Essen. Zoe Kravitz gibt mit dem Thriller „Blink Twice“ ihr Regiedebüt. Es ist ein Zeitgeistthriller mit Erotikpolitur für Spätpubertäre.

Das Leben kann frustrierend sein, wenn man sich als Kellnerin in der unteren Hälfte der Karriereleiter abstrampelt. Besonders schlimm sind jene Events, wo die Superreichen sich gegenseitig feiern und dafür mit Geld nur so um sich werfen. Das soll nun anders werden, da haben sich die besten Freundinnen Frida und Jess festgelegt. Die Gelegenheit dafür ist auch schon ausgeguckt. Die Beiden laufen als Servicekräfte bei Slater King auf. Der ist milliardenschwerer Unternehmer und hat sich gerade nach einem Skandal und einjähriger Auszeit mit zerknirschtem „Sorry“ im Jetset zurückgemeldet.

Auf der Party kann Frida gegen alle Chancen Slaters Interesse wecken. Schon ist sie mit Jess in den inneren Zirkel eingeladen, und am nächsten Morgen sitzen beide im Privatjet zusammen mit drei anderen jungen Frauen auf dem Weg zu Slater Kings Privatinsel. Es folgen Tage in Saus und Braus, King ist ein spendabler Gastgeber und seine besten Kumpels gefallen sich charmante Hofnarren. Langsam aber schleichen sich Schatten ins Paradies. Was meint die Eingeborene, wenn sie Frida als „rotes Kaninchen“ verlacht? Wieso darf nur ein Parfüm benutzt werden? Und woher kommt der Bluterguss am Handgelenk einer der Frauen?

Eine Inszenierung wie eine Duschgel-Werbung

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So weit, so kompliziert. Wie das eben so ist bei Filmen, die eine anfangs unverfängliche Ausgangslage mit immer mehr Geheimnis aufladen und sich eingangs der zweiten Hälfte dann anschicken, die Schleier der Mystery zu lüften und dabei möglichst spitzfindig ausgestreute Hinweise miteinander zu verknüpfen. Zoe Kravitz, Tochter von Rockstar Lenny Kravitz, orientiert sich in ihrem Regiedebüt, für das sie auch am Drehbuch mitschrieb, vor allem an den plumpen Überraschungspointen des letztjährigen Surprise-Thrillers „The Menu“. Auch dort entpuppte sich ein Gastgeber mit makelloser Reputation als jemand anders.

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Channing Tatum gibt den minimal bedrohlichen Slater King.
Channing Tatum gibt den minimal bedrohlichen Slater King. © picture alliance / Everett Collection | ©MGM/Courtesy Everett Collection

Wie in diesem indirekten Vorbild mit Anya Taylor-Joy und Ralph Fiennes findet auch diesmal eine junge Frau in luxuriösem Idyll dunkle Umtriebe vor. Nun ist es Naomi Ackie (Sie kam im letzten Jahr in der Titelrolle in „Whitney Houston: I Wanna Dance With Somebody“ zu Ruhm), die sich an der Seite der erfrischend rabiaten Adria Arjona (zuletzt in „A Killer Romance“) im Visier von Channing Tatum (minimal bedrohlich als Slater King) und dem schmierig gutgelaunten Christian Slater wiederfindet.

Kravitz inszeniert das im Stil von Werbespots für weißen Rum, Duschgel und Rasierwasser. Die Männer tragen Baumwollhemden und Leinenhosen, die Frauen Bikini oder tief dekolletierte Kleider mit Beinschlitz. Nichts an allem ist subtil oder doppelbödig. Es ist ein Zeitgeistthriller mit Erotikpolitur für Spätpubertäre. Alles muss sexy sein, auch die Gewalt, und am Schluss verkehren sich die Machtverhältnisse ins Gegenteil.