Essen. . Der Büchnerpreisträger Walter Kappacher versteht es, mit Worten filigrane Landschaften zu malen. In seinem neuen Roman „Land der roten Steine“ gerät er jedoch dabei ins Stolpern, indem er Wanderungen minuziös schildert.

Filigrane Landschaftsmalerei in Worten, Darstellung der Weite in aller Breite, Erdkunde als Unterwegssein: Darauf versteht sich der Österreicher Walter Kapp­acher (73) so sehr, dass ihn die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung vor drei Jahren mit dem Büchnerpreis ehrte.

Mit seinem jüngsten Roman „Land der roten Steine“ setzt Kappacher seinen Weg fort, hier bricht der kurz vor der Verrentung stehende Mediziner Wessely aus dem österreichischen Bad Gastein in den US-amerikanische Südwesten auf, Utah und die Canyons des Colorado River sind die Ziele. Das Innere der Seele gehört selbstverständlich auch dazu, denn Wessely flieht offenbar auch vor der drohenden Leere durch den Ausstieg aus dem Beruf in die landschaftliche Weite.

Land der roten Steine von Walter Kappacher
Land der roten Steine von Walter Kappacher © WAZ

Doch was als Genuss, als Ankunft am Sehnsuchtsort gedacht war, verstolpert sich in den Kleinigkeiten einer Reise in die Wildnis, in schiefstehenden Jeeps, und den mürrischen Sätzen des Führers Everett, eines Navajo-Nachkommen, dem die ganz Zivilisation samt ihrer seltsamen Touristen bis zur Halskrause steht. Und der eigentlich keine Führungen mehr machen möchte, aber Geld braucht, um sein Haus fertigzubauen.

Beim ersten Kapitel des dreiteiligen Romans gibt es noch viel zu lernen über Wessely, seine verstorbene Ehefrau, einen toten Freund und seinen sterbenden Vater.

Der weitaus längere, ja eine richtiggehend lange Weile sich erstreckende Mittelteil besteht aus einer minuziösen Schilderung von stundenlangen Fahrten und Wanderungen, in denen die Frage nach ausreichenden Wasservorräten noch einen der größeren Aufreger bildet. Es ist ganz offensichtlich Kapp­achers Ziel, eine Ahnung von der Unendlichkeit, der Menschenleere, ja Menschenfeindlichkeit des Canyonlands zu vermitteln, und das gelingt perfekt. Dass gerade dieser Natur jedoch ein höherer Sinn abzulauschen wäre, der ihr innewohnt, bleibt ein bloßes Raunen zwischen roten Steinen.

  • Walter Kappacher: Land der roten Steine. C. Hanser Verlag, 160 Seiten, 17,90 Euro