Essen. Aaron Arens‘ erfrischendes Debüt erzählt von komplizierten Verhältnissen, großen Plänen und einem Krach auf den Kanaren. Unterhaltsam!

Samuela will Schriftstellerin werden, aber fürs erste kassiert sie nur Absagen. Und dann setzt sie auch noch ihr Freund vor die Tür. Kein Job, kein Geld, kein Dach überm Kopf – gut, dass Samys Mutter ein Haus auf Lanzarote besitzt. Die junge Frau stiehlt den Schlüssel, macht sich mit Bruder Fritzi heimlich auf den Weg. Auf der kanarischen Insel jedoch trauen sie ihren Augen kaum. Ihr Vater, ewig nicht gesehen, hat sich Zutritt verschafft und logiert ebenfalls unerlaubt im Feriendomizil. Drei Hausbesetzer unter einem Dach, das kann nur schiefgehen.

Der Beginn eines unfreiwilligen Familientreffens, das der Regisseur Aaron Arens in den Mittelpunkt seines Langfilmdebüts gestellt hat. In „Sonnenplätze“ erzählt er vor der ruppigen Kulisse Lanzarotes von Eltern, erwachsenen Kindern und ihren Vorstellungen, aber auch von Illusionen und alten Wunden. Und das macht er richtig unterhaltsam.

„Sonnenplätze“: Julia Windischbauer und Niels Bormann als Vater-Tochter-Gespann

Es beginnt mit der kleinen Samy. Der Vater verlässt die Familie, steigt mit der Plattensammlung ins Auto. Die Tochter versteckt sich, sie will unbedingt mit. Und daran hat sich bei der erwachsenen Frau nicht viel geändert. Jo Maibaum ist ein bekannter Schriftsteller, die 27-Jährige eifert ihm nach, will aber nicht in seinem Schatten stehen. Eigentlich plant sie, auf Lanzarote ihren ersten Roman zu veröffentlichen. Jetzt holt sie die Vergangenheit ein.

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Der Film lebt vor allem von seinen unprätentiösen Schauspielern, allen voran Julia Windischbauer und Niels Bormann, dem lässigen Vater-Tochter-Gespann. Samy ist eine selbstbewusste kernige Person mit vernünftigem Schuhwerk, selbstgedrehten Zigaretten, großen Plänen und einer Vorliebe für Alkohol und Joints. Ihr gegenüber steht Jo, der Künstler. Auf den ersten Blick ist er ein lockerer, sympathischer Kerl. Aber es ist schwer, ihn einzuschätzen.

Aaron Arens‘ „Sonnenplätze“ im Kino: Auch Juliane Köhler spielt mit

Trotzdem wächst das Vertrauen. Vater und Tochter tüfteln einen Plan aus, wie sie Samys Buch verkaufen können. Doch plötzlich steht Mutter Sybille (Juliane Köhler) mit ihrem neuen Partner, dem jungen Marc (Jeremy Mockridge), vor der Tür. Sie will das Ferienhaus unbedingt verkaufen. Und dann ist da noch Bruder „Fritzi“ Frederic (Jeremias Meyer), der Pianist werden soll, aber zur Bundeswehr will.

Arens‘ Geschichte ist klein, aber sie ist authentisch, heiter und sympathisch unaufgeregt. Es sind hier ganz normale Leute, die normale Sätze sagen. Kein Mensch ist perfekt, und die meisten sind anders, als sie scheinen. Alles kommt unkommentiert und unbefangen daher, manche Erzählstränge werden bewusst nur angerissen. Dieser Film wirkt ein bisschen, als würde man bei einer fremden Familie eine Weile durchs Fenster schauen: Andere haben auch Probleme – mal gucken, was die daraus machen.