Gelsenkirchen. Am Freitag vor Pfingsten kehren AC/DC nach Gelsenkirchen zurück. Schon 1991 sollten sie hier spielen. Doch einer hatte was dagegen.
Am kommenden Freitag, 17.5., starten AC/DC ihre „Power Up“-Tour in Gelsenkirchen – auf den Tag genau 15 Jahre nach ihrem ersten von bislang zwei Gastspielen im Heimstadion der Schalker Knappen. Geplant war das anders, denn die Schalke-Premiere der australischen Hardrocker sollte ursprünglich schon vor 33 Jahren über die Bühne gehen: am 8. September 1991. Für diesen Tag waren Angus Young & Co. als Headliner eines hochkarätigen Festivals im Parkstadion gebucht, bei dem u.a. auch Metallica und Mötley Crüe auf der Bühne stehen sollen. Dazu sollte es jedoch nicht kommen ...
AC/DC 2024 in Gelsenkirchen: Zum dritten Mal live auf Schalke
Rückblende: Anfang 1991 waren AC/DC wieder ganz oben, denn mit ihrem im September erschienenen Album „The Razor‘s Edge“ war der Band – nach eher schwachen Vorgängern – ein echter Überraschungserfolg gelungen. Es zählt zu den drei meistverkauften Platten der Australier und enthält mit „Thunderstruck“ auch einen der bis heute größten Klassiker im Repertoire. Die Tour zum Album begann im November 1990 in den USA und führte die Australier im folgenden April auch in die Dortmunder Westfalenhalle. Doch die Fans im Revier sollten im selben Jahr noch eine weitere Dosis Starkstrom-Hardrock bekommen: Die Konzertagentur Mama-Concerts des legendären Fritz Rau hatte AC/DC auch als Headliner für die Deutschland-Termine des so renommierten wie berüchtigten „Monsters of Rock“-Festivals (1988 hatte es in Schweinfurt Ausschreitungen alkoholisierter Fans gegeben) gebucht. Teufelsgitarrist Angus und seine Mannen sollten am 8. September im Gelsenkirchener Parkstadion Zehntausenden Heavy-Fans einheizen – neben Metallica (gerade mit „Enter Sandman“ ganz oben in den Charts), Mötley Crüe, Queensrÿche und den Black Crowes.
Wohl aufgrund der Vorkommnisse in Schweinfurt und des wilden Images der Headbanger-Klientel hatte die Stadt Gelsenkirchen dem Veranstalter Mama Concerts einige Auflagen bezüglich Alkoholausschank und Sicherheit gemacht. Die Freude der Hardrock- und Heavy-Fans war dennoch groß und 30.000 kauften bereits im Vorfeld ein Ticket. Nur sechs Tage vor dem Großereignis dann jedoch der Tiefschlag: Fritz Rau teilte der Öffentlichkeit das Aus für die Rock-Monster auf Schalke mit. Die Stadtverwaltung hatte ihn zuvor über die angedrohte Klage eines Anwohners informiert, sollte die Lautstärke auf seinem Grundstück mehr als 55 Dezibel betragen – viel zu wenig für „Hells Bells“ und „TNT“-haltige Gitarrenriffs. Die Drohung wog schwer, weil der Anwohner selbst ein stadtbekannter Anwalt mit einschlägigen Erfolgen vor Gericht war. Schon 14 Jahre zuvor hatte der Jurist Einschränkungen bei den Lautsprecherdurchsagen während der Partien von Schalke 04 durchgesetzt.
Abgesagt wurde das „Monsters of Rock“-Festival jedoch nicht: Statt ein Mal auf Schalke sollten AC/DC & Co. gut eine Woche später gleich zwei Mal in der Dortmunder Westfalenhalle auftreten – zum zweiten und dritten Mal in jenem Jahr. Der Haken an der Sache: Das Festival fand dann an zwei Wochentagen, Dienstag und Mittwoch, statt, viele Fans konnten das zeitlich nicht einrichten. Obendrein mussten sie auf die terminlich nun verhinderten Mötley Crüe verzichten. So tummelten sich an zwei Abenden zusammen letztlich fast genauso viele Fans in der Westfalenhalle wie beim AC/DC-Konzert im April zuvor. Viele gaben ihre Tickets zurück, viele nahmen auch das Angebot an, das komplette Festival-Aufgebot am Samstag, dem 7. September, auf einem Flugfeld in Mainz live zu erleben – das letztlich dann auch mit 120.000 Fans heillos überfüllt war.
Absage für AC/DC, Enttäuschung bei den Fans
Zu jenen, die ihre Tickets zurückgaben, gehörte auch Hardrock-Fan Erhard „Hucky“ Heppke: „Ich war total enttäuscht und konnte an den Ausweichterminen auch nicht“, erinnert sich der Gelsenkirchener. „Weil ich mich tierisch über die Absage in Schalke aufgeregt habe, hab ich sogar einen Leserbrief an die Zeitung geschrieben“, so der inzwischen 72-Jährige. Darin verwehrte er sich auch gegen das schlechte Image der Heavy-Fans: „Ich sehe mich auch als normalen Menschen an, bin verheiratet, habe eine Tochter und bin trotzdem Heavy-Metal-Fan“, stellt er klar. „Ich fand es schade, dass das Festival nicht stattfinden konnte, weil hier in Gelsenkirchen sowieso wenig los war.“
Vor dem abgesagten „Monsters of Rock“-Festival – das wohl wegen des martialischen Namens in Anzeigen vorsichtshalber schlicht als „Open-Air-Festival“ mit AC/DC & Guests annonciert wurde – hatten 1990 u.a. die Rolling Stones und Michael Jackson auf Schalke spielen dürfen. In Presseberichten jener Zeit wird kolportiert, man habe den klagefreudigen Anwohner u.a. mit großzügigen Freikartenkontingenten gnädig gestimmt. Auch in den Folgejahren gab es dann wieder Konzerte, u.a. von Genesis 1992 und Pink Floyd 1994. AC/DC kehrten jedoch erst nach Gelsenkirchen zurück, als Schalke in die Arena umgezogen war. Da gefällt es der Band seitdem aber so gut, dass in diesem Jahr sogar der Startschuss für die Europa- (vielleicht sogar Welt-)Tournee auf Schalke fällt. Die Augen der Fans rund um den Globus werden sich am 17.5. also auf Gelsenkirchen richten – und sie wollen keine Klagen hören.
AC/DC live auf „Power Up“-Tour in Gelsenkirchen
- Termine: 17. und 21.5.2024, Beginn jeweils 19.30 Uhr
- Ort: Veltins-Arena Gelsenkirchen (Rudi-Assauer-Platz 1)
- Support: The Pretty Reckless
- Für das Konzert am 21.5. gibt es derzeit noch Restkarten (ca. 124 Euro) für Plätze mit Sichtbehinderung seitlich der Bühne. Auch auf der Seite der Veltins-Arena gibt es noch VIP-Karten im Vorverkauf – sie kosten 349 Euro (zzgl. 5 Euro Versand) und beinhalten den Zugang zum LaOLa-Club und Hospitality-Leistungen wie einen Parkschein, freie Getränke und Buffet.