Köln. In vielen Wohnungen befinden sich Küche und Wohnraum noch in separaten Zimmern - doch der Trend geht in eine andere Richtung. Küche und Wohnraum präsentieren sich in Neubauten immer häufiger als Team. Die Möglichkeiten sind hierbei vielfältig.

Küche und Wohnräume verschmelzen immer stärker zu einer Einheit. Das zeigen viele Einrichtungsbeispiele auf der Küchenschau "Living Kitchen" bei der Internationalen Möbelmesse IMM Cologne in Köln (noch bis 20. Januar). Zu sehen gibt es dort Kochinseln, die sich zum Wohnraum hin öffnen. Oder auch Arbeitsplatten, die zum Esstisch verlängert sind und sich abschnittsweise per Hydraulik absenken lassen, so dass etwa die Kinder Hausaufgaben daran machen können.

"Die abgetrennte Küche wird es immer weniger geben", sagte Peter Döring von Der Kreis Anja Schaible Stiftung, einem Zusammenschluss von Küchenspezialisten, dem dpa-Themendienst. Mitglieder der gemeinnützigen Institution sind Küchenfachhändler, Industrie, Architekten und Hochschulen.

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Der Übergang von Küche zu Wohnraum wird durch vielfältige Materialkombinationen häufig nahezu unsichtbar. In der Küche noch ungewöhnlich, aber immer öfter zu finden sei etwa Glas als Material für die Arbeitsplatte, so Döring. Hochglanzlackierte Fronten seien inzwischen auch in Verbindung mit Kunststofffronten möglich. Und dort, wo Kunststoff zum Beispiel in Holzoptik eingesetzt wird, sei der Unterschied zu natürlichen Materialen kaum zu erkennen. "Die Haptik entspricht der des Holzes", erläuterte er.

Die Küche ist das Maß der Dinge 

Optisch wird die Küche also immer vorzeigbarer, ohne dass die Zweckmäßigkeit verloren geht. "Früher war die Büroeinrichtung das Maß aller Dinge, aber ich glaube, die Küche hat dem längst den Rang abgelaufen", stellt Döring fest. Kritisch sieht er allerdings den Wunsch vieler Designer, die offene Küche möge nicht mehr als solche erkennbar sein, wenn dort gerade niemand kocht. Alles wird versteckt - Backofen und Co. verschwinden bei den Ausstellern auf der Messe häufig hinter Türen oder in Schränken. "Ich bin der Meinung, dass man die technischen Geräte sehen soll. Was Küche ausmacht, muss auch gesehen werden", sagt Döring.

Ebenfalls skeptisch betrachtet er die vielfach auf der Messe gezeigte Idee von Küchengeräteherstellern, sämtliche Technik in der Küche per Tablet-PC oder Smartphone zu steuern. "Der Verbraucher setzt sich nicht in die Küche und tippt herum", so Döring. "Den Backofen bestücken müssen Sie trotzdem noch." Schneller sei dann das direkte An- und Ausschalten am Küchengerät selbst. Die Gerätevernetzung sei im Moment noch eine Spielerei, die sich vorerst nicht durchsetze.

Einfluss auf die Innenarchitektur

Der Gedanke, die Küche nicht mehr vom Wohnraum abzutrennen, hat Döring zufolge allmählich auch Einfluss auf die Innenarchitektur. 83 Prozent der Bevölkerung lebten in Ein- oder Zweifamilienhäusern, häufig in Reihenhäusern mit ähnlichem Grundriss. Räume würden dort mittlerweile öfter offen gestaltet und Wände weggerissen. Das setze allerdings vielfältiges Know-how voraus und müsse vernünftig geplant werden.

Der Kreis hatte in einem Wettbewerb Innenarchitekturstudenten von der Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar die Aufgabe gestellt, den Bereich Küche und Wohnraum im Reihenhaus als Einheit zu gestalten. Ansatzpunkt war laut Döring die Frage, wie ein Reihenhaus heute aussehen könnte, wenn es modernisiert wird. Der am Dienstag (15. Januar) auf der Messe ausgezeichnete Siegerentwurf von Alina Haase sieht eine durchbrochene Wand der Küche zum Wohnzimmer vor, durch die sich eine lange Tischplatte zieht. Auf der einen Seite dient diese als Arbeitsfläche in der Küche, auf der anderen Seite als Esstisch im Wohnbereich. Durch große Aussparungen in der Wand besteht Blickkontakt von einem Raum in den anderen. (dpa)