Brackenheim. Viele Weine werden schon kurz nach der Abfüllung verkauft. Nicht immer sollte man den Tropfen aber direkt trinken. Die meisten Weine erreichen allerdings erst nach einigen Jahren ihren optimalen Geschmack. Warum sie nicht im eigenen Weinkeller lagern? Wir zeigen, wie aus einem normalen Keller, ein Weinkeller wird.
Wein wissen Freunde, Kollegen und Familie gleichermaßen zu schätzen. Wer einen kleinen Vorrat zu Hause hat, ist immer gut vorbereitet. Doch mit ein paar Flaschenregalen in der Küche ist es nicht getan. Der Rebsaft bewahrt sein Aroma am besten, wenn das Klima im Raum dem eines Winzerkellers möglichst ähnlich ist. Wahre Liebhaber richten deshalb ihr eigenes separates Weinlager ein. Im Idealfall wird dieses beim Bau eines Hauses mitgeplant. Aber auch die nachträgliche Umrüstung im bestehenden Keller ist möglich.
Wein braucht optimales Licht und Belüftung. Diese Bedingungen lassen sich am besten erfüllen, wenn die Flaschen in einem extra Raum ihren Platz finden. Eine Fläche von zehn Quadratmetern ist dafür eine gute Richtgröße. "Sie reicht für mehrere hundert Flaschen aus und man kann sich noch bequem bewegen, sogar mal mit Freunden ein Gläschen verkosten", sagt Stefanie Neuschwander von der gleichnamigen Spezialbaufirma für Weinkeller aus Brackenheim bei Heilbronn.
Ein fensterloser Raum ist ideal
Vergleichsweise einfach lässt sich der Faktor Licht steuern: Damit die Flaschen möglichst dunkel lagern, ist ein fensterloser Raum ideal. Die Temperatur liegt am besten zwischen 10 und 12, maximal bei 15 Grad, empfiehlt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI) in Mainz. Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sowie zwischen Sommer und Winter sollten möglichst gering sein.
Daher braucht das Zimmer eine gute Isolierung - zu den Nachbarräumen und an den Außenwänden. "Beim nachträglichen Umbau eines Kellerraumes zu einem Weinkeller verwenden wir Styroporplatten zur Isolierung", erläutert Bauexpertin Neuschwander. Auch die Tür müsse unbedingt gut gedämmt und dicht sein - damit Gerüche aus dem Heizungskeller oder der Waschküche draußenbleiben und die Luftfeuchtigkeit drinnen.
Auf hohe Luftfeuchtigkeit achten
Die Luftfeuchtigkeit sollte im Weinkeller deutlich höher sein als in Wohnräumen. Weinexperte Büscher empfiehlt als Richtwert mindestens 50 bis 60 Prozent. Ein Hygrometer zeigt diese an. Bei zu geringer Luftfeuchtigkeit trockne der Korken aus und ziehe sich zusammen. Dann gelange mehr Sauerstoff in die Falsche und beschleunige die Reifung des Weines. In Altbaukellern ist die Luftfeuchtigkeit meist kein Problem. "Beim Neubau wird ein gutes Weinklima geschaffen, indem man den Boden in diesem Bereich offen lässt und mit Kies ausfüllt", erläutert Büscher.
Denn gerade die im Neubau üblichen Betonböden und -wände sind ein Problem: Dieser Werkstoff entzieht Feuchtigkeit. Ausstatterin Neuschwander setzt deshalb vor die Wärmedämmung eine zweite Schalung aus Ziegeln oder Tuffsteinen. "Sie funktioniert wie ein natürlicher Feuchtepuffer und speichert gleichzeitig die Temperatur."
Klimagerät als Alternative
Sind solche baulichen Veränderungen nicht erwünscht oder nicht möglich, ist ein Klimagerät im Keller eine Alternative. Es lässt sich exakt programmieren und garantiert ganzjährig ein konstantes Klima. Allerdings macht sich dieser Komfort in der Stromrechnung deutlich bemerkbar.
Die hohe Luftfeuchtigkeit setzt einfachen Holz- oder Kunststoffregalen auf Dauer erheblich zu. "In Holz genau wie in Kartons kann sich auch ganz schnell der Hausschwamm einnisten. Wenn man den einmal im Keller hat, wird man ihn nicht wieder los", sagt Neuschwander. Um dem holzzerstörenden Pilz zu entgehen, favorisiert sie Lagersysteme aus Stein, Ton oder hochwertigem Eichenholz.
Der Bau oder Umbau beziehungsweise die Ausstattung eines Weinkellers kann durchaus 15 000 Euro oder mehr kosten. Das ist der Genuss nicht jedem Weinliebhaber wert. Außerdem können ja nur Hausbesitzer überhaupt einen Raum einrichten. Wein kann man jedoch auch in Wohnräumen aufbewahren - in Weintemperier- oder Weinklimaschränken. Erstere sind dazu gedacht, den Wein direkt vor dem Genuss auf die richtige Trinktemperatur zu bringen.
Vierstellige Kaufpreise
Weinklimaschränke sind darüber hinaus geeignet, Wein länger zu lagern. Im ganzen Innenraum oder in einzelnen Zonen herrscht eine konstante, digital einstellbare Temperatur. Beim Kauf sollten Weintrinker neben dem Volumen des Innenraums das Energielabel des Gerätes im Blick haben, rät Werner Scholz, Geschäftsführer des Fachverbandes Elektro-Haushalt-Großgeräte in Frankfurt am Main. Die höchste Energieeffizienzklasse ist A.
Doch angesichts von gut vierstelligen Kaufpreisen lohnt sich selbst die Anschaffung eines Weinklimagerätes für Gelegenheitsgenießer kaum. Einzelne Flaschen können kurze Zeit durchaus in Wohnräumen lagern, ohne dass das Getränk an Qualität einbüße, sagt Weinexperte Büscher. Dabei sollte die Temperatur unbedingt konstant und so niedrig wie möglich sein. "Eine praktische, wenn auch unkonventionelle Lagerstätte ist unter dem Bett." (dpa)