Köln. Teppichboden zu verlegen ist etwas, das im Grunde jeder selbst erledigen kann - mit ein bisschen Know-how. Komplizierter ist vorab die Auswahl eines geeigneten Bodenbelags. Mieter sind gut beraten, Teppiche nicht vollständig zu verkleben. Denn das Herausreißen wird dann zur schweißtreibenden Arbeit.
Früher war ein Teppichboden eine Anschaffung für 15 Jahre und mehr. Heute dekorieren viele Menschen ihre Wohnungen in viel kürzeren Abständen um und wechseln dabei nicht nur Kissen und Vorhänge, sondern auch Möbel und Bodenbeläge aus. Einen neuen Teppichboden zum Beispiel können Heimwerker leicht selbst verlegen.
"Da kann man sich durchaus herantrauen", sagt Michael Pommer, Trainer bei der Heimwerkerschule DIY-Akademie in Köln. Die meisten Fehler würden eher vor dem Kauf gemacht. "Nicht nur das modische Muster und die Farbe sollten ausschlaggebend sein." Wer Kinder oder Heimtiere hat, greift besser zu einem robusteren Modell in gedeckten Farben.
Messer mit Hakenklinge verwenden
Vor allem Allergiker erkundigen sich am besten nach den Inhaltsstoffen des Bodenbelags. "Empfehlenswert sind kurzflorige Materialien, die sich gut absaugen lassen", sagt Matthias Wolf vom Umweltinstitut Leipzig. Die meisten textilen Bodenbeläge seien heute durchaus umweltfreundlich und gesundheitlich unbedenklich. Aber Wolf rät, auf die entsprechenden Prüfsiegel und Gütezeichen zu achten. Wichtig sei, dass auch die Unterseite des Teppichbodens aus einem textilen Material besteht. Das verringere das Risiko, dass chemische Stoffe ausdünsten. Sicherheitshalber sollte sich der Teppich ein bis zwei Tage in der Wohnung akklimatisieren, bevor er verlegt wird.
Vor dem Kauf muss der Raum mit allen Aussparungen für Türen und Heizung sowie Nischen ausgemessen werden. Die meisten Heimwerker kalkulieren sicherheitshalber den Verschnitt von zehn Zentimeter an jeder Seite ein. Um diesen später abschneiden zu können, braucht es ein scharfes Messer. "Gängig sind Messer mit Abbrechklinge, sogenannte Teppichmesser", erklärt Pommer. Er rät aber eher davon ab, weil sie den Teppich direkt bis zum Boden durchschneiden, wobei die Messerspitze verletzt werden kann. "Besser sind Messer mit einer Hakenklinge, die direkt unterhalb des Teppichs schneiden", so Pommer.
Lösungsmittel können üble Gerüche verursachen
"Die Entscheidung, ob der Teppichboden vollständig verklebt oder nur an den Rändern befestigt werden soll, hängt stark davon ab, ob es sich um Mieter oder Eigentümer der Wohnung handelt", erläutert der Heimwerkerlehrer. Wer den Bodenbelag öfter auswechselt oder beim Auszug beseitigen muss, ist mit doppelseitigem Klebeband oder Klettbändern gut bedient. Sie lassen sich an den Außenrändern sowie an viel strapazierten Stellen des Teppichs anbringen und leicht entfernen. Wichtig ist immer, erst die Bänder auf dem Boden zu fixieren und danach erst den Teppichboden obendrauf zu kleben.
Auch aus Umweltgesichtspunkten macht das Verlegen ohne oder zumindest mit sehr wenig Kleber Sinn. "Das ist in normalen Räumen von 20 bis 25 Quadratmetern problemlos möglich, zumal meist noch Möbel den Teppichboden fixieren", sagt Wolf. Die Gefahr, dass sich Lösungsmittel aus dem Kleber mit den Inhaltsstoffen des Teppichunterbodens vermischen, sei einfach zu groß. "Dann können unangenehme Gerüche entstehen, die schwer zu beseitigen sind."
Der Teppich wird erst vollständig im Raum ausgelegt und dann die eine Hälfte über die andere gelegt. So kann die freie Fläche mit Klebebändern versehen oder mit Klebstoff eingestrichen werden. Ist die erste Hälfte des Teppichbodens fest am Boden fixiert, wird die zweite Hälfte darüber geschlagen und das Prozedere wiederholt.
Neuartige Teppichböden wie Laminat verlegen
Wer einen alten Bodenbelag herausreißen muss, der mit Kontaktkleber verlegt wurde, hat ein hartes Stück Arbeit vor sich. Denn der Kleber ist eine enge Verbindung mit dem Boden eingegangen. "Wenn die eigene Muskelkraft nicht reicht, hilft ein sogenannter Stripper, der im Baumarkt ausgeliehen werden kann", erläutert Pommer. Das ist ein vibrierender Spachtel, der den Kleber herunterkratzt. Dieser Aufwand muss aber sein. Denn nur auf einem ebenen, trockenen und staubfreien Boden lässt sich der neue Teppich glatt und beulenfrei verlegen.
In nicht allzu ferner Zukunft wird das Verlegen von Teppichböden für Laien noch einfacher werden: "Die neueste Entwicklung sind Platten, auf die textile Bodenbeläge aufgeklebt sind", berichtet Ernst Schröder, Leiter des Deutschen Forschungsinstituts für Bodensysteme an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. "Diese haben etwa die Größe von Laminatplatten und können genau wie diese einfach per Klick schwimmend verlegt werden." (dpa)