Düsseldorf. In der Kunstsammlung NRW ist noch bis einschließlich Sonntag, 26. Januar, die Fotoausstellung des Künstlers Lars Eidinger zu sehen.
Nach fast fünf Monaten endet am Sonntag, 26. Januar, die erste monografische Ausstellung in der Kunstsammlung NRW von Künstler Lars Eidinger. Darin geht es um seine Fotografien, vor allem aber um diejenigen, die sie betrachten.
„O Mensch“ heißt die Ausstellung in Anlehnung an Nietzsches bekanntes Gedicht und ebenso wie dem berühmten Philosophen geht es auch Eidinger um Selbsterkenntnis und die Verbindung zum Unterbewussten. „Ich will nicht belehren oder missionieren oder die Welt erklären, sondern animieren zu fragen, wer man ist“, sagte Eidinger zur Eröffnung der Ausstellung im August.
Die meisten der rund 100 Bilder hat Eidinger mit seinem „Telefon“ aufgenommen
Lars Eidinger zeigt „O Mensch“ im K21 in Düsseldorf
Die meisten der rund 100 ausgestellten Bilder und Videos hat Eidinger mit seinem „Telefon“ aufgenommen. Er vermeidet den Begriff Smartphone, da es in seinen Augen genau so smart ist wie soziale Netzwerke sozial. Aus Protest dagegen hat er seinen Instagramkanal, wo seine Bilder zuerst zu sehen waren, mittlerweile gelöscht. Gleichwohl bietet das Handy einen riesigen Vorteil: Da er es meistens dabei hat, sucht Eidinger keine Motive, er findet sie.
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Ein entrückt wirkendes Mickey-Mouse-Maskottchen am Genfer See. Der Abdruck eines Feuerzeugs auf dem nackten Rücken eines schlafenden Menschen. Eine luftleere Gummipuppe, achtlos im Müll entsorgt wie die Orangeschalen, auf denen sie liegt. Ein Mann, der in dem Handy, auf das er blickt, beinahe verschwindet. Eidinger zeigt die Welt und ihre Menschen wie sie sind. Meist überfordert, häufig widersprüchlich, selten schön.
Ergänzt werden die Bilder durch dreizeilige Verse in Form japanischer Haiku der in Berlin lebenden Dichterin Yoko Tawada. „In der Bar trank sie allein Vodka Orange“, schreibt sie etwa zum entsorgten Sexspielzeug. Zum Foto einer augenscheinlich geschlossenen Diskothek ist der Satz zu lesen: „Verblasst sind ferne Jahre, da hast du getanzt ohne Zuschauer.“
Kunstsammlung NRW will Kunst mit kritischem Zeitbezug zeigen
Es liegt eine zärtliche Traurigkeit über Eidingers Bildern, die er zum Großteil zwischen 2018 und 2024 aufnahm. Ein Zeitraum, in dem viel passiert ist und gesellschaftliche Umbrüche immer deutlicher werden. „Eine finstere Zeit, in der Eidingers Bilder den dystopischen Zustand des täglichen Lebens vermitteln“, wie es Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung NRW, treffend beschrieben hat.
Die Beletage hatten sie Lars Eidinger im K21 freigeräumt, hier wurde schon häufiger „Kunst mit kritischem Zeitbezug“ gezeigt, wie Gaensheimer es nennt. Sie attestiert Eidinger „große Empathie und einen sezierenden Realitätssinn“, dazu ein „aufrichtiges Bewusstsein für die eigene Brüchigkeit“.
Im K21 wird nicht dem Fotografen oder Schauspieler Lars Eidinger die Bühne bereitet, sondern dem Künstler. Ebenso wie bei den Fotos sei auch in der Ausstellungsvorbereitung vieles im Moment entstanden, sagt Kuratorin Doris Krystof. Die Fotos sind nicht professionell, wurden abgesehen von einigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen nicht nachbearbeitet oder im Bildausschnitt verändert. Es ist dieser pure Blick, der die Bilder Eidingers so sehenswert macht.
Eine letzte Ausstellungsführung läuft am Sonntag, 26. Januar, von 16 bis 17 Uhr. Tickets und weitere Informationen gibt es hier.