Dortmund. Ein Doku-Drama über das legendäre WM-Halbfinale von 1982 führt den Ex-Torwart und den Schauspieler gemeinsam im Revier auf die Bühne.
Es war viel mehr als nur ein Fußballspiel: Der „Thriller von Sevilla“, jenes legendäre WM-Halbfinale zwischen Deutschland und Frankreich bei der WM 1982 in Spanien (8:7 nach Elfmeterschießen), hallt bis heute nach. Nicht zuletzt wegen des berühmt-berüchtigten Zusammenpralls zwischen dem deutschen Torhüter Harald „Toni“ Schumacher und dem Franzosen Patrick Battiston, der schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden musste – während der Deutsche die entscheidenden Elfmeter hielt. Die deutsch-französische Freundschaft war erschüttert. Und Schumacher wurde bei einer Umfrage in Frankreich kurz nach dem Turnier zum unbeliebtesten Deutschen gewählt, noch vor Adolf Hitler.
Aufführungen bei den Ruhrfestspielen, in Dortmund, Gelsenkirchen und Mülheim
Tatsächlich ähneln die Geschehnisse vom 8. Juli 1982 der Spannungskurve einer klassischen Tragödie. So hat Manuel Neukirchner, Autor und Direktor des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund, aus dem Fußball-Thriller in Projektpartnerschaft mit den Ruhrfestspielen ein dokumentarisches Theaterstück gemacht: „Die Nacht von Sevilla. Ein Fußballdrama in fünf Akten“ wird als szenische Lesung mit Multimedia-Effekten auf fünf Bühnen der Region zu sehen sein. Die Uraufführung steigt am 14. Mai bei den Ruhrfestspielen, dann folgen Gastspiele im Theater Dortmund (15. Mai), im Musiktheater Gelsenkirchen (16. Mai), im Theater Mülheim (31. Mai) und im Kölner Gürzenich (4. Juni).
Peter Lohmeyer, selbst großer Fußball-Fan, schlüpft in der „Nacht von Sevilla“ in mehr als 50 Rollen: deutsche und französische Spieler, Betreuer, Journalisten. Die Monologe und Dialoge, die Neukirchner im Stück verarbeitet, stammen aus realen Quellen: dem Originalkommentar von TV-Moderator Rolf Kramer, aus Presseberichten, Interviews und Autobiografien. So tauchen die Zuschauer unmittelbar in die Gedankenwelt der Protagonisten und ganz unterschiedliche Perspektiven ein.
Harald Schumacher: Held und Schurke in Personalunion
Auch in die des „Toni“ Schumacher, der an diesem Abend Held und Schurke in Personalunion wurde. Der heute 69-Jährige wird am Ende selbst auf der Bühne das Wort ergreifen. Auszug: „Die Nacht von Sevilla war eine Zäsur in meinem Leben. Kein Stein blieb auf dem anderen.“
Die fünf Aufführungen sind Teil des Fußballkulturfestivals „Spielräume“ im Rahmenprogramm des Deutschen Fußballmuseums zur EURO 2024. In Dortmund und anderen NRW-Städten finden im April, Mai und Juni mehr als 50 Events aus allen Kultursparten und mehrere Ausstellungen statt. Die größte, „In Motion. Art & Football“, wird ab 27. Mai in Dortmund als immersive Rauminstallation auf 1000 Quadratmetern einen Querschnitt zur Fußballkunst der europäischen Moderne zeigen – mit Werken von Magritte und Miró bis Banksy und Dalí.