Berlin. . Wer aus eigenen Mitteln Altersvorsorge betreiben will, hat die Qual der Wahl: Die Anzahl der Versicherungs- und Sparmodelle ist kaum überschaubar, die Bedingungen und die Qualität der Verträge sind extrem unterschiedlich. Die Möglichkeit zur staatlichen Förderung sollte in jedem Fall geprüft werden.
Nur fünf von 29 Riester-Rentenverträgen verdienen laut einem aktuellen Vergleich von "Finanztest" die Note "gut". Das Angebot an staatlich geförderten Riester-Versicherungen ist vielfältig, die Qualitätsunterschiede immens. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten, privat für das Alter vorzusorgen. Dabei ist nicht jedes Modell für jeden geeignet.
Welche Möglichkeiten der Altersvorsorge gibt es überhaupt?
Der klassische Weg ist der Abschluss einer Rentenversicherung, bei der schon bei Vertragsabschluss bekannt ist, welche Mindestrente einmal ausgezahlt wird. Die Ertragschancen sind wegen der zuletzt stetig gesunkenen Überschussbeteiligung aber als mäßig einzustufen.
Wenig risikobehaftet aber auch ertragsarm sind Bankprodukte wie Sparpläne, Einmalanlagen mit Festzins oder Bundesschatzbriefe. Höhere Erträge versprechen Aktien- und Rentenfonds, vor allem bei ersteren besteht allerdings ein hohes Verlustrisiko durch Kursschwankungen.
Und wie sieht es mit Wohneigentum aus?
Wer über ausreichendes Eigenkapital und ein regelmäßiges Einkommen verfügt, der kann durch den Kauf einer Immobilie oder den Bau eines Häuschens fürs Alter vorsorgen. Die Investition in ein selbstbewohntes Haus oder eine Wohnung lohnt sich wegen der Kosten und Gebühren rund um den Immobilienkauf aber nur als langfristige Anlage.
Wegen der anhaltend niedrigen Zinsen und der durch die Finanzkrisen ausgelösten Unruhe an den Börsen haben die Immobilienpreise gerade in Großstädten zuletzt ein hohes Niveau erreicht. Anleger müssen sich fragen, ob sie ihre Investition durch einen Weiterverkauf wieder hereinbekommen würden.
Was tut der Staat zur Förderung der privaten Altersvorsorge?
Am bekanntesten ist sicherlich die vor zehn Jahren eingeführte Riester-Rente. Wer vier Prozent des rentenversicherungspflichtigen Einkommens in Bank- und Fondssparpläne oder eine Rentenversicherung steckt, erhält eine Grundzulage von 154 Euro jährlich. Eltern mit zwei kleinen Kindern können sogar mehr als 900 Euro bekommen. Mit Zulagen gefördert werden über das sogenannte "Wohn-Riester" seit einiger Zeit auch spezielle Sparverträge für Häuslebauer und Wohnungskäufer. Dabei sind die einzelnen Riester-Produkte für unterschiedliche Altersgruppen und Spartypen geeignet.
Steuervorteile vor allem für Selbstständige bietet die sogenannte Rürup-Rente. Wo das Unternehmen es anbietet, lohnt sich mitunter eine Betriebsrente, vor allem wenn der Arbeitgeber sich daran beteiligt. Mehr als 2600 Euro können jährlich steuer- und sozialbeitragsfrei in eine solche Versicherung fließen.
Was sind die Vor- und Nachteile der staatlich geförderten Modelle?
Ein großer Vorteil ist neben Zuschüssen und Steuervorteilen, dass die Verträge nicht auf das Vermögen angerechnet werden, wenn jemand in den Hartz-IV-Bezug rutscht. Schwer zu kalkulieren wird ihr Ertrag allerdings auch dadurch, dass die Rentenzahlungen daraus im Alter voll steuerpflichtig sind.
Kann die private Altersvorsorge die Rentenlücke durch die Verringerung der gesetzlichen Leistungen tatsächlich schließen? Nach Ansicht von Verbraucherschützern ist dies besonders deshalb schwierig, weil Produkte der privaten Anbieter oft versteckte Kosten enthalten. Diese fressen die staatlichen Zulagen teilweise wieder auf und verringern so die Vermögensbildung. Die schwere Vergleichbarkeit und Intransparenz der Produkte schreckt zudem viele weiter vom Abschluss einer Privatvorsorge ab. Derzeit gibt es 15,5 Millionen Riester-Verträge, obwohl eigentlich 38 Millionen Menschen förderberechtigt wären.
Wie könnte das System der privaten Altersvorsorge übersichtlicher gestaltet werden?
Da Banken und Versicherungen nicht nur den gelungenen Lebensabend ihrer Kunden, sondern auch ihren Profit im Auge haben, fordern Verbraucherschützer sogenannte Non-Profit-Angebote, etwa Riester-Konten, die von neutralen Stellen wie der Finanzagentur des Bundes verwaltet würden. In der Politik stößt dies derzeit auf wenig Resonanz. (AFP)