Essen. Seit drei Jahren wachsen immer mehr „Meine Ernte“-Gärten in ganz Deutschland. Inzwischen sind es über 2000 an 22 Standorten in Deutschland. Menschen mieten kleine Parzellen, die bereits bepflanzt sind. Sie müssen nur noch gießen, Unkraut jäten und schließlich ernten.

Spätestens Ende April geht es los auf den 50 Parzellen am Mechtenberg, im grünen Städtedreieck zwischen Essen, Wattenscheid und Gelsenkirchen: Dann werden die Mietgärten auf dem Ackergelände von Bauer Budde mit jungem Gemüse bepflanzt: 20 verschiedene Sorten von Bohne bis Kürbis pro Garten, selbstverständlich „öko“ angebaut, ein paar Kräuter und Schnittblumen gibt’s obendrein.

Und am 5. Mai ist „Feldübergabe“: Dann kommen die Menschen aus der Stadt, die hier 45 Quadratmeter (für 179 Euro) oder auch 85 Quadratmeter (für 329 Euro) angemietet haben, und müssen in den Monaten darauf nur noch gießen, Unkraut jäten – und dann endlich selber ernten. Sogar das Werkzeug dafür stellt Hubertus Budde, fachliche Beratung inklusive, mit Sprechstunden und Newsletter aufs Smartphone. Selbstversorgung für Anfänger, mit „schlüsselfertigen“ Gemüsegärten.

Stress hinter sich lassen

„Meine Ernte“ heißt diese Geschäftsidee, und die Mietgrün-Firma, die dahinter steckt, betreiben zwei junge Frauen aus Bonn. Sie gingen 2010 mit 250 Gärten an den Start, drei Jahre später sind es jetzt mehr als 2000 an 22 Standorten zwischen Stuttgart und Berlin. Tendenz: steigend. Stets am Rande einer Großstadt, das Angebot richtet sich an Stadtpflanzen ohne eigenen Garten, die schnell im Grünen, an der frischen Luft sein wollen und den Stress hinter sich lassen: in Düsseldorf und Bochum etwa, in Oberhausen, Dortmund und Köln, in Münster, Leverkusen und Aachen.

Ohne Zäune und Hecken

Kleine Schildchen, damit es kein grünes Durcheinander gibt.
Kleine Schildchen, damit es kein grünes Durcheinander gibt.

Es geht dabei sowohl um den Erholungswert der gezielt ausgesuchten „Landidylle“ als auch um frisches, unbelastetes Gemüse. Die „Meine Ernte“-Gärtner halten sich außerdem zugute, dass ihre Lebensmittelproduktion hilft, lange Transportwege und damit CO2 zu vermeiden. Erntefrisches Gemüse hat außerdem weit mehr Vitamine als alles, was eingekauft werden muss, weil der Nährstoffgehalt von Obst und Gemüse mit jedem Tag sinkt. Vom Geschmack einmal ganz abgesehen. Und wer in seinem Mietgarten ständig nachsät, der könne Gemüse im Wert von rund 600 Euro pro Saison ernten (also von Anfang Mai bis Anfang November), stellt „Meine Ernte“ in Aussicht.

Nicht nur Rentner mieten Gärten

Außerdem können Familien den Kindern eindrucksvoll vorführen, dass Möhren nicht an Büschen wachsen und Bohnen nicht in der Erde. Genutzt werden die Mietgärten übrigens von Menschen jeden Alters, von Kindertagesstätten über Studierende bis zu Rentnern. Und: Sie müssen sich alle miteinander vertragen, mehr noch als alle Schrebergärtner. Denn die Grenzen zwischen den Parzellen werden hier in der Regel nur von Furchen markiert, erlaubt sind höchstens noch Schnürchen. Hecken kommen hier ebenso wenig in die Samentüte wie Zäune und Blockhütten. Die sind ja eher was für Fortgeschrittene, für eingefleischte Gemüsegärtner und Koloniebewohner.