Wer sich ein wenig mit Heiztechnik beschäftigt, stößt immer wieder auf eine Innovation: Infrarotheizungen. Sie sollen sparsam im Verbrauch sein, preiswert in der Anschaffung und dabei auch noch elegant aussehen, versprechen die Hersteller. Was ist dran?
Äußerlich haben diese Elektroheizungen wenig mit der konventionellen Heizung gemeinsam. Nicht dicker als ein Bilderrahmen, hängen die Platten an der Wand oder sind an Decken montiert. Im Inneren ist ihr Heizdraht verborgen, der eine Metallabdeckung erwärmt. Sie können Bildmotive als Dekoration. Infrarotheizungen haben einen hohen Anteil an Strahlungswärme. Sie wirken, als ob man an einem Lagerfeuer steht. Die üblichen Konvektionsheizungen erwärmen zwischen ihren Rippen dagegen mehr die Luft und geben weniger Strahlungswärme ab.
Matthias Wagnitz vom Zentralverband Heizung Sanitär Klima (ZVHSK) ist allerdings „sehr skeptisch“, ob Infrarotheizungen so effizient sind, wie Hersteller versprechen. „Es sind elektrische Heizungen. Punkt“, sagt er. „Und mit Strom zu heizen, ist im Vergleich zu Gas etwa viermal so teuer.“ Heizt man nicht mit Ökostrom, sind die Geräte auch vom Kohlendioxidausstoß her nicht umweltfreundlich.
Doppelter Stromverbrauch
Zwar ist die Anschaffung günstig, und man kann sie einfach durch das Einstecken in eine Steckdose in Betrieb nehmen. So preiswert wie oft angegeben ist die Anschaffung aber nicht. „Mir liegt ein Angebot für ein Zweifamilienhaus über 12.000 Euro vor“, sagt Udo Peters von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „In der Gesamtkostenrechnung ist die Infrarotheizung die teuerste von allen.“ Betrachtet man die Kosten für zehn Jahre, lohnt sich eher die Anschaffung einer guten Heizungsanlage oder Wärmepumpe.
Selbst in einem gedämmten Passivhaus können Infrarotheizungen hohe Kosten verursachen. Matthias Wagnitz: „Passivhäuser haben häufig eine Lüftungsanlage, die auf 20 Grad austariert ist. Soll es wärmer sein, stößt die Anlage schnell an ihre Grenzen.“ Der Heizfachmann kennt ein Beispiel, wo in einem Passivhaus Infrarotheizungen in jedem Zimmer als zusätzliche Wärmequelle verwendet wurden. Der Stromverbrauch lag bei 8000 Kilowattstunden. Doppelt so viel, wie bei der Größe des Hauses zu erwarten gewesen wäre. Geeignet sind Infrarotheizungen nur für kleine Räume, die man mit einer Zusatzheizung ausstatten möchte. Auch in einer Gartenlaube, wo sie nur für wenige Stunden im Jahr laufen, sind die Geräte sinnvoll. Hier spielen Infrarotheizungen ihren Vorteil aus: Das Zimmer wird durch die direkte Strahlung sofort warm. Angeboten werden Infrarotheizungen oft als Alternative zu Nachtspeicherheizungen.
Qualitativ hochwertige Modelle mit intelligenter Regeltechnik sollen sehr viel sparsamer als eine Nachtspeicherheizung sein, damit werben Hersteller. Eine Studie der ZWP Ingenieur-AG stellt aber bei einem Vergleich der Energieeffizienz nur geringe Unterschiede fest. „Für Infrarotheizungen gibt es außerdem keinen günstigen Nachtstrom“, ergänzt Udo Peters. Dieser Tarif koste zurzeit rund 20 Cent pro Kilowattstunde gegenüber 28 Cent im Normaltarif.