Berlin. Alexander Horwath erklärt in seiner Dokumentation „Henry Fonda for President“, warum der Hollywoodstar ein perfekter Präsident wäre.
Eigentlich kann diese Idee nicht mehr sein als ein Witz im Showbusiness von Hollywood. Ein Schauspieler als US-Präsident? Pah! Tatsächlich war der Einfall, dass der große Henry Fonda Präsident werden soll, 1986 ein Gag in einer US-Sitcom. Dort hat der Hollywoodstar – unter reichlich Gelächter vom Band – einen kurzen Gastauftritt.
Dabei sorgt er für erstaunte Gesichter bei dem weiblichen Kaffeekränzchen, das sich die Kampagne „Henry Fonda for President“ ausgedacht hat – und tritt unter reichlich Danksagungen ab. Nein, er werde nicht antreten.
„Henry Fonda for President“: Spur führt bis ins 17. Jahrhundert
Filmwissenschaftler Alexander Horwath zeigt in der gleichnamigen Dokumentation, wie schade das ist. In kurzweiligen drei Stunden erzählt er, pfiffig montiert von Michael Palm, die Biografie von Henry Fonda im Spiegel der US-Geschichte.
Und schlägt dabei den großen Bogen von der Herkunft der Fondas in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts bis 1981 zum letzten großen Interview Fondas, das er ein Jahr vor seinem Tod gab und das im Film als Audiospur die Bildmontage akustisch begleitet.
Dabei scheint kein Anderer tatsächlich mehr prädestiniert als US-Präsident zu sein als Fonda. Spielt er doch in John Fords Western „Trommeln am Mohawk“ tatsächlich seinen eigenen Vorfahren, nachdem die Familie nach ihrer Schifffahrt aus Europa das Mohawk-Tal im Norden des heutigen US-Bundesstaates New York besiedelt hatte. Heute befindet sich dort das Dorf Fonda, benannt nach dem ersten Siedler Douw Fonda.
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Verkörpert er doch mit Tom Joad in „Früchte des Zorns“, zwei amerikanische Grundwerte: die Sehnsucht nach Freiheit und die „Go West“-Mentalität der Siedler. Und nicht zuletzt ist sein Geschworener Nummer 8 in „Die zwölf Geschworenen“ ein Sinnbild für Gerechtigkeitssinn und sein „Wyatt Earp“ ein Vorbild an Voraussicht.
„Henry Fonda for President“: Mal Nobody, mal Bösewicht
Fonda, so Horwath, vertrete das Bild des „idealen Amerikaners“ – trage aber gleichzeitig zu Amerikas Selbstentzauberung bei. Das sei typisch für den Widerspruch eines Mannes, der männlich und tollpatschig sein konnte, mal Nobody, mal Bösewicht und sich nicht leiden kann.
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So ergibt sich ein ungewöhnlicher Blick auf einen der Großen des Hollywood-Kinos, dem es letztendlich an der schauspielerischen Talentlosigkeit und brillanten Rhetorik seines Kollegen Ronald Reagan mangelte und der deswegen nur im Kino US-Präsident war: In John Fords „Der junge Mr. Lincoln“. Der andere wurde bekanntlich wirklich US-Präsident. Bis heute kein Witz!
Dokumentation, Österreich/Deutschland 2024, 184 min., von Alexander Horwath.