Das Leiden, das Arme, Beine oder Hüfte dick werden lässt, betrifft fast nur Frauen. Für Erkrankte ist es oft auch eine psychische Tortur.

Mit dem Frühling kündigt sich die Zeit der Shorts und leichten Sommerkleider an. Viele Frauen fühlen sich dabei nicht wohl, etwa weil sie unter einem Lipödem leiden. Diese chronische und fortschreitende Erkrankung betrifft fast ausschließlich Frauen. Als Fettverteilungsstörung führt sie zu einer Zunahme des Unterhautfettgewebes in Beinen und Armen, hinzu kommen Symptome wie etwa starke Schmerzen.

Was genau ist ein Lipödem?

Beim Lipödem handelt es sich um eine Vermehrung des Unterhautfettgewebes, das an den betroffenen Extremitäten symmetrisch auftritt. Das übermäßige Fettgewebe findet sich vor allem an Hüfte, Ober- und Unterschenkeln, manchmal auch an den Armen. Auffällig ist, dass sowohl der Rumpf als auch die Füße und Hände schlanker erscheinen als der Umfang der Beine. Die Gliedmaßen schwellen aber nicht nur durch das eingelagerte Fett an. In vielen Fällen kommen Wassereinlagerungen, sogenannte Ödeme hinzu.

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Die Krankheit wird in drei Stadien unterteilt, die sich nach dem Schweregrad richten. Für eine ärztliche Diagnose müssen neben den verdickten Beinen oder Armen Spannungsgefühle, Druckempfindlichkeit und/oder Schmerzen vorliegen. Eine verstärkte Neigung zu blauen Flecken kann ebenfalls auftreten. Schätzungen zufolge sind in Deutschland zwischen einer halben und einer Million Frauen betroffen.

Warum sich ein Lipödem entwickelt

Das Lipödem ist eng mit dem Hormonhaushalt verbunden. Pubertät, Schwangerschaft (manchmal auch der Abbruch) oder Wechseljahre können der Grund sein. Wie ein Lipödem entsteht, ist noch Gegenstand der Forschung. Genetische Ursachen scheinen aber beteiligt zu sein, da die Fettverteilungsstörung in vielen Familien gehäuft auftritt. Keine entscheidende Rolle als Ursache spielen Übergewicht und Adipositas, auch bei normalgewichtigen und untergewichtigen Frauen treten Lipödeme auf.

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Psychische Folgen

Ein Lipödem belastet nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Die betroffenen Frauen leiden oft sehr unter der Erkrankung, da die Proportionen des deutlich schlankeren Ober- und des üppigeren Unterkörpers nicht mehr recht zusammenpassen. Viele kämpfen deswegen mit einem geringen Selbstwertgefühl. Hinzu kommen mitunter Stigmatisierungen aus dem sozialen Umfeld, die die Frauen für undiszipliniert halten.

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Ein weiteres Problem liegt darin, dass Frauen mit Lipödem zu selten die medizinische Hilfe erhalten, die sie brauchen. Es kann bereits leidvolle Jahre dauern, bis die Krankheit überhaupt erkannt wird, und selbst dann werden den Patientinnen manchmal wirkungsvolle Behandlungen vorenthalten. Das ist fatal, denn je früher die Behandlung beginnt, desto eher lässt sich der fortschreitende Krankheitsverlauf stoppen. Außerdem: Wer unbehandelt bleibt, muss im schlimmsten Fall mit Folgeerkrankungen rechnen: Ein fortgeschrittenes Lipödem kann zu Fehlstellungen der Beine und Gelenkverschleiß führen.

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Welcher Arzt ist zuständig?

Wer befürchtet, an einem Lipödem zu leiden, sollte dies zunächst zweifelsfrei abklären lassen. So werden Übergewicht, Adipositas und Lymphödeme leicht mit dem Lipödem verwechselt. Phlebologen, Lymphologen und Angiologen sind die passenden Ärzte, die die Diagnose stellen können.

Behandlung und Selbsthilfe

Leider ist das Lipödem bisher nicht heilbar. Dennoch ist es möglich, das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen und die Symptome zu lindern. Eine Kompressionstherapie ist das wichtigste Instrument bei der Behandlung. Die Patientinnen tragen dann zum Beispiel Kompressionsstrümpfe. Darüber hinaus sind Sport und Bewegung im Alltag sehr wirkungsvoll, etwa Schwimmen, Radfahren und Walken. In fortgeschrittenen Stadien werden manchmal auch Lymphdrainagen eingesetzt.

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Gewichtsverlust entlastet den Körper

Wer von einem Lipödem betroffen und zugleich übergewichtig ist, sollte möglichst an Gewicht verlieren, da dies den Körper entlastet. Neben Sport kann unter anderem eine kohlenhydratreduzierte Ernährung helfen. Um eine deutliche Verbesserung bis hin zur Beschwerdefreiheit zu erreichen, sollte das Für und Wider einer OP abgewogen werden. Eine Fettabsaugung verspricht meist gute Resultate, kann allerdings auch zu Komplikationen führen. Außerdem ist nicht ausgeschlossen, dass das Lipödem mit der Zeit zurückkehrt. Trotz der guten Chancen wird die OP von den Krankenkassen in Deutschland nur in sehr seltenen Fällen übernommen. Die meisten Patientinnen müssen den Eingriff daher selbst bezahlen.

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