Essen. . Mücken wählen tatsächlich sehr genau aus, wen sie stechen und wen nicht: Ausschlaggebend scheint eine Duftmischung auf der Haut zu sein. Aber was hilft wirklich gegen die Blutsauger - Kerzen mit Zitronenduft, Sprays oder gar eine Knoblauchfahne?

Am schlimmsten ist das Summen in der Nacht. Ganz plötzlich taucht es auf. Natürlich gerade, wenn man schlafen will. Es nähert sich, ist ganz dicht am Ohr. Dann verschwindet es. Und jetzt beginnt das große Abwägen. Stehe ich auf und versuche die fiese Mücke zu töten, oder hoffe ich darauf, dass sie es auf den Menschen neben mir im Bett abgesehen hat? Denn die Forschung zeigt, Mücken sind wählerisch. Jeder Mensch duftet anders – die einen lecker, die anderen sogar abschreckend.

Warum ist der Duft so wichtig?
Mücken werden zu allererst durch Kohlendioxid in der Atemluft angezogen. „Ein Mensch atmet ein Kilogramm Kohlendioxid pro Tag aus – das lockt die natürlich an“, sagt Dr. Andreas Rose, medizinischer Etymologe – oder einfach ausgedrückt: Mückenforscher von der Firma Biogents in Regensburg. Ein neues Auto produziert derzeit übrigens im Vergleich im Durchschnitt etwa 150 Gramm pro Kilometer.

Ausschlaggebend scheint aber eine Duftmischung auf der Haut zu sein aus Ammoniak und verschiedenen Fettsäuren. „Eigentlich alles, was käsig riecht“, erklärt der Experte. Bei jedem Menschen setzt sich diese Mischung offenbar anders zusammen. „Es scheint da etwas Genetisches zu geben“, so Rose. Deshalb können Polizeihunde nicht nur bestimmte Menschen erschnüffeln, sondern sogar Verwandtschaftsgrade.

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Eine Langzeitstudie hat gezeigt, dass Mücken an einem Menschen immer das gleiche Interesse zeigen – unsere Duftmischung scheint sich im Laufe der Jahre nicht zu verändern. Jede Mückenart reagiert auf andere Duftstoffe. Und allein in Deutschland haben wir 50 Mückenarten – etwa ein Dutzend davon interessiert sich für Menschen. Die gute Nachricht ist: Menschen scheinen auch Schreckstoffe zu produzieren – daran forschen mehrere Labors.

Lockt Licht nachts die Mücken an? 

Mach das Licht aus, sonst kommen Mücken rein?
Für Mücken ist das Lampenlicht verwirrend – es lockt die meisten Arten aber nicht an. Was sie vor allem anlockt, ist der Dunst, den die Menschen von sich geben und der in einem geschlossenen Raum natürlich viel konzentrierter ist. „Die Mücken kommen rein, setzen sich auf eine Wand und warten bis sich alles im Zimmer beruhigt hat“, sagt Rose. Deshalb machen sie sich oft auch erst bemerkbar, wenn wir schlafen wollen.

Sind schwitzende Menschen für Mücken interessanter?
Es gibt viele Mythen. So sollen Menschen mit hohem Blutzuckerspiegel häufiger gestochen werden. „Wie soll die Mücke das riechen?“, sagt Rose. Auch Frauen zwischen dem 13. und 18. Zyklustag sind nicht angreifbarer. Ja, Menschen nach dem Sport sind interessanter – aber nicht, weil sie schwitzen, sondern weil sie mehr vom herrlich duftenden Kohlendioxid ausatmen. Knoblauch essen, Vitamin B zu sich nehmen, alles gut und schön – aber wissenschaftlich gesehen nicht hilfreich. „Wir haben nun herausgefunden, dass Alkohol wohl eine Rolle spielt“, sagt Rose. Der scheint den Wirt attraktiver zu machen, jedenfalls bis er wieder nüchtern ist.

Kerzen, Halsketten, Spray - was wirkt? 

Wie kann ich mich am besten schützen?
Die EU hat die Richtlinien für Insektenschutzmittel geändert. Nun müssen Hersteller nachweisen, dass die Inhaltsstoffe wirken. Deshalb haben Duftkerzen à la Citronella keinen Hinweis mehr auf Mückenschutz auf der Verpackung. Ähnliches gilt für speziell beworbene Halsketten. „Wenn es mit der Halskette getan wäre, hätten wir Malaria schon ausgerottet“, vermutet Andreas Rose.

Man schmiert sich aber nicht umsonst akribisch mit Insektenschutz – sogenannten Repellents – ein. Und da gilt: Alles, was von Stiftung Warentest positiv bewertet wurde, hat irgendeine Wirkung. Die ist bloß von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Deshalb sollte man im Zweifel verschiedene Repellents ausprobieren. DEET ist nach wie vor der beste Wirkstoff. Beim Eincremen gilt: Bitte sorgfältig! „Wenn Sie ein zwei Euro großes Stück Haut auslassen, findet die Mücke das“, sagt Andreas Rose.

Zitrone oder Essig neutralisieren das Gift direkt nach dem Stich 

Und wenn es zu spät ist?
Eben war das Summen noch da, nun verrät eine kleine Stelle auf der Haut: Das Biest hat zugeschlagen, mit seinem Speichel ein Giftgemisch unter unsere Haut gejagt und so das Gewebshormon Histamin freigesetzt, das nun die Nerven um die Stichstelle reizt. Der Mückenstich juckt und schwillt an. Kratzen verschlimmert alles – da sind wir uns einig. Bei der Frage, was man stattdessen gegen die juckende Quaddel machen sollte, scheiden sich die Geister.

Es kursieren spannende Tipps: Mit einem Kreuzschraubendreher eindrücken oder Pipi drauf machen zum Beispiel. Jeder hat ein Hausrezept. Bewährt hat sich Kühlen. Das lässt die Schwellung abklingen, der Juckreiz kehrt meist zurück. Säure, etwa Zitrone oder Essig, neutralisieren das Gift direkt nach dem Stich. Man muss nur schnell sein. Ein weiterer Tipp ist Hitze. Das Mückengift basiert auf Eiweißproteinen. Diese werden bei über 45 Grad Celsius zerstört. Ein erhitzter Löffel oder heißes Wasser können so das Gift neutralisieren. Aber: Vorsicht vor Verbrennungen.

Ein Wundermittel ist unser Speichel. Der kühlt nicht nur und enthält Schmerzstiller, er beinhaltet auch Antihistamine, die das Histamin bremsen. Als Mittel für unterwegs wird der Spitzwegerich heiß gehandelt. In seinen Blättern sind Entzündungshemmer und der antibiotische Stoff Acubin. Blätter in der Hand zerreiben und auf den Stich legen. Und wenn alles nicht hilft, in Selbstbeherrschung üben, damit die Finger nicht doch zu der juckenden Stelle wandern.