Berlin. Smarte Kameras oder Videotürklingeln gegen Einbrecher? Laut Experten ist das höchstens eine Ergänzung. Darauf kommt es wirklich an.

Der Urlaub ist gebucht, die Koffer gepackt, die Vorfreude auf die wohlverdienten Sommerferien am Strand oder in den Bergen steigt. Bleibt nur die Frage: Wer passt auf das Haus oder die Wohnung auf, wenn diese längere Zeit unbewohnt sind?

Wer erst kurz vor der Abreise über Einbruchsicherheit nachdenkt, tut das zu spät. Denn ein sicheres Zuhause erfordert Planung und Vorbereitung, erklärt Sicherheitsexperte Harald Schmidt im Gespräch mit unserer Redaktion. „Gedanken darum sollte man sich nicht nur vor dem Urlaub machen.“

Der Kriminaldirektor ist bei der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) für das Thema Einbruchschutz zuständig und hat als langjähriger Einbruchexperte schon etliche Haushalte beraten.

Zwei Irrtümer bekomme Schmidt dabei regelmäßig zu hören. Erstens: In der Urlaubszeit wird häufiger eingebrochen – statistisch ließe sich das nicht belegen, sagt der Experte. Einbruchschutz sei das ganze Jahr über wichtig. Der größte Irrtum sei aber, zu sagen „Bei mir ist eh nichts zu holen“. „Was bei jedem abhandenkommen kann, ist das gute Sicherheitsgefühl“, sagt Schmidt. Schon ein einziger Einbruch könne neben Sachschäden bleibende Folgen für die Psyche hinterlassen. Laut Studien trage jedes vierte Einbruchsopfer den Gedanken an einen Umzug mit sich herum oder schlafe danach schlechter, so Schmidt.

Einbruchschutz: Das kann smarte Sicherheitstechnik

Aber wo fange ich an, wenn mein Zuhause sicherer werden soll? Gerade Hausbesitzer setzen immer häufiger auf smarte Sicherheitstechnik – Geräte also, die übers heimische Wlan miteinander vernetzt sind und über Smartphone oder Tablet gesteuert werden können. Einer der größeren Hersteller ist etwa die Amazon-Tochter Ring.

Zur Produktpalette gehören diverse Kameras für Außenbereiche und Innenräume, die sich laut eigener Aussage auch selbstständig mit vergleichsweise geringem Aufwand anbringen und in Betrieb nehmen lassen.

Für mehr Privatsphäre können Besitzer hierbei die Linse mit einer Schutzklappe abdecken oder vorab Bereiche schwärzen, die ausdrücklich nicht von der Kamera aufgenommen werden sollen. Vom Hersteller gibt es auch akku- und strombetriebene Videotürklingeln, die auf das Handy ein Bild übertragen, wenn sich ein Besucher oder der Paketzusteller der Haustür nähert. In das Netzwerk können zudem Tür- oder Fensterkontakte sowie Bewegungsmelder eingebunden werden.

Ein ähnliches Sortiment wie Ring bieten aber auch andere Hersteller wie Eufy, Blink oder Netatmo.

Gegen Einbrüche sichern: Polizei empfiehlt Dreiklang an Maßnahmen

Der Nachteil solcher Systeme: Fällt das Wlan aus oder wird es manipuliert, ist der Schutz geschwächt. Käufer sollten sich laut Experten vorher überlegen, welcher Hersteller mit seinem Ökosystem und seiner App zu den eigenen Anforderungen passt und welche Produkte man wirklich benötigt. Wichtig: Für bestimmte Komfortfunktionen können Folgekosten in Form eines Abos fällig werden.

Die Polizei rät Privathaushalten grundsätzlich zu einem Dreiklang aus

  • Einbau von Sicherungstechnik,
  • einer aufmerksamen Nachbarschaft und
  • eigenem "sicherheitsbewussten Verhalten"

Erster Schritt sei immer eine kostenlose Beratung durch die vor Ort zuständige kriminalpolizeiliche Beratungsstelle. Eine entsprechende Postleitzahlen-Suche bietet die Webseite k-einbruch.de. „Die berät zielgerichtet, wie Sie in die Sicherung der eigenen vier Wände investieren können“, erklärt Schmidt. Denn ob Einfamilienhaus oder Mietwohnung im dritten Stock – das mache beim Einbruchschutz erhebliche Unterschiede aus.

Als Zweites sei, gerade im Urlaub, das eigene Verhalten entscheidend. „Sie sollten nicht signalisieren: Hier ist niemand zu Hause“, sagt Schmidt. Heißt: Rollläden sollten regelmäßig geöffnet und geschlossen werden – entweder von Vertrauenspersonen vor Ort oder mittels Zeitschaltuhr. Auch den Briefkasten sollten Urlauber regelmäßig leeren lassen und die Tageszeitung vorübergehend abbestellen oder an den Urlaubsort nachsenden lassen.

Wer viel in sozialen Netzwerken aktiv ist, sollte in seinen Profileinstellungen vorsichtshalber prüfen, wer bei Facebook, Instagram, Whatsapp & Co. anhand von Fotos und Statusmeldungen sehen kann, dass man gerade Urlaub macht. „Auch auf so etwas achten Einbrecher heute“, sagt Schmidt.

Smarte Kameras haben aus Expertensicht den Nachteil, dass sie immer mit dem heimischen Internet verbunden sein müssen.
Smarte Kameras haben aus Expertensicht den Nachteil, dass sie immer mit dem heimischen Internet verbunden sein müssen. © iStock | istock

Mechanischer Schutz als Grundlage

Bei der technischen Sicherheit sei der erste Schritt immer „ein solider mechanischer Grundschutz“, so der Experte. Sprich: Leicht zugängliche Türen und Fenster mit einem geprüften und zertifizierten Einbruchschutz absichern. Auf welche Widerstandsklassen es hier bei Produkten aus dem Fachhandel ankommt, lässt sich ebenfalls auf dem Portal k-einbruch.de einsehen, genauso wie Möglichkeiten zur Finanzierung und Förderung.

Sich auf smarte Kameras, Türklingeln und Bewegungsmelder zu verlassen, die immer mit dem heimischen Internet verbunden sein müssen, ist für Schmidt höchstens eine Ergänzung zum mechanischen Schutz. „Sie wollen ja nicht am Strand sitzen und dem Täter über die Kamera beim Einbruch zuschauen.“ Zumal es im Urlaub längst nicht überall mobiles Internet gibt oder das Handy allzeit griffbereit ist. Das Ziel müsse sein, dass Täter gar nicht erst das eigene Zuhause betreten.

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Zusätzlich zur mechanischen Sicherung sei bei Bedarf nichts gegen qualitativ gute Gefahrenwarn- oder Alarmanlagen und Überwachungskameras zu sagen. Einige der Produkte ließen sich auch ins bestehende Smarthome einbinden und per Smartphone steuern.

Private Überwachungskamera: Das ist zu beachten

Wer privat Überwachungskameras für Außen- oder Innenbereiche installieren möchte, muss gesetzliche Vorschriften beachten. Unter anderem gilt, dass nur Bereiche gefilmt werden dürfen, die zum eigenen Grundstück oder der Wohnung gehören. Private Kameras dürfen in der Regel ohne Zustimmung nicht aufs Nachbargrundstück, auf gemeinsam genutzte Auffahrten oder öffentliche Wege gerichtet sein. Zudem muss auf die Kameraüberwachung hingewiesen werden.