Berlin. Wer sich ein wenig mit Heiztechnik beschäftigt, stößt immer wieder auf eine Innovation: Infrarotheizungen. Sie sollen sparsam im Verbrauch sein, preiswert in der Anschaffung und dabei auch noch elegant aussehen, versprechen die Hersteller. Was ist dran?
Äußerlich haben diese Elektroheizungen wenig mit einer konventionellen Heizung gemeinsam. Nicht dicker als ein Bilderrahmen, hängen sie wie flache Platten an der Wand oder sind an Decken montiert. Im Inneren ist ihr Heizdraht verborgen, der eine Metallabdeckung erwärmt. Sie können Bildmotive als Dekoration haben, wie hübsche Kunstwerke an der Wand wirken, manche sehen wie ein Spiegel aus. Die Geräte werden daher gerne aus Dekorationsgründen genommen - es fällt nicht auf, dass es überhaupt eine Heizung im Raum gibt.
Infrarotheizungen haben einen hohen Anteil an Strahlungswärme. Sie wirken, als ob man an einem Lagerfeuer steht. Die üblichen Konvektionsheizungen erwärmen zwischen ihren Rippen dagegen mehr die Luft und geben weniger Strahlungswärme ab. Auch Badstrahler oder die mit Gas betriebenen Heizpilze vor Gaststätten sind Infrarotheizungen. Weil sie glühen, heißen sie Hochtemperaturstrahler. Infrarotheizungen für die Wohnung sind Niedertemperaturstrahler. Sie werden auch Wärmewellen- oder Dunkelstrahler genannt.
"Im Vergleich zu Gas etwa viermal so teuer"
Matthias Wagnitz ist allerdings "sehr skeptisch", ob Infrarotheizungen tatsächlich so effizient sind, wie die Hersteller versprechen. "Es sind elektrische Heizungen. Punkt", sagt der Referent für Energie- und Wärmetechnik beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVHSK). "Und mit Strom zu heizen, ist im Vergleich zu Gas etwa viermal so teuer." Er gibt daher zu bedenken: "Wenn man nicht gerade mit Ökostrom heizt, sind Infrarotheizungen auch vom Kohlendioxidausstoß her kein Gewinn für die Umwelt."
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Zwar sind Infrarotheizungen in der Anschaffung tatsächlich günstig, und man kann sie einfach durch das Einstecken in eine Steckdose in Betrieb nehmen. So preiswert wie oft angegeben ist die Anschaffung aber auch wieder nicht. "Mir liegt ein Angebot für ein Zweifamilienhaus über 12.000 Euro vor", sagt Udo Peters, Referent für Energietechnik bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Infarot in der Gesamtkostenrechnung am teuersten
Zum Vergleich: Für ein Mikro-Blockheizkraftwerk hat die Verbraucherzentrale 2013 Anschaffungskosten von 12.000 bis 25.000 Euro ermittelt. Bei einer Wärmepumpe rechnet der Bundesverband Wärmepumpe bei Anlagen mit Flachkollektoren mit 15.000 bis 20.000 Euro, mit einer Sonde sind es 20.000 bis 22.000 Euro. Bei diesen und weiteren Heizarten kommen noch die Kosten für Installation und Heizkörper hinzu.
Aber Peters betont: "Man muss spitz rechnen und alle Kosten betrachten. In der Gesamtkostenrechnung ist die Infrarotheizung die teuerste von allen." Betrachtet man die Kosten für zehn Jahre, lohne sich die Anschaffung einer guten Heizungsanlage oder Wärmepumpe, sagt Wagnitz. Wärmepumpen sammeln Wärme aus der Umgebungsluft oder der Erde und geben sie über eine Tauschflüssigkeit an den Heizkreislauf ab. Aus einer Kilowattstunde Strom, die sie für ihren Betrieb brauchen, machen sie drei bis vier Kilowattstunden Wärme.
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Selbst in einem Passivhaus, das sehr gut gedämmt ist, können Infrarotheizungen hohe Kosten verursachen. Das zeigte laut Wagnitz die ZVSHK-Umfrage "Heizen 2020". "Passivhäuser haben häufig eine Lüftungsanlage, die auf 20 Grad austariert ist", erklärt er. Wenn die Nutzer es wärmer haben wollen, stoße die Anlage schnell an ihre Grenzen. Wagnitz berichtet von einem ihm bekannten Beispiel, wo in einem Passivhaus Infrarotheizungen in jedem Zimmer als zusätzliche Wärmequelle verwendet wurden. Der Stromverbrauch lag bei 8000 Kilowattstunden. Das sei doppelt so viel, wie bei der Größe des Hauses zu erwarten gewesen wäre, sagt Wagnitz.
Geignet für Frostschutz oder Gartenlaube
Geeignet hält er Infrarotheizungen nur für kleine Räume, die man mit einer Zusatzheizung als Frostschutz ausstatten möchte. Auch in einer Gartenlaube, wo sie nur für wenige Stunden im Jahr laufen, seien die Geräte eine Option. Hier spielen Infrarotheizungen ihren Vorteil aus: Das Zimmer wird durch die direkte Strahlung sofort warm.
Angeboten werden Infrarotheizungen oft als Alternative zu Nachtspeicherheizungen. Über eine Million Haushalte in Deutschland heizen noch mit diesen Geräten. Qualitativ hochwertige Infrarotheizungen mit intelligenter Regeltechnik sollen sehr viel sparsamer als eine Nachtspeicherheizung sein, damit wird auf Herstellerseiten geworben. Eine Studie der ZWP Ingenieur-AG stellt aber bei einem Vergleich der Energieeffizienz von Nachtspeicher- und Infrarotheizungen nur geringe Unterschiede fest.
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Für Infrarotheizungen gibt es außerdem keinen günstigen Nachtstrom, sagt Udo Peters. Dieser Tarif, der einmal extra für den Betrieb von Nachtspeicherheizungen eingeführt wurde, koste zurzeit rund 20 Cent pro Kilowattstunde gegenüber 28 Cent im Normaltarif. Deshalb kam die ZWP Ingenieur-AG in ihrer Studie schließlich auf höhere Stromkosten für die Strahlungsheizung als für die Nachtspeicherheizung.
Die großen Unterschiede in der Bewertung von Infrarotheizungen könnten mit der bisher nicht vorhandenen Normung für Niedertemperaturstrahler zusammenhängen. Diese sei aber in Vorbereitung, berichtet Peter Kosack von der Technischen Universität Kaiserslautern.
Auf längere Sicht kann sich Kosack Elektroheizungen durchaus als Alternative zu Konvektionsheizungen vorstellen, nämlich um überschüssigen Ökostrom aus Windenergie oder Photovoltaikanlagen zu verwerten. Schließlich hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, Deutschland bis 2050 klimaneutral zu machen. Dann, so rechnet das Umweltbundesamt, wird Strom aus erneuerbaren Energien der alleinige Brennstoff fürs Heizen sein. (dpa)