Marl/Düsseldorf. Gerade hat das renommierte Medieninstitut aus Marl seinen 50. Geburtstag gefeiert – jetzt zeigt sich: Es ist in akuter Finanznot. Was jetzt?
Vor einer Woche wurde der Jubilar im NRW-Landtag gefeiert: Caren Miosga, Gert Scobel, Jo Schück und Annegret Kamp-Karrenbauer waren unter den 200 Festgästen, Helmut Zerlett sorgte für die Musik, Medienminister Nathanael Liminski für die Lobhudelei: „Grimme ist ein Gütesiegel für die Qualität von Medienangeboten. Unsere moderne, super-diverse und digital-beschleunigte Gesellschaft braucht solche Orientierung mehr denn je.“
Hinter den Kulissen indes informierte Grimme-Institutsleiterin Frauke Gerlach über ein dramatisches Loch im Etat – und notwendige Einsparungen. Ihre Worte aus der Festrede, sie vertraue darauf, „dass das Grimme-Institut auch in 25 Jahren für den unabhängigen, werteorientierten und wissensbasierten Diskurs über die Qualität von Medien stehen wird“, hatten als Adressaten vor allem dem Deutschen Volkshochschulverband, mit 40 Prozent größter Gesellschafter des Medieninstituts aus Marl.
2023 fehlen rund 320.000 Euro, das Defizit wird 2024 voraussichtlich auf 430.000 Euro steigen: vor allem Energie- und Veranstaltungskosten steigen drastisch. In einem Interview sagte Frauke Gerlach: „Als Geschäftsführerin habe ich keine Einsparpotenziale mehr“. Außer Personalabbau.
Die Preisverleihung ist sicher – aber sonst nichts
Jetzt gingen Jury-Mitglieder des Grimme-Preises an die Öffentlichkeit, die um die Zukunft des wohl bedeutendsten, qualitätsorientierten Medienpreises in Deutschland bangen. Indes: Grimme-Preis und Grimme-Online-Award, bei dem wohl die RAG-Stiftung mit einsteigt, wären dem Namen nach am wenigsten betroffen. Auch wenn gerade wegen der Auszeichnung des von Russland bezahlten Journalisten Hubert Seipel die Aberkennung eines Preises im Raum steht.. Es geht wohl eher den Abteilungen für Medienbildung und Forschung an den Kragen. Womöglich wird das mit 21 Stellen recht übersichtliche Institut um ein Drittel verkleinert.
Mit anderen Worten: In Zeiten von Fakenews und Medienüberflutung würden jene Abteilungen wegfallen, die jenseits einer reibungslosen Veranstaltung mit hohem Renommee namens Grimme-Preis für Inhalte sorgen könnten. Genau das, die medienpolitischen und medienkritischen Impulse, hatte jüngst beispielsweise die FAZ vermisst.
Aus Marl sind zu den Vorgängen eher dürre Worte zu vernehmen: Einer „Unternehmensberatung hat Ende Oktober 2023 notwendige Sanierungsmaßnahmen zur Umsetzung vorgeschlagen.“ Damit gehe „eine inhaltlich-strategische Fokussierung“ einher. Und: „Fragen, die die Personalie der Geschäftsführung betreffen, werden anschließend im Kreis der Gesellschafter ergebnisoffen beraten und stehen momentan noch nicht an.“
Mit anderen Worten: Was das Institut künftig kann und fokussieren soll, ist offen. Und ob das mit oder ohne Geschäftsführerin Gerlach geschieht, auch. Denn deren Amtszeit läuft im April 2024 aus.