Berlin/Düsseldorf. Senioren, die auch noch im Alter in ihrer eigenen Wohnung leben wollen, sollten nicht zulange warten. Experten empfehlen, schon mit 50 Jahren zur Wohnberatung gehen und sich Hilfe zu holen. Wer sich rechtzeitig kümmert, kann nämlich viel Geld sparen.
Die Stufen zur Haustür werden zum fast unüberwindlichen Hindernis. Das Bad in der Wanne fällt aus, weil man nur schwer allein wieder herauskommt. Stürze im Haushalt nehmen zu. In solchen Situationen brauchen ältere Menschen Hilfe.
"In vielen Kommunen gibt es kostenlose Beratungsangebote, wie Wohnungen so umgestaltet werden können, dass Senioren selbstständig bis ins hohe Alter darin leben können", sagt Heike Nordmann, Expertin für Pflege und Wohnen im Alter bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Sie rät, nicht abzuwarten, bis die ersten Hürden auftauchen, sondern den Weg zur Wohnberatung zu gehen, wenn ohnehin bauliche Veränderungen oder Modernisierungen geplant sind. "Das muss nicht erst mit 70 sein, es ist auch schon für 50-Jährige sinnvoll."
Barrierefreiheit bei Modernisierungen berücksichtigen
Wer rechtzeitig daran denkt, dass seine Wohnung später auch mit einem Rollstuhl oder Rollator gut nutzbar sein soll, spart viel Geld, denn er kann die Barrierefreiheit in sein normales Wohnkonzept einbinden. "Eigenheimbesitzer im fortgeschrittenen Alter renovieren oft noch einmal von Grund auf oder modernisieren ihr Haus, wenn sie genug Geld gespart haben oder eine Lebensversicherung ausbezahlt bekommen", weiß Heike Nordmann aus Erfahrung.
Vor solchen Projekten sollte eine Wohnberatung aufgesucht werden. Dort arbeiten unabhängige Experten, die ins Haus kommen und gemeinsam mit den Bewohnern nach Stellen suchen, die später Probleme machen könnten.
Schöne Bäder ohne Krankenhaus-Feeling
"Klassiker sind die Bäder", meint Heike Nordmann. In 80 Prozent der Fälle müssen sie umgebaut werden, damit man im Alter gut zurechtkommt. Statt der Badewanne sollten bodengleiche Duschen eingebaut werden. Viel Platz ist nötig, damit man sich im Bad auch mit einem Rollstuhl bewegen kann.
Waschbecken und Wasserhähne müssen auch für Rollstuhlfahrer erreichbar sein. "Wer sein Bad ohnehin neu gestalten will, kann diese Dinge von vornherein einplanen. Dann sieht das Bad auch schön aus, weil es aus einem Guss neu gebaut und nicht stückweise nachgerüstet wurde."
Die Bad- und Fliesenindustrie hat sich inzwischen auf barrierefreie Lösungen eingestellt und bietet schicke Accessoires an. Von Krankenhaus- oder Pflegeheimatmosphäre keine Spur.
Bewegungsfreiheit in allen Räumen
Auch im Eingangsbereich sind in der Regel Umbauarbeiten notwendig. In den meisten Fällen müssen Stufen zur Haustür entfernt und der Flur verbreitert werden. Dagegen genügen in der Küche sowie im Wohn- und Schlafzimmer oft schon einige Handgriffe.
Wichtig ist Bewegungsfreiheit in allen Räumen. "Ältere Menschen neigen dazu, ihre Wohnungen sehr voll zu stellen. Sie hängen an ihren Möbeln und viel Nippes", sagt Heike Nordmann. Aber wo es eng und voll ist, kommt es leichter zu Unfällen. Wohnberater helfen, die Möbel möglichst so zu stellen, dass die Bewohner überall gut durchkommen.
Lieblingsstücke wie der bequeme Sessel dürfen bleiben. "Wenn unter den Beinen fachmännisch Klötzchen befestigt werden, stehen sie höher und die Senioren können sich leichter hinsetzen und besser aufstehen", meint die Expertin. Stolperfallen wie überlappende Teppiche oder lose Kabel sollten auch beseitigt werden.
Betreuung bei den Umbauarbeiten
Nach dem Besuch des Wohnberaters erhalten die Bewohner ein Protokoll und eine Skizze, die die Umbaumaßnahmen beschreibt. "Damit können sich die Kunden an die entsprechenden Handwerker wenden", sagt Heike Nordmann. Die Wohnberater arbeiten unabhängig, geben aber Tipps, wo erfahrene Handwerker zu finden sind. Sie kümmern sich bei Bedarf auch um die Planung und Kontrolle der Arbeiten.
Soziale Kontakte erhalten die Selbstständigkeit
"Die Anpassung der Wohnung an die Bedürfnisse im Alter ist gewissermaßen die Hardware. Ebenso wichtig ist aber die Software, nämlich die Einbindung in das soziale Umfeld", meint Stefanie Adler von der Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros.
In Göttingen gibt es zum Beispiel mobile soziale Wohnberater, die nicht nur die Wohnung im Blick haben, sondern auch soziale Kontakte anregen. Denn das größte Problem älterer Menschen ist die Einsamkeit, der Rückzug in die eigenen vier Wände. Eine gute Nachbarschaft und Engagement in Vereinen oder bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit fördern die Gemeinschaft.
"Wer damit sein Leben lang Erfahrungen gesammelt hat, wird auch später Hilfe annehmen und so seinen Alltag meistern", sagt Stefanie Adler. In vielen Kommunen gibt es Netzwerke, die Senioren unterstützen, indem sie zum Beispiel Fahrdienste zum Einkaufen anbieten oder nach Krankenhausaufenthalten vorübergehende Betreuung organisieren.
"Ziel ist immer, die Selbstständigkeit zu erhalten und einen Umzug ins Heim zu verhindern." (dapd)