Berlin. Schon wieder ein Ausstieg beim „Tatort“: In ihrem letzten Fall muss die Dresdner Kommissarin gegen die Tochter ihres Lovers ermitteln.

Der Grundsatz eines jeden Krimi-Kommissars muss lauten: Bloß keine Gefühle. Bloß nicht verlieben. Denn das geht nie gut. Wir kennen das im „Tatort“ schon zur Genüge, interessanterweise fast ausschließlich bei Kommissarinnen. Aber das ging nie gut. Denn meistens hat der Herzensmensch dann irgendwie mit dem Fall zu tun. Und die Ermittlerin kommt in die moralische Bredouille zwischen Beruf und Privat.

Die Kommissarin hat „da so ein Gefühl“. Das kommt mit ihren anderen Gefühlen über Kreuz

So auch Karin Gorniak (Karin Hanczewski), eine der beiden Kommissarinnen aus Dresden. In der neuen Folge „Herz der Dunkelheit“ verbringt sie die Nacht bei dem Psychologen Paul Brahms (Hannes Wegener). Und schon wird geschmunzelt, ob das was Längeres werden könnte. Da klingelt mitten in der Nacht das Telefon. Gorniak wird an einen Tatort gerufen. Ein Junge wurde von einem LKW überfahren. Nachdem er einen Notruf abgegeben hat, dass er bei einer Abi-Feier einen Schulkameraden tot aufgefunden hat. Von dem vermeintlichen Toten finden sich zwar Blutspuren, aber sonst fehlt jede Spur. Alle Schüler müssen, nach dem Party-Exzess teils noch in recht berauschtem Zustand, auf der Wache.

Tatort: Herz der Dunkelheit
Der Vater Paul Brahms (Hannes Wegener) verteidigt seine Tochter. © MDR/MadeFor/Steffen Junghans | Ard

Da findet sich plötzlich auch Gorniaks Geliebter ein: Der Witwer ist der Vater von Romy (Charlotte Krause), einer der Schülerinnen, die aber nach eigener Aussage schon lange vor der Tatzeit nach Hause gegangen sein und geschlafen haben will. Dumm nur, dass Gorniak in dem noch fremden Haus das Badezimmer nicht gleich gefunden hat und versehentlich in Romys Zimmer ging. Und das war leer. Warum aber lügt sie? Die Kommissarin hat da „so ein Gefühl“. Das kommt aber mit ihren anderen Gefühlen überkreuz.

Befangenheit! Das kläfft nicht nur der dauerempörte Kripochef Schnabel (Martin Brambach) seiner Kollegin entgegen, das denkt auch der Zuschauer sofort. Aber Gorniak ermittelt trotzdem weiter. Und nutzt auch eine weitere Gelegenheit bei ihrem Lover, um das Zimmer des Mädchens genauer zu untersuchen. Wofür selbst die sonst auch nicht eben zimperliche Kollegin Leonie Winkel (Cornelia Gröschel) kein Verständnis hat.

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Man ahnt, worauf das Ganze hinausläuft. Denn der 18. „Tatort“ von Karin Hanczewski ist zugleich ihr letzter. Die Schauspielerin, seit 2016 bei der Reihe dabei, gab bereits im Mai 2023 bekannt, es sei für sie Zeit, „Mich weiterzubewegen und andere Figuren zu erzählen.“ Schon wieder ein „Tatort“-Ausstieg, die Krimireihe kommt einfach nicht zur Ruhe. Und mit Hanczewski verliert sie auch eine starke Darstellerin.

Wie wird es ohne Hanczewski beim Dresdner „Tatort“ weitergehen?

Beim Dresdner „Tatort“ ist das schon der zweite Abgang, nachdem Alwara Höfels 2018 nach nur sechs Folgen ausgestiegen ist. Ob Dresden diesen zweiten Abschied verkraften wird? Noch ist nicht klar, ob es einen Neuzugang geben wird. Es ist aber nur schwer vorstellbar, dass Winkel und Schnabel allein weiter ermitteln.

Dennoch setzt Hanczewski eine Marke, bis zum Schluss. Es gibt keinen finalen Schuss (wie in Dortmund), erst recht keine Explosion (wie in Frankfurt). Eher hält sie es wie Dagmar Manzel. Und geht ganz unaufgeregt. Sie lässt sich sogar ein Türchen offen.

„Tatort: Herz der Dunkelheit“: ARD, 2. Februar, 20.15 Uhr.