Princeton. . Wenn man einem Vortrag lauscht und sich dabei eifrig Notizen macht, spielt es dann eine Rolle, ob man einen Laptop oder einen Kugelschreiber verwendet? Diese Frage hat die amerikanische Psychologin Pam Mueller ins Grübeln gebracht. Ihre Studie mit Studenten zeigt: Der Stift bringt’s.

Der Psychologin an der Universität Princeton war wieder eingefallen, dass sie sich als Studentin oft verunsichert und unwohl gefühlt hat, wenn sie am Computer eine Vorlesung mitgeschrieben hatte. „Ich hatte den Eindruck, die Hälfte der Vorlesung vergessen zu haben“, sagt sie. Als sie Daniel Oppenheimer, ihrem Kollegen von der Uni Kalifornien, davon erzählte, teilte er ihr mit, ähnliche Erfahrungen gemacht zu haben. Daraufhin beschlossen die beiden, der Sache auf den Grund zu gehen. Über ihre Forschungsergebnisse berichten sie in der neuesten Ausgabe des Fachjournals „Psychological Science“.

Mueller und Oppenheimer spielten 65 Studenten 15-minütige Videofilme mit Aufzeichnungen von Vorträgen vor. Während die Filme liefen, durften die Testpersonen – von denen die eine Hälfte mit Laptops, die andere Hälfte mit Kugelschreibern und Blocks ausgerüstet war – festhalten, was ihnen wichtig erschien.

Anschließend wurde überprüft, was die Studenten von den Vorträgen im Gedächtnis behalten hatten. Hierbei kam ein fundamentaler Unterschied zutage. Wenn es allein um Fakten („Vor wie vielen Jahren existierte die Indus-Kultur?“) ging, schnitten beide Gruppen etwa gleich gut ab. Doch wenn es sich um das Verständnis komplexerer Zusammenhänge („In welchem Maße unterscheiden sich Japan und Schweden in ihrem Umgang mit sozialer Ungleichheit?“) handelte, erwies sich die Kugelschreiber-Gruppe der Laptop-Gruppe als deutlich überlegen.

Wort für Wort – oder nur das Wesentliche?

Worauf diese Diskrepanz vermutlich zurückzuführen ist, wurde Mueller und Oppenheimer klar, als sie die Notizen sämtlicher Probanden miteinander verglichen. Für diejenigen Probanden, die einen Computer benutzt hatten, war charakteristisch, dass sie unermüdlich in die Tasten gehauen und ständig versucht hatten, Passagen der Vorträge Wort für Wort wiederzugeben. Diejenigen hingegen, die einen Kugelschreiber verwendet hatten, hatten erheblich weniger aufgeschrieben, sie hatten sich damit begnügt, nur die wesentlichen Informationen zu notieren, und das von vornherein in ihren eigenen Worten.

„Möglicherweise beschäftigen sich Menschen beim handschriftlichen Notieren mehr mit dem Verarbeiten als beim Tippen in den Laptop, so dass sie nur die wichtigeren Informationen für ihre Notizen auswählen“, schreiben Mueller und Oppenheimer. Offenbar würde jeder, der einigermaßen schnell tippen könne, dazu neigen, alles Gehörte eins-zu-eins wiederzugeben, ohne weiter nachzudenken. Wer aber einen Schreiber benutze, würde sich schwer damit tun, beim Mitschreiben hinterher zu kommen. Also würde er dazu neigen, sich von Anfang an auf die Kernaussagen zu konzentrieren.

Doch könnte es nicht sein, dass man langfristig im Vorteil ist, wenn man sich ausschließlich Notizen in elektronischer Form macht? Denn digitale Vorlesungsmitschriften könnten dazu reizen, sich später mit ihnen öfter zu beschäftigen, weil sie ziemlich ausführlich sind und weil sie übersichtlicher und erheblich leichter zu entziffern sind als Handschriftliches.

Auch langfristig siegten die Kugelschreiber

Um das zu klären, haben Mueller und Oppenheimer ein weiteres Experiment durchgeführt. Wiederum wurden Filme mit Vorträgen gezeigt. Dieses Mal wurde den Probanden gesagt, dass sie ihre Aufzeichnungen aufbewahren sollten. Denn eine Woche später würden sie sie gut gebrauchen können. Dann würde man sie darauf testen, wie gut sie die Vorträge verstanden hätten und wie viel in ihrem Gedächtnis haften geblieben wäre. Diese veränderte Versuchsanordnung führte zu keinem anderen Ergebnis. Wieder machte die Kugelschreiber-Gruppe das Rennen.

„Ich glaube allerdings nicht“, erklärt Pam Mueller, „dass die Leute bald scharenweise zum Notizblock zurückkehren werden. Doch es gibt ja verschiedene Touchpens, mit denen man seine Aufzeichnungen elektronisch abspeichern kann. Gleichzeitig hat man dann den Vorteil, dass man gezwungen ist, die Informationen gleich aufzubereiten, anstatt sie bloß stumpfsinnig zu transkribieren.“