Gelsenkirchen. Erhardt „Hucky“ Heppke lernte einst die Stars aus Rock und Metal kennen. Von seinen Erlebnissen berichtet er nun in seiner Heimatstadt.

Mit zwölf Jahren hörte Erhardt „Hucky“ Heppke „I wanna be your man“ von den Rolling Stones im Radio – danach war es um ihn geschehen: Der Rock‘n‘Roll hatten von ihm Besitz ergriffen – und ließ ihn bis heute nicht los. Unzählige Konzerte hat der 72-Jährige seitdem gesehen – gleich das zweite davon gaben die Stones in der Grugahalle. Bald begeisterte er sich für immer härteren Rock, fotografierte die Bands und schrieb für Metal Hammer & Co. Seine Erinnerungen an die Erlebnisse mit den Rockern (und Rockerinnen) vor und hinter der Bühne hat er schließlich aufgeschrieben. Aus seinem Buch „Kutte, Kamera & Rock‘n‘Roll“ liest er am Samstag, den 20. Juli 2024, in der Trinkhalle am Flöz in Gelsenkirchen.

„Ich bin ein Kind aus dem Pott, geboren 1951, in der Stadt der tausend Feuer, Gelsenkirchen …“, so beginnt Hucky Heppke seine Rock-Memoiren. Gelsenkirchen ist er treu geblieben (er lebt mit seiner Frau im Stadtteil Ückendorf), genau wie dem Hardrock und Metal, die er in den 80ern schätzen lernte. Immer noch besucht er Konzerte und ist Stammgast beim jährlichen „Rock Hard Festival“ am Rhein-Herne-Kanal. „Irgendwann hat meine Frau gesagt, ,Schreib deine Erlebnisse doch einfach mal auf!‘“, erinnert sich Heppke, „aber dann hat’s noch ziemlich lange gedauert, bis das Buch fertig war.“ Im vergangenen Jahr ist es dann im kleinen Schreibstark Verlag erschienen.

Als die Rolling Stones 1965 in der Grugahalle spielten

Wer Huckys Geschichten liest, taucht tief ein in die Rock-Geschichte des Ruhrgebiets. Im Hans-Sachs-Haus seiner Heimatstadt erlebte Hucky im Juni 1965 – die Beat-Wellte rollte – sein erstes Konzert: Casey Jones & the Governors, Tony Sheridan und die Lords. Im September folgten dann schon die Stones in der Grugahalle. Ein Highlight mit Schönheitsfehlern: „Die Stones spielten etwas mehr als eine halbe Stunde. Das war echt scheiße, gerade waren sie auf der Bühne und schon war es vorbei …“, hält der Autor unverblümt fest – „… und dann auch noch das Gekreische der Mädels …“.

Hahn im Korb: „Hucky“ Heppke mit Doro Pesch (links) und Sabina Classen (Holy Moses, rechts).
Hahn im Korb: „Hucky“ Heppke mit Doro Pesch (links) und Sabina Classen (Holy Moses, rechts). © privat | eingereichtes Fremdbild

Zum Glück sah Hucky seine Lieblingsband noch viele Male, „… und dann auch mit einer Spielzeit von mindestens zwei bis zweieinhalb Stunden.“ Als Mick Jagger beim Konzert am 18.9.1970 in der Kölner Sporthalle auf die Bühne tritt, ist er allerdings traurig: Nur Stunden zuvor ist Jimi Hendrix gestorben. Und den hatte Heppke, der seinen Spitznamen von Mark Twains Huckleberry Finn erbte, just anderthalb Jahre zuvor an selber Stelle live erlebt – und das sogar gratis. Auf dem Weg zur Sporthalle fragt ihn ein Engländer nach dem Weg und entpuppt sich als Mitarbeiter von Hendrix Plattenfirma. „Chris“ („Ich meine, so hieß er …“) verschafft dem jungen Rockfan freien Eintritt – und eine Erinnerung für die Ewigkeit.

„Ich kriege jedes Mal Gänsehaut und Tränen in die Augen, wenn ich das erzähle“

Denn der freundliche Chris lädt ihn gleich auch zum Konzert am nächsten Tag nach Münster ein. „Ich kriege jedes Mal Gänsehaut und Tränen in die Augen, wenn ich das erzähle,“ gesteht Hucky bei der Schilderung des besonderen Abends. Der beginnt für ihn schon beim Soundcheck vor der Show. Hucky steht mit Chris am Bühnenrand „und plötzlich klopft mir jemand auf die Schulter. Wir drehen uns um, und vor mir steht Jimi Hendrix … ich glaub mein Herz ist stehengeblieben“. Der Gitarrengott drückt Hucky die Hand und verabschiedet sich schließlich mit, „See you later backstage!“. Doch da muss der Kfz-Lehrling passen: „Ich hatte am nächsten Tag einen Prüfungstermin …“.

Das Foto von AC/DCs Angus Young machte Hucky Heppke beim Konzert in der Dortmunder Westfalenhalle im Dezember 1982.
Das Foto von AC/DCs Angus Young machte Hucky Heppke beim Konzert in der Dortmunder Westfalenhalle im Dezember 1982. © Hucky Heppke | Hucky Heppke

In den 70er-Jahren wird der Rock zum Hardrock, schließlich zum Heavy Metal. Hucky sieht Led Zeppelin in der Düsseldorfer Rheinhalle, klettert für Deep Purple den Eintritt sparend durchs Fenster in die Kölner Sporthalle und erlebt Black Sabbath im August 1970 bei einem spontanen Club-Konzert im Dortmunder Fantasio. Er ist dabei, als AC/DC 1976 Rainbow an die Wand spielen, und ist begeistert vom AC/DC-Support drei Jahre später: „Judas Priest haben mich ungehauen. Diese eisenharten Gitarren und dazu Robs bis ins Mark dringender Gesang, ein Hammer-Konzert.“

Auch interessant

Auch wenn Hucky Heppke Bands und Stars wie ELO, Pink Floyd, U2, Genesis, Billy Joel, Jennifer Rush und Tina Turner ebenfalls schätzt und live erlebt – in den 80ern verfällt er dem Metal: „Maiden, Saxon, Priest, Tigers of Pan Tang und wie sie alle hießen. Dann kam irgendwann das erste Tape von Metallica, das war eine Revolution. Schneller, härter!“ Schließlich wird Hucky Metal-Reporter. Schon in den 70ern hatte gelegentlich mit Vaters Kamera Fotos auf Konzerten geschossen, nun macht er es regelmäßig. Seine Bilder landen in Magazinen wie „Aardschok“ , „Crash“ und „Rock Power“, bald schreibt er auch Konzertberichte und Plattenkritiken. 1985 ist er sogar ein halbes Jahr lang Chefredakteur des Metal Hammer.

Paul Stanley und Gene Simmons von KISS traf und fotografierte Hucky Heppke 1985 in München.
Paul Stanley und Gene Simmons von KISS traf und fotografierte Hucky Heppke 1985 in München. © Hucky Heppke | Hucky Heppke

Fortan ist Hucky genauso häufig hinter wie vor der Bühne anzutreffen. Backstage feiert er mit Legenden wie Lemmy Kilmister & Co., wird Zeuge zeittypischer Rockstar-Exzesse. Er trifft Gene Simmons und Paul Stanley von KISS in einem Münchener Hotel zum Interview, hängt mit Metallicas jung verstorbenem Cliff Burton an der Bar ab und freundet sich mit Rock-Queen Lita Ford an. Gegen Ende der 90er zieht er sich dann aus dem Rock-Journalismus zurück („... mir fiel nichts mehr ein, was ich schreiben sollte“). Sein Geld verdient er zunächst in einem Fotogeschäft, später macht er sich mit einer Reinigungsfirma selbstständig.

In zwei alten Fotoalben hat Hucky Heppke Fotos und persönliche Grüße gesammelt – Hardrock-Queen Lita Ford hat sogar mit Lippenstift „signiert“.
In zwei alten Fotoalben hat Hucky Heppke Fotos und persönliche Grüße gesammelt – Hardrock-Queen Lita Ford hat sogar mit Lippenstift „signiert“. © Stefan Moutty | Stefan Moutty

Inzwischen ist Erhard „Hucky“ Heppke Rentner. Seine Plattensammlung hat er „für einen guten Euro“ an den Vinylbus von Michael Lohrmann verkauft. Die Negative seiner unzähligen Fotos von Hardrockern und Metal-Bands lagern in Kisten im Keller des Gelsenkirchener Mehrfamilienhauses. Sein Schatz aber sind zwei alte Fotoalben voller Backstage-Pässe und selbst geschossener Fotos nebst Unterschriften und Grüßen jener Bands und Stars, die Hucky als Fan und Reporter kennenlernte – darunter auch bereits verstorbene Rock-Legenden wie Ronny James Dio, Gary Moore oder Phil Lynott von Thin Lizzy. Die Geschichten dazu hat er in seinem Buch festgehalten – und bei seinen Lesungen fallen ihm meist auch noch einige Anekdoten mehr ein.

Hucky Heppke liest aus „Kutte, Kamera & Rock‘n‘Roll“:

  • Termin: 20.7.2024, 20 Uhr, Trinkhalle am Flöz
  • Adresse: Bochumer Str. 139, Gelsenkirchen. Eintritt frei.
  • Im Rahmen der Lesung zeigt der Autor Fotos aus seinem Archiv und spielt die passende Musik dazu.
  • Der Eintritt ist frei.
  • Das Buch „Kutte, Kamera & Rock‘n‘Roll“ ist im Schreibstark Verlag erschienen und kostet im Online-Handel ca. 21 €.