Berlin. Wer sich Geld kurzfristig leihen will, kämpft mit hohen Zinsen. Was tun, wenn es nicht anders geht? Wie Sie gute Ratenkredite finden.

  • Die EZB hebt seit gut einem Jahr den Leitzins an
  • Krieg, Pandemie und Inflation verschlechtern außerdem die Bonität der Menschen
  • All das führt zu höheren Kreditzinsen – wie Sie jetzt billig an Geld kommen, erfahren Sie hier

Lange war es bei den Zinsen ruhig. Für Tagesgeld und Festgeld bekamen Sparer nichts, der Dispo lag bei vielen Banken auf einer fast angenehmen Höhe und Kredite waren billig. Doch seit Juli 2022 passiert viel: Die Zinsen steigen wieder.

Die Europäische Zentralbank (EZB) schiebt den Leitzins nach oben und einige Banken folgen bei den Sparzinsen. Bei den Krediten sieht es zum Teil ähnlich aus. Das hat zumindest beim Dispo einen einfachen Grund: Die Banken haben die Zinsen aneinandergekoppelt. Geht einer hoch, kann der andere folgen.

Ratenkrediten: Die Zinsen steigen

Bei Ratenkrediten gibt es aber keine feste Verbindung zwischen Leitzins und Kreditzinsen. Mit der Höhe des Zinssatzes sichern sich die Banken gegen das Risiko ab, dass die Kundinnen und Kunden ihre Schulden nicht tilgen können. Dafür schauen sie sich ganz genau an, wie es bei den Finanzen ihrer potenziellen Kunden aussieht.

Wie viel verdienen sie, wie viel geben sie aus für Miete, Versicherungen und Kinder? Müssen sie weitere Kredite zurückzahlen, gibt es Sicherheiten wie Autos oder Immobilien? Hilft ein zweiter Kreditnehmer dabei, das Geld zurückzuzahlen? All das analysieren die Banken und entscheiden, ob sie einen Kredit geben und wie teuer der wird.

Der Leitzins der EZB hat damit nur zum Teil etwas zu tun. Eine gewisse Richtung kann er vorgeben, aber ein Jobverlust oder eine Trennung hat womöglich noch stärkere Konsequenzen bei der Kreditsuche.

Trotzdem bewegt sich der sogenannte Zwei-Drittel-Zinssatz bei einigen Banken nach oben. Er ist eine Orientierungsmarke und ist der Zinssatz, den zwei Drittel (oder mehr) der Kundinnen bekommen, die überhaupt einen Kredit aufnehmen dürfen. Pandemie, Krieg und Inflation haben Spuren in der Bonität der Bevölkerung gelassen. Immer mehr Kunden müssen also höhere Zinsen als bisher zahlen, der Durchschnitt steigt.

Aber auch die Banken müssen auf diese Situation reagieren und an ihrer Risikobereitschaft drehen. So setzen sie den niedrigsten Zinssatz, den sie anbieten, zum Teil höher an als noch vor ein paar Monaten.

Ob der Zinssatz steigt, können Verbraucherinnen und Verbraucher nicht beeinflussen. Und ohnehin sollten sie einen Ratenkredit nur aufnehmen, wenn sie ihn auch wirklich brauchen. Die aktuelle Zinssituation ist dann unumgänglich.

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Den richtigen Kredit finden

Es ist also viel wichtiger, einen möglichst günstigen und passenden Kredit für sich zu finden, als sich Sorgen über das Zinsniveau zu machen. Und einen solchen Kredit bekommen Verbraucherinnen nicht unbedingt bei der Bank, bei der sie auch ihr Girokonto haben. Sinnvoller ist es, sich so viele Angebote wie möglich zu holen. Dazu nutzen Verbraucher am besten Kreditportale, und zwar diese vier: Finanzcheck, Smava, Verivox und Check24.

Bei denen geben sie dann die erforderlichen Daten ein. Damit das schnell und einfach geht, sollten diese nötigen Daten am besten schon vorliegen. Der Geldratgeber Finanztip hat dafür eine Checkliste vorbereitet. Ein weiterer Tipp: Die Portale werden eine ganze Menge Mails an die Verbraucher schicken. Eine neue E-Mail-Adresse nur für die Kreditsuche macht das alles etwas weniger chaotisch.

Zu den Mails gesellen sich auch Anrufe seitens der Kreditberater. Das hilft zum Beispiel, wenn sie Fehler in den Angaben entdecken. Allerdings sollten sich die Kreditnehmer nicht davon überzeugen lassen, mehr Geld zu leihen, als sie eigentlich brauchen. Oder noch schlimmer: eine Restschuldversicherung abzuschließen.

Eine solche Versicherung soll helfen, falls der Kreditnehmer seinen Job verliert, krank wird oder stirbt. Dann wird der Kredit über die Versicherung abbezahlt. Leider gibt es einen großen Haken: Die Versicherungen kosten viel und greifen oft nicht.

Geld leihen kostet zunehmend mehr Zinsen. Gute Angebote lassen sich dennoch finden.
Geld leihen kostet zunehmend mehr Zinsen. Gute Angebote lassen sich dennoch finden. © iStock | istock

Wenn es eng wird: Auf flexible Kredite achten

Der Zins bei Ratenkrediten ist festgeschrieben, er verändert sich nicht über die Laufzeit. Doch auch wenn er nicht teurer werden kann: Nicht immer können sich Verbraucherinnen das leisten, was vorher noch machbar war.

Dann ist es hilfreich, wenn der Vertrag sowieso schon Ratenpausen oder Stundungen erlaubt. Die muss man aber trotzdem aktiv mit der Bank besprechen. Einfach nicht zu zahlen, ist keine Option. Fehlen solche Abmachungen im Vertrag, hilft nur, mit dem Anbieter zu verhandeln und aufs Beste zu hoffen.

Doch egal, wie kompliziert die Welt gerade ist – einige Kreditnehmer haben jetzt vielleicht mehr Geld zur Verfügung als zum Zeitpunkt des Kreditabschlusses. Wer den Kredit schneller loswerden kann als beim Abschluss gedacht, sollte das auch tun. Viele Banken lassen Sondertilgungen zu, über die mehr Geld in eine Rate als eigentlich geplant gesteckt werden kann. Das senkt die Zinslast.

Auch das komplette Abzahlen des Kredits ist möglich. Die Banken können dafür zwar eine Entschädigung verlangen, die ist aber auf maximal ein Prozent der übrigen Kreditsumme gedeckelt.

Zinswende oder nicht: Bei Krediten können Verbraucher also einiges richtig machen und so auch bei hohen Zinsen Geld sparen.

Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.