Die ungeheure Schnelligkeit der Dinge, die vor allem von den Sozialen Medien befeuert wird, scheint vielen Menschen zuzusetzen.
Die Angst davor, womöglich spannende Erlebnisse oder Informationen zu verpassen, das Gefühl zu haben, dass andere ein besseres Leben führen, und der Drang, permanent mit anderen digital in Verbindung bleiben zu wollen, wird als „Fear of missing out“ bezeichnet oder kurz FOMO. Die ungeheure Schnelligkeit der Dinge, die vor allem von den Sozialen Medien befeuert wird, scheint vielen Menschen zuzusetzen. Trotz Leidensdruck handelt es sich jedoch nicht um eine Krankheit oder Störung. Allerdings kann FOMO psychische Probleme auslösen oder verstärken.
Wovor fürchten sich Menschen mit FOMO?
Ängste gibt es reichlich, etwa vor dem Jobverlust, einer Krankheit oder Spinnen. Die Angst, etwas zu verpassen, scheint im Vergleich dazu eher klein und unbedeutend. Doch viele Betroffene leiden tatsächlich unter FOMO. Sie befürchten, wichtige Informationen zu übersehen, bedeutende Entscheidungen oder Ereignisse zu verpassen oder Erfahrungen nicht machen zu können, die das eigene Leben verbessern könnten.
Die Auswirkungen
FOMO kann sich in fast jedem Bereich entwickeln. Jugendliche, die über das Schulgeschehen informiert bleiben möchten, können davon genauso betroffen sein wie Mode-Fans, Videospiel-Gamer und Aktien-Anleger. Untersuchungen zufolge sind vor allem junge Menschen betroffen. Etwa 40 Prozent kennen das Phänomen aus eigener Erfahrung.
Wie fühlt sich die Fear of missing out an?
FOMO geht mit Angst-Gefühlen einher, die fast jeder schon einmal erlebt hat. Wer wegen einer akuten Grippe einmal nicht mit auf eine Party gehen konnte oder während eines Urlaubs tagelang in einem Funkloch steckte, hat an der eigenen Haut erfahren, wie es sich anfühlt. Die Fear of missing out ist in seiner geringen Ausprägung völlig normal und sogar notwendig, da sie jeden Menschen dazu motiviert, seinen Teil zum Aufrechterhalten des sozialen Zusammenhalts beizutragen. Allerdings können die Ängste auch zu großen Nachteilen führen. Mit Hilfe von Studien ließ sich herausfinden, dass häufig die Lebenszufriedenheit und das Selbstwertgefühl der Betroffenen sinkt. Sie können außerdem gestresster sein, unter Langeweile leiden und sich mitunter sogar einsam fühlen. In bestimmten Bereichen wie einer Videospiel-Gruppe kann sogar eine Spielsucht entstehen oder sich vertiefen. Es gibt auch Hinweise auf vermehrte Schlafprobleme und zunehmenden Alkoholkonsum.
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Soziale Netzwerke und Smartphones füttern FOMO besonders
Früher gab es einmal am Tag eine frisch gedruckte Tageszeitung, ansonsten musste man sich mangels Alternativen über die Nachrichten im Radio oder TV auf dem Laufenden handeln. Die Ereignisse schienen sich damals viel langsamer als heute zu entwickeln. Mit dem Aufkommen des Internets und besonders der Smartphones und der Sozialen Medien überschlagen sich diese aber oft. Das betrifft nicht mehr nur die News, sondern nahezu alle Bereiche, in denen es Fortschritt und Veränderung gibt.
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FOMO konnte nur deswegen so viel Bedeutung erlangen, weil die meisten Menschen über ihr internetfähiges Smartphone in Echtzeit in einem nicht enden wollenden News-Strom über neue Ereignisse informiert werden. Facebook, Instagram oder TikTok und andere verursachen häufig noch mehr Druck.
Zum ersten Mal wurde das Phänomen vom Marketing-Experten Dan Herman beschrieben. 1996 konnte er bereits den Zusammenhang zwischen der Angst, etwas zu verpassen, und dem Gebrauch von Handys und der ersten Sozialen Medien erkennen. Artet das Syndrom mit der Zeit aus, kann sich im schlimmsten Falle eine Angststörung entwickeln, die Ärzte und Psychologen als Nomophobie bezeichnen. Dabei verspüren Menschen Panik, Isolation oder Verzweiflung, wenn sie von ihren Geräten getrennt sind. Diese Angst, die ständige Konnektivität zu verlieren, kann sich dann auf den Alltag und die Produktivität auswirken und die sozialen Interaktionen und das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen.
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Wie kann man FOMO besiegen?
Für die meisten Menschen ist FOMO kein Problem. Führt sie aber zu negativen Auswirkungen, sollte man etwas dagegen unternehmen. Manchmal reicht es schon aus, sich des Problems bewusst zu werden. Außerdem sollte der Umgang mit den Medien reflektierter und bewusster erfolgen und – wenn nötig – auch deutlich reduziert und durch andere Aktivitäten und Erlebnisse ersetzt werden.
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