Essen. „Die Mittagsfrau“, „Rose - Eine unvergessliche Reise nach Paris“ und „Das Nonnenrennen“: Hier gibt’s die Kino-Neustarts der Woche im Überblick.
Ab ins Kino! Die Verfilmung von Julia Francks Erfolgsroman „Die Mittagsfrau“ hat unseren Kritiker zwar nicht vom Hocker gehauen, aber machen Sie sich ruhig selbst ein Bild. Wer ein Ticket löst für den Film „Rose - Eine unvergessliche Reise nach Paris“ darf sich auf anregende Unterhaltung freuen. Und beim „Nonnenrennen“ werden Sie mit Sicherheit Ihre Lachmuskeln strapazieren.
Die Mittagsfrau
Dies ist die Geschichte der Helene Würsich, geboren 1907 in Bautzen, aufgewachsen ebenda, die so gern die Reifeprüfung und ein Studium der Medizin bestritten hätte. Die ungeliebt von der Mutter mit 17 zusammen mit der älteren Schwester zur lebenslustigen Tante nach Berlin übersiedelt. Sie holt das Abitur nach, wird schwanger vom Studenten Karl, treibt das Kind ohne dessen Wissen ab. Karl stirbt vorzeitig. Helene erliegt dem Werben von Wilhelm, der ihr, der Halbjüdin, gefälschte deutsche Papiere beschafft. Er schwängert sie und verlässt sie nach der Niederkunft. Helene verlässt den Jungen, als der sieben ist.
Julia Francks Erfolgsroman, 2007 mit dem Dt. Buchpreis ausgezeichnet und über eine Million Mal verkauft, erlebt unter der Regie der Österreicherin Barbara Albert („Nordrand“) eine unentschlossene Verfilmung, die ihre Abwendungen von der Vorlage (der Prolog rückt an den Schluss, der Epilog wird zum Rahmen) ebenso wenig begreiflich machen kann wie die holprigen Szenenwechsel und das Anlehnen an „Babylon Berlin“-Zeitgeist, weshalb die meisten Akteure stets nur wie kostümiert wirken.
Der Film vermag die innere Verkarstung der Protagonistin mangels sicherer Besetzung (Mala Emde) ebenso wenig auszugestalten wie er in der Lage ist, atmosphärische Schauwerte zu generieren. Das späte Erscheinen von Max von der Groeben als konservativer Ariergatte impft dem Film eine glaubwürdige, exzellent gespielte und gesprochene Note ein.
In dieser Phase verlieren sich Charakterskizzen in Stereotypen und das Breitbild schrumpft auf die Hälfte ein, wovon es sich erst kurz vor Ende erholt. Und wenn es zu all der Trostlosigkeit einen längeren, plausibleren TV-Cut gibt, ist das auch keine Überraschung mehr. Zitat: „Du bist meine Ehefrau. Ich habe das Recht, dir beizugehen. Du und deinesgleichen hat kein Recht auf irgendwas.“ (Wilhelm zu Helene)
Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris
Es ist eine bunte Truppe, die im Bus für eine Woche von Dänemark nach Frankreich reist. Stein des Anstoßes für viele ist die Schizophrenie-kranke Inger, die in Begleitung von Schwester und Schwager mit heftigen emotionalen Ausbrüchen unwirsche Reaktionen provoziert. Dann freundet Inger sich ausgerechnet mit dem jungen Sohn eines besonders ablehnenden Ehepaares an.
Was anfangs wie ein skandinavischer Problemfilm mit Tendenz zum Euro-„Rain Man“ wirkt, kriegt unter der Regie von Niels Arden Oplev („Verblendung“) schnell die Sympathiekurve, weil das Drehbuch aus der Reisegruppe interessante Charakterfacetten herausschält und der Protagonistin immer mehr Handlungsinitiative zubilligt.
Es ist dabei die schauspielerisch kontrollierte Leistung von Sophie Gråbøl (bekannt als „Kommissarin Lund“), die mit subtiler Mimik die hochkomplexe Seelenlandschaft ihrer Rolle erfahrbar macht. Das impft dem Film Szene um Szene mehr dramatisches Gewicht und zugleich amüsante Überraschungen ein. In der Summe ist das nicht nur immens unterhaltsam, es klingt auch anregend nach.
Das Nonnenrennen
Mutter Veronique leitet ein fünfköpfiges Benediktinerinnenkloster in der französischen Provinz. Beim Besuch des örtlichen Altenheims finden die Nonnen marode Zustände vor und beschließen zu helfen. Die einzige veritable Geldquelle dafür sind Teilnahme und Sieg beim jährlichen Radrennen der Region. Gegen das Männerteam werden übelste Tricks für den guten Zweck konsequent genutzt und dann weggebetet. Da taucht aus den eigenen katholischen Reihen neue harte Konkurrenz auf.
Unbeschwert von moralischen Hemmschwellen und hoch motiviert im Blick darauf, dass kein billiger Lacher ungenutzt verstreicht, zündet hier eine typisch französische Publikumsgranate. Nach flockiger erster Hälfte steigen die stets etwas zu dick auftragende Valerie Bonneton und die Dänin Sidse Babette Knudsen als rivalisierende Ordensmütter in eine nicht unverbissen geführte Konkurrenz, die für sich unter Wert geschlagen wird. Ja, Esprit und Finesse sind unterrepräsentiert, aber man lacht sich kaputt.