlende finanzielle Mittel (23,9 Prozent) und die Beschaffenheit des eigenen Hauses (25,8 Prozent). Speziell in Altbauten werden oft eine zu schlechte Dämmung oder zu kleine Heizkörper als Ausschlusskriterium für eine Wärmepumpe gesehen. Doch die veröffentlichten Daten von thermondo zeigen deutlich: Aufwändige Sanierungsmaßnahmen waren in den allermeisten Häusern nicht notwendig.
Pro und Contra Wärmepumpe: Alle Daten der Analyse im Überblick
Pro Wärmepumpe | Contra Wärmepumpe |
67,7 Prozent der 10000 Befragten halten den Kauf einer Wärmepumpe für wahrscheinlich oder haben schon eine. | 32,4 Prozent der 1000 Befragten schätzen den Kauf einer Wärmepumpe als unwahrscheinlich ein. |
Hauptmotivation für Entscheidung: Wirtschaftlichkeit beim Heizen (61,3 Prozent) erwarten sinkende Heizkosten. | Hauptgegenargument: Hohe Anschaffungskosten (46,5 Prozent). |
Fast 50 Prozent sehen in der Wärmepumpe einen Beitrag zum Umweltschutz. | 33 Prozent sehen fehlende Fußbodenheizung als Gegenargument. |
41,9 Prozent erwarten eine Wertsteigerung ihrer Immobilie. | 23,9 Prozent nennen fehlende finanzielle Mittel als Gegenargument. |
37,2 Prozent schätzen die Versorgungssicherheit und 31,7 Prozent die Energieunabhängigkeit. | 25,8 Prozent nennen die Beschaffenheit des eigenen Hauses als Grund und 18,9 Prozent die Unklarheiten bei der staatlichen Förderung. |
Die Umfrage-Daten beruhen auf einer von thermondo konzipierten sowie in Auftrag gegebenen Online-Befragung unter 1.000 Hausbesitzern. Diese wurde vom Meinungsforschungsinstitut Appinio im Zeitraum 14. bis zum 20. August 2023 durchgeführt.
Zusätzliche Informationen von thermondo:
- 40 Prozent der von thermondo ausgestatteten Häuser wurden vor 1975 gebaut.
- 42 Prozent zwischen 1975 und 2000.
- 18 Prozent waren Neubauten (Baujahr 2000 oder jünger).
- Etwa 75 Prozent der Installationen erfolgten in Häusern mit 100 bis 200 Quadratmeter.
- Nur 16 Prozent der Installationen erforderten den Austausch von Heizkörpern.
- Nur 13 Prozent der Gebäude waren ausschließlich mit Fußbodenheizung ausgestattet.
Die Daten zu den verbauten Wärmepumpen wurden von thermondo auf Grundlage der bereits installierten 2.500 Geräte am 31. August 2023 erfasst.
Daten zur Wärmepumpe im Altbau verblüffen: Sanierung ist selten notwendig
Nur rund 16 Prozent der Installationen erforderten den Austausch einzelner Heizkörper für einen effizienten Betrieb der Wärmepumpe. Lediglich 13 Prozent der Objekte waren ausschließlich mit Fußbodenheizung ausgestattet. Das Unternehmen hat laut eigenen Angaben bislang über 2500 Wärmepumpen in Ein- und Zweifamilienhäusern im Bestand installiert. 40 Prozent der von thermondo mit Wärmepumpen ausgestatteten Häuser wurden vor 1975 gebaut. Weitere 42 Prozent zwischen 1975 und 2000. Nur 18 Prozent der Objekte waren Neubauten mit Baujahr 2000 oder jünger.
Passend dazu wurde jüngst eine Studie zur Effizienz von Wärmepumpen bei Minustemperaturen veröffentlicht. Auch hier zeigte sich: Eine Wärmepumpe ist im Vergleich zu einer Gas- oder Ölheizung selbst bei Minusgraden noch effizienter. Die hohen Anschaffungskosten würden sich zudem über die eingesparten Energiekosten im Laufe der Jahre amortisieren. Hinzu kommt die Förderung für eine Wärmepumpe ab 2024. Der Maximal-Zuschuss von 21.000 Euro senkt in der Summe die Kosten noch einmal beträchtlich.
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Heizung im Altbau: Tipp von Experten – wann die Wärmepumpe eine Option ist
Auch Benjamin Weismann – Bundesgeschäftsführer vom Energieberaterverband GIH – sieht die Wärmepumpe als eine der besten Alternativen zur Gas- und Ölheizung. "Kombiniert man die Wärmepumpe mit einer eigenen Photovoltaikanlage, ist man schon ziemlich autark von steigenden Energiekosten", sagte Weismann unserer Redaktion. Wenn kein Anschluss an ein Fernwärmenetz verfügbar ist, sieht der Energieexperte die Wärmepumpe als beste Alternative, um die Vorgaben im neuen Heizungsgesetz zu erfüllen.
Trotzdem ist zu beachten: Die Entscheidung für eine bestimmte Heizung ist immer individuell. Nicht jedes Gebäude ist identisch. Und nicht überall muss die Wärmepumpe die beste Alternative sein. Auch eine Pelletheizung oder eine Gasheizung im Biogas- oder Wasserstoffbetrieb erfüllt die geplante gesetzliche Vorgabe von mindestens 65 Prozent. Vor der Entscheidung sollte man sich daher gut informieren und am besten beraten lassen. Gute Ansprechpartner sind neben Fachbetrieben auch Energieberater und Verbraucherzentralen.
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