Essen. Die Erfinderin der magischen Tiere radelt zum Schreiben in die Bibliothek. Was Kinderreporter Jakob (11) im Interview noch herausfand.
Dass nach nur kurzer Zeit bereits über eine Million Menschen den dritten Teil von „Die Schule der magischen Tiere“ im Kino gesehen haben, hätte sich Margit Auer vor zwölf Jahren, als sie den ersten Band der beliebten Buchreihe herausbrachte, nicht träumen lassen. Nun kam die oberbayerische Autorin zur Lit.Ruhr, in den großen Saal der Lichtburg, nur ein paar Stunden, bevor Herbert Grönemeyer hier einen gefeierten Diskussionsauftritt hatte. Unser Kinderreporter Jakob Czajkowski (11) nutzte nach einer langen Signierstunde mit vielen begeisterten Kindern die Gelegenheit, die inzwischen berühmte Kinderbuchautorin in der Filmbar der Lichtburg zu interviewen. In dem Gespräch wollte Jakob unter anderem wissen, wo Margit Auer ihre Bücher schreibt, welche Figuren ihr besonders ans Herz gewachsen sind und wohin ihre weiteste Lesereise ging.
Wollten Sie schon immer Autorin werden?
Margit Auer: Nein, ich bin ausgebildete Journalistin, ich habe für Zeitungen gearbeitet. Es hat mir großen Spaß gemacht, Leute zu treffen und viele interessante Geschichten zu schreiben. Als ich dann Kinder hatte, habe ich ihnen viel vorgelesen. Da dachte ich mir, ich probiere es mal aus, Kinderbücher zu schreiben.
Wie alt sind Ihre Kinder heute?
Sie sind 21, 23 und 26.
Hatten Sie einen Kindheitstraum, was Sie später einmal werden wollen?
Ich wollte Postbotin werden. Wir hatten einen sehr netten Postboten bei uns, der mit seinem gelben Postfahrrad durchs Viertel geradelt ist. Er hat immer Briefe verteilt und mit den Nachbarn geplaudert und da dachte ich mir: „Cool, so möchte ich mein Geld auch mal verdienen!“
Welche Figur mögen Sie in der „Schule der magischen Tiere“ am meisten?
Ich mag sie alle und ich brauche auch alle, weil sie alle ein bisschen unterschiedlich sind. Aber los ging’s mit Mr. Morrison, der mit seinem Hut, seinem Mantel und seinen Stiefeln in mein Büro hereinmarschiert ist, den hatte ich schon so richtig vor Augen. Und Mary Cornfield. Das sind meine Schlüsselfiguren, mit denen alles anfing.
Warum gibt es noch keinen Esel in der „Schule der magischen Tiere“?
In einem Band kommt einmal kurz ein Esel vor, aber nicht als magisches Tier. Als Haupttier gibt es ihn noch nicht, weil ich noch nicht das passende Kind dazu gefunden habe.
Welcher Band ist Ihnen am besten gelungen?
Das kann ich gar nicht sagen. Jedes Kind hat seinen Lieblingsband. Ich glaube, das liegt daran, dass jeder seinen Lieblingscharakter hat. Vielleicht deswegen, weil er einem selbst ähnlich ist.
Finden Sie die Filme zu Ihren Büchern gut?
Ja, die finde ich richtig gelungen. Ich musste zwar viel mit den Filmemachern diskutieren, aber ich habe gute Argumente vorgebracht. Denn wenn es der Autorin nicht gefällt, wird es auch den Kindern nicht gefallen. Mir war wichtig, dass die Charaktere so handeln, wie sie in meinen Büchern handeln. Man sollte gern an die Wintersteinschule gehen wollen.
Sie haben also ein Mitspracherecht bei den Filmen?
Im Vertrag steht, dass ich das Urheberrecht an meinen Figuren habe. Man darf sie also nicht ganz anders darstellen. Aber ich möchte den Filmleuten da natürlich auch ein bisschen Spielraum lassen.
Mögen Sie Ihren Job als Autorin?
Ja, ich glaube, wenn ich keinen Spaß daran hätte, käme kein schönes Buch dabei heraus.
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Wo schreiben Sie Ihre Bücher?
Ich hätte zu Hause durchaus einen eigenen Raum, aber ich gehe lieber in die Bibliothek. Ich finde es schön, das Haus zu verlassen. Mein Büro ist voller Kram und Papier, das Telefon klingelt, da bin ich einfach zu abgelenkt. In die Bibliothek fahre ich mit dem Fahrrad, ich lege mein Handy ins Schließfach, damit ich nicht dauernd draufgucke. Das stört die Fantasie wirklich sehr. Dann freue ich mich, dass ich einfach eintauchen darf ins nächste Abenteuer.
Waren Ihre Kinder früher die Testleser für Ihre Bücher?
Ja, das waren sie. Ich habe ihnen die Manuskripte ausgedruckt und dann haben sie am Rand „Verstehe ich nicht!“ oder „Lustig!“ hingeschrieben. Danach haben wir das dann durchgesprochen.
Was inspiriert Sie beim Schreiben?
Die Geschichten denke ich mir alleine aus, da möchte ich gar keine Hilfe haben. Das ist meine Welt, die ich mir in meinem Herzen bewahre. Ich spreche natürlich mit Freundinnen oder in der Familie darüber, das hilft mir oft, meine Gedanken zu strukturieren.
Was war Ihre weiteste Lesereise?
Die weiteste Reise habe ich in die USA gemacht. Im Frühjahr war ich in Atlanta und habe meine Bücher an einer Internationalen Schule vorstellen dürfen.
In welcher Sprache lesen und sprechen Sie im Ausland?
In den USA war es eine Schule, an der Kinder Deutsch lernen. In einem Interview für den Schulfernsehsender habe ich Englisch gesprochen. Im Dezember werde ich in Ungarn sein. Die Lesung wird auf Deutsch sein, weil die Kinder auch dort Deutsch lernen. Aber ich habe meine Übersetzerin an meiner Seite, die auch die Bücher übersetzt hat.
Ihr Buch wurde in über 25 Sprachen übersetzt. Auf welche Übersetzung sind Sie besonders stolz?
Ich freue mich über jede Übersetzung, aber besonders exotisch sind natürlich die aus asiatischen Ländern. Die japanische Ausgabe ist auch anders illustriert, und wenn man dann die Exemplare mit den fremden Schriftzeichen nach Hause bekommt, zum Beispiel Chinesisch oder Koreanisch, beeindruckt mich das schon sehr.
Wie viele Lesungen machen Sie in einem Jahr?
Ich nehme mir immer vor, 50 zu machen, aber es werden dann doch immer mehr, weil ich nicht Nein sagen kann und weil ich ganz tolle Einladungen bekomme. In diesem Jahr werden es ungefähr 70 sein.
Ist Ihr Job manchmal sehr anstrengend oder schwierig?
Das Schreiben ist für mich gar keine Belastung. Aber es gibt viele Anforderungen als Schriftstellerin. Es kommen viele E-Mails und oft wird erwartet, dass ich schnell antworte. Und manchmal, wenn ich die Rohfassung meiner Geschichte überarbeite, habe ich an einer bestimmten Stelle Sorge, dass ich sie nicht Griff bekomme. Das ist dann manchmal etwas knifflig.
Haben Sie selbst ein Haustier?
Wir haben einen Kater, er heißt Lorenzo.
Hat er den Anreiz für den Kater von Helene gegeben?
Nein, gar nicht. Ich weiß natürlich, wie kompliziert Katzen sind, aber unser Kater ist ein bisschen netter als Karajan.
An der Wintersteinschule ist es sehr schön. Wie war denn Ihre eigene Schulzeit?
In die Grundschule bin ich sehr gern gegangen. Ich habe mich gefreut, meine Freundinnen zu treffen. Wir hatten auch ein paar hochnäsige Mädchen in der Klasse, aber das war ok. Ich wollte gern was lernen und hatte viel Spaß in der Schule.
Waren Sie gut in der Schule?
Ich war durchschnittlich, würde ich sagen, außer in Deutsch, da hatte ich immer Einser.
Margit Auer ist 57 Jahre alt. Sie stammt aus Mühldorf am Inn und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Waldkraiburg. Sie ist mit dem Journalisten und Krimiautor Richard Auer verheiratet. Das Ehepaar hat drei Söhne. Margit Auer, die zunächst viele Jahre als Journalistin gearbeitet hatte, hatte ihren Durchbruch 2013 mit der Kinderbuchreihe „Die Schule der magischen Tiere“, deren Gesamtauflage mittlerweile bei über zehn Millionen Exemplaren liegt. Die Bücher wurden in mehr als 25 Sprachen übersetzt.