Berlin. Wer nicht nur einen ETF-Aktienfonds bespart, kann seine Rendite um Tausende Euro erhöhen. Die Erfolgsstrategie heißt Drei-Mal-Zehn.
Die Bezeichnungen klingen nach einem eigenwillig getauften Hundepaar: Fifo und Lifo. Dahinter stecken aber zwei Ordnungsprinzipien, die in einem Wertpapierdepot eine Rolle spielen. Richtig vorbereitet, können Anleger hier Zehntausende Euro an zusätzlicher Rendite einstreichen, wenn sie das Fifo-Prinzip zu ihren Gunsten nutzen.
Ein Depot sollte nicht mit unterschiedlichsten Papieren vollgestopft sein wie ein Kellerschrank. Ein einziger, gut gewählter Fonds genügt, um über Jahrzehnte eine stattliche Summe anzusparen. Verbraucherschützer und Honorarberater raten einhellig zu einem kostengünstigen ETF (Exchange Traded Fund, börsengehandelter Fonds), der einen weltweiten Aktienindex nachbaut. So liefert er den Durchschnittswert der großen Weltbörsen.
Der oft verwendete IndexMSCI World enthält über 1500 Unternehmen aus 23 Ländern. Mit wenigen Mausklicks ist ein monatlicher Sparplan eingerichtet, danach läuft an sich alles von allein. Im Schnitt der vergangenen Jahrzehnte waren 7 Prozent jährlicher Rendite drin.
ETF verkaufen: Trennungsschmerz von alten Beständen
Es gibt nur ein Problem, wenn die schöne Zeit der Entnahme beginnt. Bei der Steuerabrechnung kommt die schon erwähnte Abkürzung Fifo ins Spiel, englisch für „first in, first out“. Immer wenn Anleger ETF-Anteile verkaufen, nimmt die Bank automatisch diejenigen mit dem frühesten Anschaffungsdatum. Was zuerst hereinkam, geht zuerst wieder hinaus.
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Und das sind meist zugleich die Anteile mit der besten Wertsteigerung. So ist die zu zahlende Steuer höher, als wenn ein „junger“ ETF-Anteil verkauft werden könnte. Diese Auswahl lässt einem das Steuerrecht aber nicht.
Mit einem Kniff klappt es dennoch. Ein mittelgroßes Depot kann rund 28.000 Euro ertragreicher sein, wenn in der Ansparphase ein paar Punkte beachtet werden, hat der Geldratgeber Finanztip ausgerechnet. Die 3-mal-10-Strategie funktioniert so: Nicht ein einziger, sondern drei ETFs werden bespart, und zwar hintereinander. Zum 10. „Geburtstag“ des Depots bekommt der Start-ETF einen zweiten an die Seite gestellt.
ETF-Strategie 3-Mal-10: In jedem Jahrzehnt ein neuer Fonds
Ab jetzt fließen die neuen Sparraten in ETF 2, während der bisher gekaufte Bestand von ETF 1 einfach liegen bleibt. Ein weiteres Jahrzehnt später ein erneuter Schwenk zu einem ETF 3. Das Resultat nach 30 Jahren: Der Sparer hat beim Verkauf die Wahl, welche der drei Positionen aus unterschiedlichen Anschaffungsjahrzehnten er anzapft. Nun ist näherungsweise Lifo („last in, first out“) statt Fifo möglich, also jüngeren Anteilen Vorrang gegenüber älteren zu geben.
Woher kommt der Mehrertrag? Bei vereinfachten drei Kauf- und drei Verkaufsterminen, pro Jahrzehnt eine Transaktion, kann im Jahr 30 der frischeste ETF 3 und ein Teil des ETF 2 verkauft werden. Für einen Entnahmebetrag von 180.000 Euro nach Steuern wäre beim herkömmlichen Vorgehen ein Verkauf von brutto 214.000 Euro des ETF 1 erforderlich.
Werden hingegen zunächst ETF 3 und 2 versilbert, müssen nur Anteile für 202.000 Euro verkauft werden. Mit drei großen Entnahmen beträgt die gesamte Ersparnis rund 28.000 Euro. Die Größenordnung ist nach 30 Jahren Sparen keine Utopie. Die Einzahlungen entsprechen anfangs 300 Euro monatlich und maximal 500 Euro.
Der Tipp: Die ETFs sollten sich möglichst ähnlich sein
Genauer handelt es sich um eine Steuerstundung, die entsteht, wenn ältere Wertpapiere erst zu späteren Zeitpunkten Verkaufserlöse erzielen und damit steuerpflichtig werden. Bis dahin nützen ihre Wertzuwächse länger dem Depot. Betragsmäßig zahlt der Anleger mit der 3-mal-10-Strategie nicht weniger Steuern, sondern freut sich über einen höheren Gesamtertrag.
Damit das Depot stringent aufgebaut bleibt, sollten die ETFs möglichst ähnlich sein. Kein Problem: Es gibt aktuell zwei Dutzend empfehlenswerte Fonds auf den MSCI World und vergleichbare Aktienindizes wie den FTSE All-World. Wer mag, kann häufiger umsteigen. Und die zehn Jahre sind keine starre Frist.
Weitere Alternative: Zweites Depot statt nur eins
Ein zweiter Weg führt zum Ziel: über ein zusätzliches Depot. Das lässt sich bei manchen Banken sogar im selben Haus einrichten, sonst bei der Konkurrenz. Das Bundesfinanzministerium hat im April 2022 klargestellt, dass sowohl bei einem Zweitdepot bei einer anderen Bank wie auch bei einem Unterdepot bei derselben Bank die Fifo-Regel für jedes Depot einzeln angewendet wird. Mit einem Teil-Übertrag lässt sich also steuern, welche Tranche verkauft werden soll.
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Natürlich können sich auch die Steuergesetze ändern. Wer sich Fifo und Lifo zum Freund macht, hält sich aber mit kleinem Aufwand eine Handlungsoption offen, die Zehntausende Euro einbringen kann.
Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.