Berlin. Forscher haben jetzt ein neuartiges Verhalten bei Bakterien festgestellt. Und das ist besonders für eine Patienten-Gruppe gefährlich.
Blutsaugende Vampire erwartet man in feuchten, windigen Schlössern in der rumänischen Einöde, doch nicht in winziger Form im eigenen Körper. Dennoch haben Forscher der Washington State University (USA) jetzt herausgefunden, dass sich einige der gefährlichsten Bakterien der Welt nicht nur von Blut ernähren, sondern sogar gezielt danach suchen. Dieses bisher unbekannte Phänomen bezeichnen die Forscher als „bakteriellen Vampirismus“.
Arden Baylink, Professor am College of Veterinary Medicine der Washington State und Co-Autor der Studie: „Wir haben herausgefunden, dass einige der Bakterien, die am häufigsten Infektionen der Blutbahn verursachen, eine Chemikalie im menschlichen Blut wahrnehmen und zu ihr schwimmen.“
Den Forschern zufolge dürsten diese Bakterien nach dem flüssigen Teil des Blutes, dem Serum. Dieses Serum enthält besonders viele Nährstoffe, die den Bakterien dann als Nahrung dienen und einen echten Leckerbissen darstellen. Besonders scharf waren die Bakterien demnach auf Serin, eine Aminosäure, die einerseits im menschlichen Blut vorkommt und auch in vielen eiweißhaltigen Getränken zu finden ist.
- Studie: Forschende finden mögliche Ursache für Fettleibigkeit
- Untersuchungen: Stress erkennen – Diese Blutwerte sind alarmierend
- Gesunde Ernährung: Kind mag kein Gemüse? Ein Kinderarzt gibt Tipps
- Frauen: Endometriose-Betroffene geht radikalen Weg gegen Schmerzen
- Gewicht: Ärztin klärt auf – So kann Kaffee beim Abnehmen helfen
Welche Bakterien ernähren sich von Blutbestandteilen?
Als „Vampire“ kristallisierten sich dabei die Bakterien Salmonella enterica, Escherichia coli und Citrobacter heraus.
- Salmonellen kommen vorrangig in Säugetieren wie zum Beispiel Hühnern, Rindern oder Schweinen vor. Der Mensch infiziert sich demnach in der Regel über die Ernährung von nicht durchgegarten Lebensmitteln. Laut Zahlen des Robert-Koch-Instituts wurden im Jahr 2018 allein in Deutschland 15.732 Fälle gemeldet, bei denen sich Menschen mit Salmonellen infiziert hatten.
- Escherichia coli sind ein natürlicher Bestandteil in der Darmflora des Menschen und gelten als der häufigste Erreger für Harnwegs- und Mageninfektionen.
- Citrobacter kommen in Gewässern, im Boden und ebenfalls im menschlichen Magen vor und können dabei Durchfall oder Mittelohrentzündungen auslösen.
Lesen Sie auch:Arzt erklärt, wie man vorbeugen kann, wenn das Immunsystem versagt
Studie: Wichtige Erkenntnisse dank neuem Mikroskop
Für die Studie entwickelte Baylink ein neues Hochleistungs-Mikroskop-System. Mit dessen Hilfe konnten die Forscher eine Darmblutung imitieren und beobachten, wie die Bakterien zur Quelle dieser Blutung schwammen. Und das innerhalb kürzester Zeit: Die Bakterien benötigen weniger als eine Minute, um das Serum zu finden und sich vollzufuttern.
Die Forscher stellten dabei außerdem fest, dass die Salmonella-Bakterien einen speziellen Rezeptor namens Tsr besitzen, der es den Bakterien überhaupt erst ermöglicht, das Serum zu erkennen und darauf zuzuschwimmen.
- ADHS bei Erwachsenen:Betroffene erklärt, was wirklich hilft
- Schlafstörungen:Häufig hilft nur noch diese Methode
- Hormone:Wechseljahre mit 27 – Die ersten Anzeichen der Menopause
- Demenz: Ab wann Gedächtnislücken besorgniserregend sind
Bakterien stellen für viele Menschen eine echte Gefahr da
Baylink: „Bakterien, die den Blutkreislauf infizieren, können tödlich sein.“ Das Problem: Die Vampir-Bakterien können eine Blutvergiftung auslösen, die in der Folge tödlich sein kann. Besonders für Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) ist das gefährlich, da eine bakterielle Infektion des Blutes die häufigste Todesursache darstellt. An CED ist etwa ein Prozent der Bevölkerung erkrankt.
Die Betroffenen leiden häufig an Darmblutungen, wodurch die Bakterien vergleichsweise leicht in den Blutkreislauf gelangen können. Und da die in der Studie beschriebenen Bakterien nach Blut dürsten, gehen sie diesen Weg besonders gerne.
Vampir-Bakterien: Für Schutzmaßnahmen wird weitere Forschung benötigt
„Indem wir lernen, wie diese Bakterien Blutquellen aufspüren können, könnten wir in Zukunft neue Medikamente entwickeln, die diese Fähigkeit blockieren. Diese Medikamente könnten das Leben und die Gesundheit von Menschen mit CED verbessern, die ein hohes Risiko für Infektionen der Blutbahn haben“, so Siena Glenn, Doktorandin und Hauptautorin der Studie.