Berlin. Jeder Fünfte hat Erfahrungen mit Einbrechern. Wie sichern die Deutschen jetzt im Urlaub ihr Zuhause? Das hängt stark vom Wohnort ab.
Im Juli starten in fast allen Bundesländern die Sommerferien. Doch auch ohne Kinder machen sich jetzt im Sommer die meisten auf den Weg in den wohlverdienten Urlaub. Das eigene Haus oder die Wohnung sind dann oft über längere Zeit verlassen. Die ersehnten Sommerferien sind daher auch: Hochsaison für Einbrecher.
Wie schützen die Deutschen ihr Zuhause während der Urlaubszeit – und was ist beliebter: Moderne Sicherheitstechnik wie smarte Kameras, der klassische Einbruchschutz oder etwas anderes? Das hat eine größere Studie untersucht, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt.
Damit sie sich auch im Urlaub nicht um die Sicherheit des eigenen Heims sorgen müssen, vertrauen mehr als zwei Drittel der Deutschen (68 Prozent) auf eine starke und aufmerksame Nachbarschaft. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Civey im Auftrag der Amazon-Tochter Ring, einem Hersteller vernetzter Sicherheitstechnologie, unter 5000 Menschen in Deutschland durchgeführt hat.
Urlaubszeit: In Ballungsräumen mehr als jeder Vierte schon Einbruchsopfer
Das Risiko, Opfer eines Einbruchs zu werden, ist gerade im Sommerurlaub hoch. Am meisten gefährdet sind dabei offenbar Menschen in Ballungsräumen. Ein alarmierendes Ergebnis der Umfrage: In den Stadtstaaten Hamburg (29,9 Prozent), Berlin (27,5 Prozent) und Bremen (25,7 Prozent) wurde schon bei mehr als jedem vierten befragten Privathaushalt zuhause eingebrochen.
Unter den Flächenländern gab es laut Umfrage die häufigsten Opfer von Einbrüchen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen (23,9 beziehungsweise 23,6 Prozent). Bundesweit musste demnach immerhin mehr als jeder Sechste (17,6 Prozent) bereits Erfahrungen mit Einbrechern machen.
Sicherheitstechnik: Bewegungsmelder vorn – vier von zehn verzichten ganz
Trotz des Risikos verzichten laut der Studie rund 40 Prozent der Privathaushalte auf den Einsatz von Sicherheitstechnik zum Schutz vor Einbrüchen.
Unter den Befragten, die sich mithilfe von Sicherheitstechnik gegen Einbrecher schützen wollen, sind Bewegungsmelder (16,6 Prozent) noch vor Sicherheitskameras (13,4 Prozent) die beliebteste Wahl. Knapp jeder zehnte Haushalt (9,9 Prozent) setzt laut eigener Aussage auf Alarmanlagen. Etwas weniger verbreitet sind demnach Videotürklingeln (6,2 Prozent) sowie Zeitschaltuhren (5,8 Prozent). Die noch recht junge Möglichkeit, per Smartphone-App den Zugang zum eigenen Haus zu steuern, nutzen bislang nur knapp drei Prozent der Deutschen.
- Lesen Sie auch: Einbruchschutz für Zuhause – Diese Produkte sind sicher
Auffällig: Unter jenen Befragten, die bereits einen Einbruch erlebt haben, kommt Sicherheitstechnik etwas häufiger zum Einsatz (Bewegungsmelder: 25,8 Prozent; Sicherheitskameras: 18,9 Prozent; Alarmanlagen: 18,4 Prozent; Videotürklingeln: 9 Prozent). „Es braucht selten aufwändige, komplex zu installierende Systeme. Konventionelle Maßnahmen wie sichere Schlösser, Zeitschaltuhren für Rollläden oder Lichter und smarte akkubetriebe Geräte bewirken bereits viel“, kommentiert Dave Ward, Europa-Manager bei Ring, laut einer Unternehmensmitteilung die Ergebnisse.
Die Studie entlarvt dabei einige regionale Unterschiede:
- Am häufigsten verzichten auf Sicherheitstechnik demnach die Menschen in Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern (43; 42,4; 42,4 Prozent), am seltensten wiederum verzichten Rheinland-Pfälzer (38,1 Prozent) darauf.
- Auf den Einsatz von Sicherheitskameras setzen am häufigsten Privathaushalte in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz (je 15,4 Prozent), am seltensten Haushalte in Thüringen (10,8 Prozent).
- Die Dichte an Alarmanlagen ist besonders hoch in Rheinland-Pfalz (12 Prozent) und am niedrigsten in Bayern (7,2 Prozent).
Sicherheitsgefühl: Vertrauensvolle Nachbarschaft wichtig
Was gibt den Deutschen ein gutes Gefühl der Sicherheit, wenn sie in den Sommerurlaub verreisen? Die Ergebnisse sind deutlich: Mehr als zwei Drittel (68,3 Prozent) der Befragten setzen darauf, dass ihre Nachbarinnen und Nachbarn während ihrer Abwesenheit ein Auge auf das Eigenheim oder die Wohnung haben.
Gut die Hälfte (55,2 Prozent) hat mit konventionellen Maßnahmen wie etwa guten Tür- und Fensterschlösser ein beruhigendes Gefühl im Urlaub – ein einfacher und effektiver Weg. Gut jeder Dritte (36,1 Prozent) nannte Versicherungen – diese helfen immerhin gegen den finanziellen Schaden durch Einbrüche, nicht aber gegen den Ärger.
- Auch interessant: Amazon zeigt Mini-Kameradrohne für zu Hause
Knapp einem Drittel der Befragten vermitteln Alarmanlagen (32,6 Prozent) sowie smarte Sicherheitskameras (30 Prozent) ein beruhigendes Gefühl. „Gerade in der Urlaubszeit ist es wichtig, das eigene Zuhause zu schützen. Eine Nachbarschaft, in der die Menschen sich unterstützen und die Augen offenhalten, wenn Nachbar:innen verreist sind, spielt dabei eine wichtige Rolle. Zusammen mit der richtigen Sicherheitstechnik können Menschen dann entspannt verreisen“, wird Ring-Manager Ward zitiert.
Technik würde mehr Sicherheit vermitteln – wird aber nicht überall genutzt
Danach gefragt, was die Privathaushalte am ehesten dazu bewegen würde, in Vorbereitung auf die Urlaubszeit mehr Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, liegen erneut die Nachbarn vorn:
Vier von zehn Befragte (40,2 Prozent) würden sich von Erfahrungen in der Nachbarschaft beeinflussen lassen. Gut ein Drittel (34 Prozent) würde sich laut Umfrage besser vorbereiten, wenn Sicherheitslösungen ohne viel Aufwand am und im Haus anzubringen sind. Und gut jeder Vierte (27,2 Prozent) vertraut auf Empfehlungen von Sicherheitsfachleuten.
- Lesen Sie auch: Beim Kauf von Einbruchschutz auf dieses Siegel achten
Für die Sicherheitsstudie hat das Marktforschungsinstitut Civey im Auftrag von Amazon-Tochter Ring zwischen dem 7. und 21. Juni 2023 online 5.000 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt, darunter 2000 Personen, die privat über Videotürklingel(n), Sicherheitskamera(s), Alarmanlage(n) oder Zugangssteuerung zum Einbruchschutz verfügen.
Kriminalstatistik: Zahl der Einbrüche deutlich gestiegen
Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2022 ist im vergangenen Jahr die Zahl der Einbrüche in Häuser und Wohnungen um 21,5 Prozent auf 65.908 gestiegen. Dabei entstanden Schäden von über 200 Millionen Euro. Demnach wurde ein Drittel der Einbrüche sogar tagsüber vorgenommen. Viele Einbrüche wurden dabei in Kellern, Dachbodenräumen und Waschküchen gemeldet. Dabei handelt es sich laut Experten gleichzeitig um beliebte Einstiegsorte, um etwa über Fenster in Häuser und Wohnungen zu gelangen.