Düsseldorf. Düsseldorf: In der nächsten Woche öffnet das Museum Kunstpalast nach drei Jahren Sanierung für über 50 Millionen. Was dort schon alles schieflief

In den letzten Jahren muss dem eigentlich sehr erfolgreichen Direktor des Düsseldorfer Museums Kunstpalast sein Vorname manchmal wie ein Hohn vorgekommen sein – immer dann, wenn sich Felix („der Glückliche“) Krämer um den Sammlungsflügel seines Hauses kümmern musste. Der ist seit 2012 eine Dauerbaustelle – das Dach war undicht, und da die Stadt Düsseldorf als Eigentümerin es auf einen langwierigen Gutachterstreit ankommen ließ, dauerte es mehr als ein Jahrzehnt, bis die Sanierung abgeschlossen war – am Ende wurde ein Umbau draus, der nicht die vom Stadtrat beschlossenen 40 Millionen kostete, sondern über 50 Millionen.

Einblick in die neuen Sammlungsräume des Museums Kunstpalast in Düsseldorf.
Einblick in die neuen Sammlungsräume des Museums Kunstpalast in Düsseldorf. © Kunstpalast | Stefan Josef Mueller

Eigentlich sollte der Umbau schon im vergangenen Herbst abgeschlossen sein. Doch weitere Bauverzögerungen sorgten dafür, dass die Sammlung erst ab dem kommenden Dienstag für das Publikum (bis zum Sonntag drauf bei freiem Eintritt!) zugänglich sein wird; am heutigen Donnerstag gibt es einen ersten Rundgang für die Medien.

Auch interessant

Vielleicht ist nun endlich auch die Pleiten-Pech-und-Pannen-Serie des Hauses vorbei, die 2016 noch einmal einen traurigen Höhepunkt erreicht hatte: Eon stieg als letzter Sponsor des Museums aus. Die 1998 mit großem Tamtam verkündete erste Public-Private-Partner­ship eines deutschen Museums wurde geschieden, weil Eon nicht mehr so liquide war; der Konzern zog sogar seine Dauerleihgabe „No. 5“ von Jackson Pollock aus dem Museum ab, um sie in London versteigern zu lassen. Zuvor waren schon Evonik (2010) und die Metro (2013) aus der Private-Public-Partnership ausgestiegen.

Erdgas aus Russland: Ausstellungen, wie Eon sie sich wünschte, im Kunstpalast

Schon zu Beginn, als 1998 die Stadt Düsseldorf mit Eon (damals noch Veba) eine gemeinsame Stiftung gründeten, war in Kunstkreisen die Sorge groß, dass der Konzern zu viel Einfluss auf das Museum nehmen könnte. Und so kam es dann auch: Als dessen Direktor Jean Hubert Martin 2006 zurücktrat, beklagte er sich bitter über zu viele Einmischungen seitens der Geldgeber. Die gingen jedoch auch danach weiter: Ausstellungen wie „Bonjour Russland“ (2007) setzten die kunst-diplomatische Flankierung von Erdgas-Geschäften, wie sie schon Eon-Vorgänger Ruhrgas betrieben hatte, fort. Eon ließ 2012 Unternehmensberater das Museum nach Sparvorschlägen durchforsten, anschließend besetzte das Unternehmen den Posten des Finanzchefs mit einem erfahrenen Manager.

Der Ehrenhof um 1926, rechts der Kunstpalast mit neuer Fassade.
Der Ehrenhof um 1926, rechts der Kunstpalast mit neuer Fassade. © Museum Kunstpalast Düsseldorf

Schon die Gründung des Museums begann mit einer Pleite – 1913 hatte man sich zur Gründung eines städtischen Kunstmuseums durchgerungen – aber die Umsetzung der Pläne verhinderte der Erste Weltkrieg. Es sollte bis 1928 dauern, bis das Kunstmuseum ein eigenes Gebäude erhielt. Es war der Nordwestflügel der Ehrenhof-Anlage inklusive Tonhalle, die der Architekt Wilhelm Kreis in einer Mischung aus Monumental-Ästhetik und Backstein-Expressionismus als bleibende Bauten für die „GeSoLei“ geplant hatte, die Großausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen, die 1926 in Düsseldorf stattfand.

Zwischendurch war die Messegesellschaft im Kunstmuseum eingezogen

Sanierungen hat der Kunstpalast allerdings schon noch und nöcher erfahren müssen. Dabei waren die Kriegsschäden am 1946 wiedereröffneten Haus zunächst gar nicht so groß. In den 50er-Jahren musste die Kunst aber immer wieder mal Messen weichen, schließlich wurde das Museum ganz geschlossen und von der Messegesellschaft genutzt, die Kunst war ausgelagert. Erst Ende der 60er-Jahre zog die Messe wieder aus. Kurz zuvor hatte man Renovierungen in Angriff genommen. Die sollten sich allerdings wie ein roter Faden durch die weitere Geschichte des Baus ziehen.

Einblick in die neuen Sammlungsräume mit der „Himmelfahrt Mariae“ von Peter Paul Rubens (rechts).
Einblick in die neuen Sammlungsräume mit der „Himmelfahrt Mariae“ von Peter Paul Rubens (rechts). © Museum Kunstpalast Düsseldorf | Stefan Josef Mueller

So wurden etwa 1979 schwere Baumängel festgestellt, das Museum musste wieder ausziehen. Sechs Jahre lang wurde entkernt und rundumsaniert. 1993 zog dann ein Brand den Bau in Mitleidenschaft, diesmal dauerte die Sanierung fast zwei Jahre. Die nächste Sanierung folgte 1999/2000 hinter der denkmalgeschützten Fassade nach Plänen des Star-Architekten Oswald Mathias Ungers (1926-2007), 2001 wurde es als Museum Kunstpalast wiedereröffnet.

Jan Wellem und seine Medici-Fürstin eröffneten die erste Gemäldegalerie – Vorgänger vom Kunstpalast

Der Baumeister mit der großen Vorliebe fürs Quadrat hatte zwar für modernen Chic im alten Bau gesorgt, allerdings nicht überall die besten Voraussetzungen für einen Museumsbetrieb geschaffen. So musste das Museumscafé auf schmalem Platz ins Treppenhaus drapiert werden. Aber auch das ändert sich mit dem jüngsten Umbau: Künftig hat das Museum ein richtiges Restaurant.

Der Name des neuen Kunstpalast-Restaurants „Anna Maria“ erinnert an die Ehefrau von Kurfürst Johann Wilhelm von Pfalz Neuburg, bekannter unter seinem populären Spitznamen Jan Wellem. Nach seiner Heirat mit der Medici-Fürstin Anna Maria Luisa legten sie ihre Sammlungen zusammen und gründeten eine der ersten öffentlichen Gemäldegalerien auf deutschem Boden. Knapp 100 Jahre später waren die Düsseldorfer die exquisite Renaissance- und Barock-Sammlung allerdings schon wieder los – in den Wirren der Napoleonischen Kriege landete sie in München, wo sie bis heute den Grundstock der renommierten Alten Pinakothek bildet. Wenige Ausnahmen blieben in Düsseldorf, etwa die „Himmelfahrt Mariae“ von Rubens, die mit ihren 4,30 mal 2,84 Metern viel zu groß war, um sie ungefährdet auf einem Pferdewagen transportieren zu können. Sie sollte nun wieder im Kunstpalast zu sehen sein.