Berlin. Warum ist die Bahn so kaputt? Bei „Hart aber fair“ stellte sich ein Vorstand der Debatte. Und ein Experte zerriss das 49-Euro-Ticket.
Politisch wird die Republik in diesen Tagen vom Fall Aiwanger umgetrieben. „Hart aber fair“ entschied sich aber im Kontext eines ARD-Themenabends für ein anderes Thema, das viele Menschen bewegt: die Deutsche Bahn und ihre zahlreichen Probleme. „Zu spät, zu schlecht, zu teuer: Warum ist die Bahn so kaputt?“, war die Sendung überschrieben.
"Hart aber fair": Diese Gäste waren am Montag dabei
- Berthold Huber, Vorstand für Infrastruktur bei der Deutschen Bahn
- Michael Theurer (FDP), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium
- Fatma Mittler-Solak, Moderatorin des “ARD-Buffet”
- Sarah Bosetti, Moderatorin und Autorin
- Prof. Christian Böttger, Professor für Verkehrswesen an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin
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„Hart aber fair“: Bahn-Vorstand Berthold Huber redet nichts schön
Erfrischend war, dass mit Berthold Huber ein Bahn-Vertreter in der Runde saß, der wenig schönredete. Er nehme keinen Zug früher, weil er häufig zwischen München und Berlin pendle, sagte der für die Infrastruktur zuständige Vorstand des Konzerns. Auf dieser Strecke laufe es gut, weil Schienen und Technik hier bereits saniert worden seien.
Damit war Huber direkt bei seiner Kernthese: Hauptproblem sei die veraltete Infrastruktur. Um dieses Problem zu lösen, gehe man in drei Schritten vor, erklärte Huber. Erstens sei festgelegt worden, wie viele Passagiere befördert werden müssen. „Wir wollen die Zahl verdoppeln.“ Zweitens sei der Deutschlandtakt festgelegt worden, also ein Fahrplan. Nun brauche es, drittens, die passende Infrastruktur, um diese Ziele zu erreichen. „Wir machen alles neu, inklusive der Bahnhöfe“, kündigte Huber an.
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Mehr Verspätungen: Was die „Korridorsanierung“ bedeutet
Das klang gut und vernünftig, zugleich ist aber auch klar, dass bis zum Erreichen der Ziele eine weitere, lange Durststrecke vor den Bahn-Kunden liegt. Schon jetzt sind im Fernverkehr nur etwa 70 Prozent der Züge pünktlich. Durch die Baumaßnahmen wird sich die Lage wohl noch einmal verschlimmern.
„Wir müssen kernsanieren“, kündigte auch Michael Theurer, Parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium, an. Über Jahre sei unzureichend investiert worden. Nun setzen Bahn und Politik auf eine sogenannte Korridorsanierung. Ganze Schienenabschnitte werden auf einen Schlag runderneuert. Das wird Sperrungen und Ausfälle über Monate bedeuten. Dann aber, so Theurer, seien die Abschnitte für Jahre wartungsfrei und zuverlässig nutzbar.
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Zu viele Züge auf zu wenig Gleisen
„Das tut wirklich weh“, sagte dazu der Verkehrsexperte Christian Böttger. Die Maßnahme hält er dennoch für vernünftig, auch wenn die Bahn wohl Kunden verlieren werde.
Böttger führte für die Misere einen weiteren Punkt an. Neben der maroden Infrastruktur sei das Netz auch schlicht überlastet. Dieser Tage seien 20 Prozent mehr Züge als noch vor 20 Jahren unterwegs – ohne dass das Netz nennenswert ausgebaut worden wäre. „Man kann nicht so viele Züge fahren“, befand Böttger. „Das geht einfach zulasten der Qualität.“
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Kritik am 49-Euro-Ticket
Erstaunlich war, dass Böttger sich als ausgesprochener Gegner des 49-Euro-Tickets entpuppte. Während FDP-Politiker Theurer von einem „Gamechanger“ für die Mobilität sprach, sah der Verkehrsexperte vielmehr eine Verschwendung von Steuergeldern.
„Das Ticket hat 0,5 Prozent des Straßenverkehrs auf die Schiene gebracht“, rechnete Böttger vor. Dafür seien jetzt vielgenutzte Strecken überlastet, während das Gros weiterhin mit geringer Auslastung gefahren werde.
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Das Fazit
Am Ende des Talks stand fest: Die Bahn hat das Potenzial, jedermanns Liebling zu sein. Sie müsste nur mal zuverlässiger kommen. „Eigentlich ist die Bahn Luxus“, sagte die Moderatorin und Satirikerin Sarah Bosetti. Man könne arbeiten, essen und schlafen – und werde zum Ziel gefahren.
Was Huber und Theurer zur Lösung der Probleme skizzierten, klang immerhin plausibel. Doch die Aussicht auf weitere Verspätungen und noch mehr Schienenersatzverkehr wird wohl in den kommenden Jahren dafür sorgen, dass sich mehr Menschen von der Bahn abwenden. Schade eigentlich.