Bad Honnef/München. Mit der Geburt eines Kindes ändert sich das Wohnen grundlegend. Um später Umbauten zu vermeiden, soll das Kinderzimmer mit entsprechenden Möbeln rechtzeitig eingerichtet werden. Experten empfehlen Eltern, auf die Wandlungsfähigkeit der Babymöbel und Wickelkommoden zu achten.
Mit dem ersten Baby ändert sich nicht nur das Leben, sondern auch das Wohnen grundlegend. Darauf sollte man sich rechtzeitig vorbereiten, rät die Münchnerin Cora Bojahr, Erzieherin, Heilpädagogin und Innenarchitektin, die sich in auf die Gestaltung von Kinderzimmern spezialisiert hat: "Zum einen entwickelt sich ein Neugeborenes unwahrscheinlich schnell, das kann einen überrollen. Zum anderen knüpft auch schon ein Säugling Erwartungen an seine Umgebung."
Wer ihm einen Raum biete, an dem er sich entspannt auf Stillen, Schlafen oder Wickeln einlassen kann, der helfe ihm, auf der Welt anzukommen.
Umsichtiges Planen erspart Umbauten
Dies müsse beim Säugling noch nicht unbedingt das eigene Zimmer sein – wer es jedoch schon einrichte, sollte gleich weiter denken. "Das Krabbeln und sich an den Möbeln hochziehen kommt schnell. Auch Stauraum für Spielzeug braucht man eigentlich von Anfang an. Und schneller als man denkt, braucht das Kind ein großes Bett – wer langfristig plant, sollte den Platz dafür, eventuell auch schon für einen Mal- oder Schreibtisch, bereits einplanen."
Möbel, die mitwachsen
Aus Babymöbeln wachse das Kind rasch heraus. Wer Möbel länger nutzen möchte, solle daher auf ihre Wandlungsfähigkeit achten, rät Ursula Geismann vom Verband der deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef: "Kinderbetten zum Beispiel sind sehr wandlungsfähig. Wegbereiter war hier vor fast 80 Jahren das legendäre PAIDI-Bettchen, das in ein Juniorbett oder auch in ein Kindersofa umgebaut werden kann."
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Auch Wickelkommoden seien heute Verwandlungskünstler, denn meist lasse sich der Wickelaufsatz abnehmen und das Möbel weiterhin als Kommode nutzen. Noch praktischer seien Modulsysteme, meint Bojahr: "Die Kommoden sind oft recht sperrig und stören in kleinen Kinderzimmern, wenn das Kind mehr Spielfläche braucht. Modelle, die man in zwei schmale Regale zerlegen kann, sind praktischer."
Überhaupt empfiehlt die Expertin Baukastensysteme, die sich mit dem Kind weiterentwickeln. Für die ganz Kleinen sollten die Möbel nicht zu hoch und offen sein, damit das Kind auf Spielzeug zugreifen kann. "Ganz wichtig ist die Standfestigkeit. Wenn das Kind anfängt zu laufen, wird es sich an den Möbeln hochziehen und zum Spielen daran festhalten. In dieser Phase liegt auf dem Einüben von Stehen und Laufen die absolute Priorität des Kindes, das müssen die Möbel mitmachen."
Neutrale Möbel passen länger zum Kind - aber nicht ewig
In der Kindergartenzeit, wenn mehr Stauraum nötig sei, könne man nach oben aufstocken. In diesem Bereich seien geschlossene Schränke ideal, damit das Kind nicht visuell überreizt werde: "Hier kann Spielzeug gelagert werden, das momentan nicht gebraucht wird. In dem für das Kind zugänglichen Bereich gilt: Weniger ist mehr."
Das gelte auch für die Gestaltung der Möbel. Bojahr rät zu Neutralität: "Wer dekorative Elemente vermeidet, schafft zum einen eine Umgebung, in der das Kind sich besser auf sein Spiel konzentrieren kann, und zum anderen eine gute Voraussetzung für ein mitwachsendes Kinderzimmer."
Diesem Mitwachsen seien allerdings Grenzen gesetzt, berichtet Geismann: "Es ist ja schön gedacht, dass Möbel bis zur Volljährigkeit mitwachsen und man den Kinderschreibtisch noch im Studium nutzen kann – in der Realität haben die Kinder spätestens mit Einsetzen der Pubertät oft ihren eigenen Kopf und wollen den 'Kinderkram' nicht mehr."
Hinzu käme, dass die Eltern im Schnitt älter und damit oft besser situiert seien als früher und oft Einzelkinder großzögen, denen es an nichts fehlen solle. Da werde gerne alle drei bis vier Jahre komplett neu möbliert – auch weil die Eltern sich eigene Kinderwohnträume erfüllen.
Dennoch gebe es einen Trend zu hochwertigen und damit langlebigen Möbeln: "Sicherheit und gesundheitliche Unbedenklichkeit spielen im Bereich Kindermöbel naturgemäß eine ganz große Rolle." Eher als Billigmöbel würden diese dann weitergegeben oder auch gebraucht gekauft werden. (dapd)