Dortmund. Markus Liedtke hat das Ruhrgebiet in ein Comic-Universum verwandelt und will damit international durchstarten. Ein Actionfilm soll folgen.
Schon als kleiner Junge war Markus Liedtke fasziniert von der Welt der Superhelden. Es sind die frühen 80er, im Fernsehen laufen „Masters of the Universe“ und „Captain Future”, er baut alles nach, denkt sich Abenteuer aus. Später will er unbedingt mal eigene Geschichten erzählen. Heute ist Liedtke ein erfolgreicher Dortmunder Unternehmer – und seinem Kindheitstraum nah wie nie. Er hat ein deutsches Comic-Universum mit den passenden Charakteren erdacht, Schauplatz ist das Ruhrgebiet oder vielmehr der Megadistrikt NeoRuhrCity, kurz NRCity. Ein Riesenprojekt, mit dem er jetzt den internationalen Markt erobern will.
Und das hält den 47-Jährigen entsprechend auf Trab. Schon im nächsten Jahr soll zunächst die Comicreihe „NRCity Stories Extreme“ erscheinen. In der zweiten Jahreshälfte will Liedtke dann als Produzent mit den Dreharbeiten zum passenden Actionfilm beginnen – mit sich selbst in der Hauptrolle des Superhelden Riko Stahl.
Auftritt bei der Messe Comic-Con in San Diego
Gerade waren er und sein Team auf der Messe Comic-Con in San Diego, um ihr Franchise, die Marke „NRCity“, vorzustellen und Comic plus Film zu bewerben. Marktgrößen wie Marvel, DC und Netflix waren dort vertreten. Die Resonanz war sehr gut, endlich was Neues und Spannendes aus Deutschland, habe der Tenor gelautet, so Liedtke: „Wir waren die ersten Deutschen, die dort einen Stand mit einer eigenen Marke hatten.“
Präsentiert wurde der Prototyp zum Comic, also die Ausgabe 0: „A Painful Birth“. Den haben der italienische Cover-Zeichner Lucio Parrillo, sein deutscher Kollege Ralf Paul und der kanadische Web-Designer Eric „EEPMON“ Chan geschaffen. Der Sonderdruck mit Anime-Einflüssen ist auf 1000 Exemplare limitiert, daraus werden jetzt die ersten Bände entstehen.
Die neue Mega-City ist ein Areal im Wandel
Die Geschichte hat der gelernte Verlagskaufmann bis ins Detail entwickelt: Es ist das Jahr 2021, in Düsseldorf wird der Zusammenschluss von zwölf Städten Nordrhein-Westfalens beschlossen, darunter Essen, Dortmund, Mülheim und Bochum. Die neue Mega-City ist ein Areal im Wandel: Grüne Technologien sind im Aufbau, Krypto-Farmen produzieren Bitcoins, gerade werden Fluglizenzen für Lufttaxen vergeben. Eine Folgenutzung der Industriestandorte wird diskutiert, etwa als Gefängnis unter Tage.
Für Ordnung sorgt das NRCity-Police Department, bei dem Riko Stahl und sein Bruder als Ermittler arbeiten. Als sie sich wegen einer Frau zerstreiten, verlässt Riko die Stadt, meldet sich zum Militär. Vier Jahre später erhält er die Nachricht, dass sein Bruder getötet wurde. Riko kehrt zurück; er muss herausfinden, was passiert ist. Denn natürlich gibt es auch einen Super-Schurken: In NRCity ist das der Unternehmer Octavus Maximus von Kolba: Er lenkt die Geschicke des Ruhrgebiets hinter den Kulissen.
Fortsetzung auf den Film folgt – als Streaming-Serie
NRCity hat also im Prinzip alles, was eine gute Geschichte braucht. Crime, Polizeiarbeit, Spannung, zwei Antagonisten, einen stylischen Schauplatz. Und eine Erzählung, die sich weiterspinnen lässt: Während es in der Comicreihe um Stahls Flucht und Rückkehr geht, handelt der Film davon, wie der Tod seines Bruders aufgeklärt wird.
Danach soll eine Streaming-Serie die Story fortsetzen. Sie würde sich um das Police Department drehen, in dem Stahl mittlerweile eine Spezialeinheit leitet. Ein Team mit Martial-Arts-Fähigkeiten, das sich dem Netzwerk Kolbas entgegenstellt. Parallel dazu hat Liedtke weitere Franchise-Produkte im Sinn, vom NRCity-Hoodie bis zum Set mit Klemmbausteinen.
Einen Teil des Teams hat er zusammen, darunter hochdekorierte Vertreter der Branche, wie er stolz erzählt. Action-Profi Andy Cheng führt Regie, Film-Komponist Vince DiCola, Music Supervisor Robin Garb und Music Mixer Dennis S. Sands haben zugesagt. Sich selbst hat Liedtke unter dem Künstlernamen Munolf Ri-Kus als Hauptfigur verpflichtet, außerdem wirken Nathan Jones („Mad Max: Fury Road“) aus Down Under und Isaac Singleton Jr. („Fluch der Karibik“) mit.
Zuschauer in Hongkong und Sidney sollen Spaß haben
Kontakte, die er in den USA geknüpft hat, wo sich ein Bekannter niedergelassen hat. „Wenn du das machen willst“, hat der gesagt, „musst du nach L.A. gehen.“ Liedtke hat den Rat befolgt. Denn ein Drehbuch hat er schon lang im Schrank. 2003 hat er es überall angeboten, damals haben ihm alle gesagt, dass die USA in Sachen Comicverfilmungen alles fest im Griff haben. Nun also der zweite Anlauf.
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Eine sechsstellige Summe hat Liedtke bereits investiert, aktuell ist er in Gesprächen mit Koproduzenten und Sponsoren. Was gut läuft, wie er sagt. Für seinen Film rechnet er mit Kosten in zweistelliger Millionenhöhe. Denn seine Superhelden will er unbedingt ins Kino bringen, die Premiere hat er für 2025 geplant. „Durch den Streamingmarkt allein kann man keine neue Marke, keinen neuen Star, aufbauen. Dazu braucht es die große Leinwand, den klassischen roten Teppich.“
Zuschauer in Hongkong, Peking, Sydney und Los Angeles „sollen Spaß an der Geschichte haben“, wünscht sich der wagemutige Dortmunder. Er ist fest entschlossen, eine weltweite Lücke in der Unterhaltungsindustrie zu schließen. „Jeder kennt Los Angeles aus dem Kino. Aber das Ruhrgebiet wurde dort noch nie ausführlich dargestellt.“
Klingt nach einer Mission für Superhelden.