Berlin. Expertinnen raten davon ab, Magnesium bei Muskelkrämpfen einzunehmen. Was man stattdessen machen sollte – präventiv und kurzfristig.
Wer kennt es nicht? Mitten in der Nacht beginnt die Wade zu zucken. Die Muskulatur verhärtet sich, im nächsten Moment zieht ein stechender Schmerz durch das Bein. Muskelkrämpfe treten besonders häufig in Ruhephasen und während der Nacht auf, gibt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) an. Vor allem Sportlerinnen und Sportler sowie ältere Menschen seien betroffen.
Laut der DGN geben 90 Prozent der jungen Erwachsenen an, vereinzelt unter Muskelkrämpfen zu leiden. Die Frequenz nehme rapide mit dem Alter zu: 33 bis 50 Prozent der Menschen über 65 Jahre erfahre mindestens einmal pro Woche Muskelkrämpfe. Besonders häufig seien die Wadenmuskulatur und das Fußgewölbe betroffen. „Das liegt daran, dass diese einer besonderen Belastung beim Laufen ausgesetzt sind“, sagt Prof. Dieter Böning, Vizepräsident des Berliner Sportärztebunds.
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Magnesium als Wundermittel bei Muskelkrämpfen?
Häufig wird im Bekanntenkreis die Einnahme von Magnesium empfohlen. Dabei ist die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt. Expertinnen und Experten raten daher davon ab. „In den wenigsten Fällen ist die Einnahme von Magnesium wirksam“, erläutert Prof. Stephan Zierz, Direktor der Neurologischen Uniklinik in Halle. „Nur bei akuten Veränderungen wie starkem Schwitzen oder Durchfall kann das sinnvoll sein.“ Auch bei Muskelkrämpfen in der Schwangerschaft könne Magnesium möglicherweise wirksam sein, führt die DGN an.
Dehnübungen bei Muskelkrämpfen – auch vorbeugend sinnvoll
Stattdessen empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie in ihren Leitlinien als präventive Maßnahme ein regelmäßiges Dehnen der Wadenmuskulatur. Und auch im akuten Fall eines Krampfes sollte der betroffene Muskel gedehnt oder die Antagonisten angespannt werden. Während einer sportlichen Aktivität helfe es, den betroffenen Körperteil zu entlasten. „Der Muskel kann passiv mit der Hand massiert oder aktiv mit Übungen gestreckt werden“, rät die Physiotherapeutin Ute Repschläger. „Das lockert die Muskulatur und löst die Verkrampfung.“ Langfristig helfe ein leichtes Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining.
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Wenn das Krampfen länger anhalte und es zu einer Behinderung im Alltag komme, solle man sich untersuchen lassen. „Muskelkrämpfe können ein Anzeichen für eine Unterfunktion der Schilddrüse oder eine Entzündung im Muskel sein“, erklärt Zierz auf dem Informationsportal Neurologen und Psychiater im Netz. „Muskelkrämpfe sind ein vieldeutiges Symptom.“ Gleichzeitig gibt er Entwarnung. Der Krampf selbst sei zwar unangenehm, aber ungefährlich.
Muskelkrämpfe können viele Ursachen haben
Als Ursache bei Sportlerinnen und Sportlern werde häufig ein Wasser- oder ein Elektrolytverlust ausgemacht. Auch Durchblutungsstörungen, ein schlechter Trainingszustand und Überlastung könnten zu einer erhöhten Anzahl an Muskelkrämpfen führen, erklärt Böning weiter.
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Wie der Muskelkrampf genau entsteht, ist unklar. Doch so viel steht fest: „Bei einer Überlastung kann es zur Übererregung im Rückenmark kommen“, sagt Böning. Das Nervensystem sei verwirrt und übertrage dies auf die Muskeln – es entstehe ein Wechsel aus Krampfen und Entkrampfen. Auch er empfiehlt Dehnübungen als sinnvollste Maßnahme. „Um die Kontraktion zu beenden, sollte am Muskel gezogen werden“, so Böning. „Dadurch werden die Zellen im Rückenmark blockiert.“