Essen. Kein Action-Kracher wie viele andere: In „Iron Man 3“ muss Robert Downey Jr. zeitweise ohne technische Hilfsmittel auskommen. Dabei entdeckt er seine menschliche Seite und gewinnt Selbstvertrauen zurück. Eine unterhaltsame Comic-Verfilmung, auch für Leute, die nicht für Superhelden schwärmen.

Mit Iron Man und seinem Darsteller Robert Downey Jr. hat das Universum der Marvel-Superhelden doch endlich mal einen Komödianten vorzuweisen. Vielleicht liegt es daran, dass der Unternehmer und Tüftler Tony Stark eigentlich auch gar keine Superkräfte besitzt, dass es allein seine inzwischen gar nicht mehr so schweren Rüstungen sind, die seine Kräfte potenzieren. Noch in den gefährlichsten Situationen verliert dieser Typ in Downeys hinreißender Darstellung nie seine Selbstironie und seine Begabung für elegante verbale Pirouetten.

Dabei hat dieser Tony zu Beginn seines dritten Kinofilms (Start: 1. Mai) eigentlich gar keinen Grund, um fröhlich zu sein. Nach dem Abenteuer zuletzt mit den „Avengers“, diversen anderen Hervorbringungen der Marvel-Welt, leidet er offenbar unter Minderwertigkeitsgefühlen. Er wird von Angst­attacken gequält, kann kaum noch schlafen, nimmt noch nicht mal Notiz davon, dass ein Terrorist mit dem Namen „Mandarin“ (Ben Kingsley) die USA mit Anschlägen überzieht. Freundin Pepper (Gwyneth Paltrow) ist ernsthaft besorgt.

Eine unverhohlene Karikatur Bin Ladens

Die Sorge steigt, als der „Mandarin“, eine unverhohlene Karikatur Bin Ladens, ein Bombenattentat vor dem legendären Chinese Theatre Kino in Los Angeles verüben lässt, bei dem Tonys Sicherheitschef (Jon Favreau) schwer verletzt wird. Wenn das unseren Helden schon persönlich tangiert, dann erst recht der Luftangriff auf sein luxuriöses Domizil am Strand von Malibu, der nur noch Schutt und Asche hinterlässt. Stark kommt zwar mit dem Leben davon, doch ihm bleibt lediglich eine kaum funktionierende Iron-Man-Prototyp-Rüstung.

Die Tatsache, dass Stark nun von einem Kaff in Tennessee aus und kaum mit Hilfsmitteln ausgestattet den Gegenangriff auf das Böse vorbereitet, bringt uns zum Kern dieses Films. Denn Regisseur Shane Black („Kiss Kiss, Bang Bang“) und sein Koautor Drew Pearce wollen den Superhelden hier auf sein menschliches Vermögen reduzieren, wollen ihn sich emanzipieren lassen von den Kokons seiner Rüstungen, die jeder Hobby-Psychologe sofort auch als Fluchtpunkte deuten würde. Weite Strecken des Films muss Iron Man darum ganz ungeschützt vorgehen, was sein Selbstwertgefühl wieder enorm steigert. Und für Downey Jr. eine große Chance, sich mehr als sonst einzubringen.

Sequenz im freien Fall

Als Stark jedoch neben dem „Mandarin“ in Gestalt des verrückten Wissenschaftlers Aldrich Killian (Guy Pearce) noch ein weiterer Bösewicht entgegentritt, wird die Aufgabe um ein Vielfaches schwerer. Killian hat etwas erfunden, das den Menschen bis auf Hochofentemperatur bringen kann, Explosion bei Überdruck garantiert. „Wir schaffen unsere eigenen Dämonen“, erkennt der derzeit verhinderte Superheld. Denn Killian ist ihm nicht unbekannt: Den jungen, aufstrebenden Erfinder hat er einst brüsk versetzt, weil ihm amouröse Dinge wichtiger waren. Solches Verhalten, man sieht es, rächt sich eines Tages.

Witzig, spannend, überraschend

Action-Liebhaber sollten dies trotz allem nicht als psychologische Studie oder als Kammerspiel missverstehen. Schon die Zerstörung von Tony Starks Refugium wird mit beeindruckenden Trickeffekten in Szene gesetzt. Aber das ist nichts gegen jene Sequenz mitten im Film, die den Zuschauer schwindlig werden lässt: 13 Menschen werden aus einem Flugzeug in den freien Fall geschleudert, der sichere Tod wartet auf sie, doch dann jagt Iron Man herbei, sammelt sie alle der Reihe nach auf, bildet mit ihnen eine breite Kette und hofft auf die Möglichkeit einer sanften Landung. Das große Finale in einer voll mechanisierten Schiffswerft kann dieses grandiose Intermezzo schwerlich toppen.

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„Iron Man 3“, unnötigerweise mal wieder in 3 D, können selbst Menschen anschauen, die für Superhelden gemeinhin nichts übrig haben. Er ist witzig, spannend, immer wieder überraschend, getragen von einem Hauptdarsteller, der sein Publikum von Anfang an in der Hand hat. Und es nicht mehr loslässt.