2023 wurden in Deutschland 200.000 künstliche Kniegelenke eingesetzt oder andere Operationen durchgeführt. Nicht immer ist das ratsam.

Die meisten operierten Patienten waren zwischen 50 und 90 Jahre alt. Darüber hinaus wurden zahlreiche Arthroskopien (Gelenkendoskopie), Kreuzbandoperationen, Knorpelzelltransplantationen und andere vorgenommen. Der Sinn solcher Eingriffe liegt eigentlich darin, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern, Schmerzen zu beseitigen oder die Mobilität wiederherzustellen. Allerdings behaupten kritische Stimmen, dass heute aus wirtschaftlichen Gründen zu viele Knieoperationen durchgeführt werden.

Knie-OPs sind für Krankenhäuser lukrativ

Besorgte Ärzte, Krankenkassen-Vertreter und Patientenschützer weisen immer wieder darauf hin, dass in Krankenhäusern zu viele und manchmal sogar unnötige Operationen durchgeführt werden. Neben Hüfte und Rücken sind auch die Knie der Patienten betroffen. Die Gründe dafür liegen vor allem darin, dass die Betroffenen die Freude an der Bewegung länger behalten möchten und von sich aus eine OP möchten.

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Es gibt jedoch Zweifel, dass allein der Wunsch der Patienten der Grund dafür ist, dass es in Deutschland so viele Knie-OPs gibt. Die hohen Fallpauschalen für bestimmte Eingriffe – darunter auch die Implantation teurer Knieprothesen – sind für chirurgische Kliniken sehr profitabel. Alle deutschen Kliniken müssen gut wirtschaften und durch geplante und hoch vergütete Maßnahmen können die Einnahmen gesteigert werden.

Mögliche Nachteile für Patienten

In den meisten Fällen ist das Knie des Patienten wirklich krank oder verletzt, sodass die Operation nicht völlig im luftleeren Raum stattfindet. Doch Experten weisen darauf hin, dass eine konservative Behandlung die Beschwerden oft deutlich verbessern oder sogar heilen kann. Diese Behandlungen sollten nach Möglichkeit chirurgischen Eingriffen vorgezogen werden, da jede OP das Risiko für Komplikationen birgt. Hinzu kommt, dass Knieprothesen nur eine begrenzte Lebensdauer haben und nach einem gewissen Zeitraum ausgetauscht werden müssen. Vor allem Jüngere können in einen lebenslangen Kreislauf aus immer neuen OPs geraten, die mit zunehmendem Alter immer riskanter werden.

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Gesundheitsrisiken einer Knie-OP

Patienten werden vor einem operativen Eingriff ausführlich über die möglichen Risiken aufgeklärt. Die langen Listen zeigen, dass ihnen nicht leichtfertig zugestimmt werden sollte. Wer beispielsweise ein künstliches Kniegelenk erhält, kann im Nachhinein unter kleineren und größeren Beschwerden leiden. Auch wenn die OP-Verfahren immer ausgeklügelter und schonender werden, sind während oder nach einer Operation allergische Reaktionen auf die eingesetzten Medikamente, Wundinfektionen, Nachblutungen und Thrombosen möglich. Der Einsatz einer Knieprothese kann außerdem zu spezifischen Komplikationen führen. Eine der häufigsten Folgen ist ein sich lockerndes Implantat, das deutlich früher als erwartet ausgetauscht werden muss. Das Gelenk kann auch dauerhaft instabil sein. Sehr seltene Folgen sind Nervenschädigungen, eine Lähmung des Fußes und chronische Schmerzen.

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Dem Knie nicht-operativ helfen

Physiotherapie kann viele Gelenkprobleme lindern oder beseitigen. Die Patienten stärken dabei in erster Linie das betroffene Knie, zum Teil aber auch den gesamten Körper. Durch gezieltes Krafttraining werden die stabilisierenden Muskeln und Bänder gestärkt, damit sie den alltäglichen Belastungen wieder standhalten können. Außerdem sollte im Einzelfall eine Senkung des BMIs angestrebt werden, sofern Übergewicht oder Adipositas vorliegt, da auf den Knien ein Großteil des Körpergewichts lastet, bei manchen Bewegungen sogar ein Vielfaches davon.

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So können sich Patienten schützen

Grundsätzlich führen Knie-Operationen meist zum gewünschten Ergebnis. Obwohl die oben genannten Risiken bestehen, genießen viele Patienten eine Schmerzlinderung und sind danach wieder mobil. Das Risiko von Komplikationen sollte Betroffene jedoch dazu ermutigen, sich nicht vorschnell einer OP zu unterziehen. Wer vom Chirurgen eine OP-Empfehlung erhält, sollte sich eine zweite Experten-Meinung einholen. Zudem sollte überlegt werden, inwieweit eine Operation langfristig die Lebensqualität im Hinblick auf die Linderung von Schmerzen und mögliche Einschränkungen beeinflussen wird. Eine Operation sollte nur dann durchgeführt werden, wenn sich die Beschwerden innerhalb von sechs bis zwölf Monaten nicht bessern.

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